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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition)
Autoren: Andrea Mertz
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Wahrscheinlich war es einer der jungen Libyer, dem seine Hilfe ein Bein gekostet hatte. Wenigstens lebte der Junge noch, auch wenn er viel Blut verloren hatte. Wenn er gute Karten bei seinem Gott hatte, würde das auch so bleiben. Gevatter Tod macht im Krieg keinen Unterschied und erntet selbst unschuldige Kinder und Frauen.
    „Das kann Stunden dauern, die Funkgeräte sind hinüber und Handyempfang haben wir hier auch nicht“, gab Sinclair zu bedenken. „Es ist zu gefährlich für euch allein.“
    „Es ist die beste Lösung. Raven und ich bleiben hier“, entschied Frank und beendete damit die kurze Diskussion.
    „Okay.“ Sinclair und Duncan akzeptierten seine Entscheidung klaglos, entfernten sich und wenig später setzte sich der Jeep mit seiner menschlichen Fracht in Bewegung.
    Er wusste, dass er sich auf Sin und Duncan verlassen konnte, dennoch blickte er voller Sorge dem durch das schwierige Gelände holpernde n Gefährt nach. Wenn sie schnell genug waren, würden auch die Verletzten überleben. Glücklicherweise waren nur wenige Agenten der Shadow Force an diesem Einsatz beteiligt gewesen und keiner von ihnen verletzt worden. Das hatte schon anders ausgesehen. Besonders in den letzten Monaten, die bei ihnen allen Spuren hinterlassen hatten.
    „Der Letzte räumt auf?“ Frank boxte Raven freundschaftlich in die Rippen, als der überladene Jeep ihren Augen entschwunden war.
    „Aufräumen? Nur Genies beherrschen das Chaos“, konterte Raven und verzog kaum merklich die Lippen. „Hoffentlich ist der Heli bald da. Mir ist nach einer heißen Dusche, einem Berg von saftigen Steaks und einer weichen Matratze.“ Er nahm den schweren Helm ab und fuhr sich mit der Hand durch das verschwitzte Haar. Dann hockte er sich auf den Boden und verschnaufte. Die Anstrengung seiner Aktion war ihm noch immer anzumerken.
    „Gute Idee.“
    Frank nickte. Dem Wunsch konnte er sich anschließen. Er fühlte sich verkrampft, innerlich leer und ausgepowert. Dennoch war er als Vorgesetzter und Freund für Raven verantwortlich und schnitt das ungeliebte Thema an. Sie waren allein, ein guter Moment für ein kurzes Gespräch unter Männern.
    „Musstest du uns allen vorhin die Show stehlen?“, fragte er halb scherzhaft, halb ernst. „Ich dachte, wir hätten dieses Thema besprochen.“
    „Was meinst du?“ Ravens Blick verfinsterte sich. Er wusste zu gut, worauf Frank anspielte.
    „Keine halsbrecherischen Alleingänge mehr. Es dauert Sekunden, bis dein Schutz aktiv ist. Sekunden, in denen du verletzt oder getötet werden kannst.“
    „Es hat doch alles geklappt“, gab Raven gelassen zurück. „Allein das zählt.“
    „Irgendwann endet jede Glückssträhne“, warf Frank ein und legte Raven seine Hand auf die Schulter. „Ich erwarte, dass du dich an meine Anweisungen hältst.“
    „Aye aye Lieutenant Colonel Morgan.“ Raven stand auf, salutierte mit einem Grinsen und wollte sich abwenden, doch Frank hielt ihn zurück.
    Er wusste, dass sein Freund sich nicht an die Vorgaben halten würde. Ein sturer und eigensinniger Mistkerl war dieser Schotte. Dazu verschlossen wie eine frische Auster. Am liebsten hätte er ihn durchgeprügelt, damit er zu Verstand kam, aber das wäre ihm selbst nicht gut bekommen. Vielleicht war es an der Zeit, diesen Heißsporn für einige Wochen aus dem Verkehr zu ziehen und in den verdienten Urlaub zu schicken. Sie waren alle längst überfällig und urlaubsreif. Wahrscheinlich hatte die gleißende Sonne der Wüste ihren Teil beigetragen.
    „Ich meine es ernst.“ Ravens Wangenknochen mahlten, doch er schwieg. Seine Miene war undurchdringlich wie der dichte Morgennebel zwischen Englands tiefen Wäldern und grünen Auen, den Frank vermisste. In Libyens Hitze konnte man manchmal kaum atmen. „Vor einer Woche in Sirte wäre es beinahe schiefgegangen.“
    „Dafür habe ich dir deinen knackigen Hintern gerettet . “ Raven setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf. „Dieser Verlust wäre zu schade für die Damenwelt gewesen.“
    „Das hast du, verdammter Sturkopf.“
    „Na siehst du.“
    Frank erinnerte sich nur zu gut an den Tag, als Raven ihn in üblich halsbrecherischer Art und Weise aus einem Hinterhalt gerettet hatte. Und nicht nur ihn. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich gegenseitig den Rücken gedeckt hatten und es würde wahrscheinlich nicht das letzte Mal gewesen sein. In ihrem Job war es wichtig, dass man sich aufeinander verlassen und blind vertrauen konnte. Ihre Andersartigkeit und die
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