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Raumschiff der toten Seelen

Raumschiff der toten Seelen

Titel: Raumschiff der toten Seelen
Autoren: Clark Darlton
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Körper mit zwei Seelen geben?“
    „Seele? Was ist das?“
    Ra-Kles machte ein verstehendes Gesicht.
    „Ach so – Seele ist etwas Abstraktes. Du denkst ja nur in materiellen Begriffen, Har-Con, daher weißt du nicht, was eine Seele ist. Ich selbst zweifle sogar manchmal daran, ob wir alle überhaupt eine solche Seele besitzen, aber wenn ja, dann hatten wir bis vor kurzem deren zwei.“
    „Ich weiß immer noch nicht, was du meinst.“
    „Bezeichnen wir einmal die Denkfähigkeit unseres Gehirns in seiner Gesamtheit als Seele. Das verstehst du doch, oder? Bisher also vermochte dein Gehirn in zwei verschiedenen Bahnen zu denken – du hattest demnach zwei Seelen. Sie vertrugen sich in der gemeinsamen Wohnung, denn es wurde dir kaum bewußt, daß diese Wohnung – dein Gehirn also – übervölkert war.
    Nun wich plötzlich die eine Seele der anderen, machte ihr Platz. Erst jetzt bemerkst du, daß es zwei waren und eine ging.“
    Der Kommandant warf Hen-Dra einen bezeichnenden Blick zu, ehe er sich an Ra-Kles wandte: „Wie immer sprichst du sehr weise, aber auch so, daß niemand dich versteht. Nehmen wir einmal an, ich habe die beiden verschiedenen Verstandskomponenten in meinem Gehirn begriffen. Ich frage nur: wo kamen sie her und warum wich die eine der anderen?“
    Der Philosoph betrachtete mit zusammengekniffenen Augen das Abbild des Sirius auf dem Schirm. Eine Zeitlang schien nur die Reproduktion des Universums für ihn zu existieren, dann entsann er sich der gestellten Frage.
    „Woher? Sie waren beide immer da. Die jetzt gewichene war die stärkere, ein Paradoxon, um dessen Erklärung ich noch ringe.“
    „Das stimmt! Diese innere Stimme, die mir – ohne daß ich davon wußte – Befehle gab, war zweifellos stärker als das, was nun übrigblieb. Warum aber gab sie dann nach?“
    Ra-Kles schüttelte langsam den Kopf.
    „Wer sagt eigentlich, daß sie tatsächlich nachgab?
    Vielleicht besaß sie ihrer Stärke wegen die Freiheit, uns zu verlassen. Aber dieses Ereignis muß einen Grund haben, wenn nicht sogar mehrere. Rein äußerlich betrachte ich den Energieausfall im Schiff als den äußeren Anlaß dazu. Man müßte also herausfinden, warum diese Unregelmäßigkeit geschah, dann hätten wir die Antwort auf einige unserer Fragen sicherlich gefunden.“ Er sah den still in der Ecke stehenden Ger-Ma auffordernd an. „Es ist Sache der Techniker.“
    Har-Con nickte zustimmend.
    „In jenem Augenblick geschah es. Im Grunde genommen fühle ich mich befreit und sollte glücklich sein, aber die Ungewißheit des ‚Warum’ stört mich und macht mich unsicher. Es ist, als hinge nun eine Drohung über uns, die vorher nicht vorhanden war …“
    „Das ist nur das Gefühl plötzlich bewußt werdender Verantwortung“, belehrte ihn Ra-Kles ernst. „Vorher handelten wir instinktiv und nach ins Unterbewußtsein eingehenden Befehlen. Jetzt handeln wir einfach so, wie wir es für richtig halten.“
    Har-Con betrachtete eine Weile den Bildschirm, ehe er sich an Ger-Ma wandte: „Du wirst versuchen, die Ursache des Energieschwunds festzustellen. Auf dem Weg zu den Antriebsräumen geh bei Len-Der vorbei und bitte ihn in die Zentrale. Sage ihm aber nichts von dem Vorgefallenen.
    Ich möchte ihn unvorbereitet fragen.“
    Der Techniker nickte und verschwand. Schweigend warteten die Männer, bis der Mediziner eintrat.
    Len-Der hatte eigentlich bisher nur die Funktionen eines Passagiers erfüllt, denn niemals wurde ein Arzt gebraucht. Die Unsterblichen kannten keine Krankheit oder Gebrechen, wurden nur dann müde, wenn die Energie der Tabletten ihre Wirkung getan hatte, und betrachteten den mitgeführten Doktor eigentlich nur als eine Art Kuriosum, dessen man nicht bedurfte.
    Es stellte sich heraus, daß der Mediziner die gleichen Beobachtungen gemacht hatte wie die Männer in der Zentrale. Lediglich war er zu träge gewesen, Gedanken an das Phänomen zu verschwenden. Mit einiger Skepsis hörte er sich aus diesem Grund die langwierigen Erklärungen des Philosophen an. Dann, nach einigem Nachdenken, meinte er zögernd: „Mir scheint, wir stehen einem Ereignis gegenüber, das von den Erbauern des Schiffes vorausgeplant wurde. Auf dem Weg zur Zentrale sprach ich unterwegs mit zwei einfachen Matrosen – sie haben keine Veränderung gespürt. Nun wissen wir, daß ihr Intelligenzquotient niemals besonders hoch war, er konnte also auch kaum absinken. Dieses befehlende Unterbewußtsein wohnte also nur in den Gehirnen von sechs
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