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Raus mit der Sprache

Titel: Raus mit der Sprache
Autoren: Ursula Steinbuch
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ausgesetzt sind und dann erst wieder am Ende dieses Abschnitts, ist es ganz normal, dass Sie Angst und Stress empfinden. Hilfreich für den Umgang mit diesen Gefühlen ist es, wenn Sie sich mit dieser Situation auseinander setzen.
Reden Sie mit anderen über Ihre Gefühle. Fragen Sie Ihre Kommilitonen, wie es ihnen ergeht, wenn sie die Prüfung noch vor sich haben, oder nach den Erfahrungen, wenn sie schon Prüfungen gemacht haben.
Häufig sind mündliche Prüfungen öffentlich, das heißt, Sie können sich hinten in den Prüfungsraum setzen und ein reales Bild vom Verlauf bekommen. Das wirkt in vielen Fällen entschärfend.
Es ist von Vorteil, wenn Sie etwas mehr über den Prüfer wissen und sich auf ihn einstellen können, das heißt, wenn Sie ihn aus einem oder mehreren Seminaren kennen, wenn Sie wissen, wie er mit bestimmten Situationen umgeht, welche Fragen er stellt, welche Positionen er vertritt.
In einem Vorgespräch, zu dem Sie sich vorher angemeldet haben, können Sie ihn außerdem fragen, wie er die Prüfungssituation handhabt.
Es hat sich auch sehr bewährt, zusammen mit anderen die Prüfung möglichst realitätsnah zu simulieren, falls möglich auf Video aufzuzeichnen und anschließend auszuwerten.
Im Prinzip ist hier alles relevant, was zur mündlichen Präsentation von Referaten ausgeführt worden ist (Kapitel 7). Sie werden auf Unklarheiten, Schwächen, Fehler aufmerksam und können diese noch verbessern; und Sie machen sich mit der Prüfungssituation vertraut und gewinnen an Sicherheit.
Sie können auch einen ›inneren‹ Film von Ihrer Prüfung drehen und sich vorstellen, wie Sie sich von der ersten bis zur dreißigsten Minute erleben möchten. Konzipieren Sie das in allen Einzelheiten und lassen Sie diese Bilder immer wieder |117| an Ihrem inneren Auge vorbeiziehen (mentales Training, siehe Kapitel 4). Selbstverständlich geht diese Methode Hand in Hand mit der entsprechenden Vorbereitung, die ein solches Auftreten möglich macht. Dazu gehört auch, dass Sie sich ein realistisches Bild von sich selbst in der Prüfung machen und Größenphantasien wie ›ganz groß rauskommen‹, oder ›diese Prüfung soll dem Prüfer lange im Gedächtnis bleiben‹, unterbinden.
Vor allem ist wichtig, dass Sie sich in dieser Situation wie ein Gesprächspartner und nicht wie ein Opfer fühlen. Schließlich haben Sie sich lange intensiv vorbereitet und verfügen über das eine oder andere Wissensdetail, das selbst für den Prüfer neu sein könnte.
Konzentrieren Sie sich voll auf das Thema, geben Sie selbstbewusst eine Frage zurück, wenn Ihnen ›im Moment dazu die Antwort nicht einfällt‹, und denken Sie nicht eine Sekunde daran, welche Auswirkung das für das Ergebnis haben könnte, sondern bleiben Sie voll am Ball des Prüfungsgeschehens.
Machen Sie sich klar, dass nicht nur Sie, sondern in gewisser Weise auch der Prüfer auf dem Prüfstand steht. Prüfen will nämlich ebenfalls gelernt sein, und schließlich wird offenbar, was er seinen bzw. sie ihren Studenten und Studentinnen hat vermitteln können.
Phasen der Prüfungsvorbereitung sind oft Zeiten der Isolation. Hier kann eine Arbeitsgruppe gute unterstützende Dienste leisten. Selbstverständlich muss sich jeder das Wissen selbst erarbeiten, aber in ein bis zwei wöchentlichen, im Zeitplan festgelegten Sitzungen kann man sich über das Gelernte austauschen, Fragen klären, Lösungen für Schwierigkeiten finden. Arbeitsgebiete lassen sich aufteilen, um so gemeinsam mehr Stoff zu bewältigen. Dies setzt voraus, dass die Arbeitsmoral bei allen stimmt und Verpflichtungen eingehalten werden.
Eine weitere wichtige Funktion der Arbeitsgruppe ist, dass sich alle in der gleichen Situation befinden und in jeweilige Befindlichkeiten einfühlen und darüber verständigen können |118| . Da sich die Einschätzung, der Prüfung mehr oder weniger gewachsen zu sein, in Wellen bewegt, die Wellen aber nicht bei allen gleich verlaufen, kann man sich bei einem Durchhänger wechselseitig ermutigen und unterstützen. Es ist ungeheuer entlastend zu erfahren, dass man mit seinen Schwierigkeiten und Ängsten nicht allein dasteht und dass es den anderen ähnlich ergeht.
Die sozialen Aktivitäten in den Pausen und Erholungszeiten haben eine andere Qualität und bleiben davon unberührt.

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    Bisher war von realer oder auch normaler Prüfungsangst die Rede. Davon lässt sich die neurotische Prüfungsangst unterscheiden. Sie
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