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Raumschiff der toten Seelen

Raumschiff der toten Seelen

Titel: Raumschiff der toten Seelen
Autoren: Clark Darlton
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Männern: Har-Con, Par-Ker, Ra-Kles, Hen-Dra, Ger-Ma und in mir. Nur wir sechs wurden betroffen, als sich infolge einer technischen Unregelmäßigkeit das bisher dominierende Unterbewußtsein zurückzog. Zurück blieb nichts als unser eigener Verstand, zwei Jahrhunderte lang unterdrückt und nun wieder frei. Nun, Ra-Kles? Was ist die logische Schlußfolgerung?“
    Der Philosoph betrachtete den Arzt abwägend, aber in dem Gesicht, das ebenfalls nicht von dem Har-Cons oder Hen-Dras zu unterscheiden war, regte sich nichts.
    Da seufzte Ra-Kles ergeben auf und sagte feierlich: „Der einzig logische Schluß ist der, daß wir 200 Jahre lang von einem fremden Willen gelenkt wurden, der nun erlosch. Der Gedankensender, wenn ich mal so sagen darf – ich bin ja Laie auf technischem Gebiet –, befindet sich hier im Schiff! Wir taten also den ganzen Flug über nichts anderes, als fremden Befehlen zu gehorchen. Die Erbauer haben vielleicht weise gehandelt, als sie uns die Selbständigkeit nahmen, aber sicher nicht gerecht. Nun ist nur noch eine einzige Frage zu klären – rein hypothetisch natürlich: Ist die Ausschaltung des uns fremden Willens ein Zufall, oder ist sie Absicht?“
    „Die Annäherung an den Sirius läßt Absicht vermuten, der unvorhergesehene Energieausfall den Zufall.
    Aber warum sollte man uns plötzlich die mentale Freiheit wiedergeben, wo uns doch der schwierigste Teil der Aufgabe noch bevorsteht?“ Har-Con sah sich wie suchend im Kreise um und begegnete nur abwartenden Gesichtern. „Der Flug selbst war einfach und ohne Komplikationen, aber wir wurden gelenkt. Nun erfolgt der wirklich komplizierte Landevorgang, und den überläßt man uns. Das ist unlogisch.“
    Ra-Kles nickte heftig, schwieg aber.
    Hen-Dra meinte beschwichtigend: „Wir sind noch lange nicht bei der Landung. Bis dahin kann die in Unordnung geratene Sendeapparatur wieder einsetzen und den Versuch unternehmen – wahrscheinlich erfolgreich –, uns in ihren Bann zu zwingen.
    Ich weiß nicht, ob wir landen können – ohne die Hilfe der Weisen.“
    „Zum Teufel mit den Weisen!“ schrie Har-Con unbeherrscht und erschrak selbst. Was er gesagt hatte, kam einer Lästerung gleich, die er noch gestern mit dem Tode bestraft hätte. Die Weisen waren die Götter der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie galten als unfehlbar, und ihre Autorität blieb unantastbar. Sollte sich das nun von einer Sekunde zur anderen geändert haben?
    Die Männer starrten den Kommandanten entsetzt an.
    Aber nur für wenige Sekunden. Dann sagte Ra-Kles: „Du hast nicht so ganz unrecht, Har-Con, wenn ich es auch vielleicht anders ausgedrückt hätte. Wir haben uns lange genug an der Nase herumführen lassen. All das, was ich in den vergangenen Jahrhunderten gedacht habe, waren nicht meine eigenen Gedanken. Ein mir unbegreiflicher Gedankensender half mir bei meinen Überlegungen, die ich nicht mehr als die eigenen betrachten kann. Puppen waren wir, nichts als lächerliche Puppen. Ich glaube, ich würde den im Schiff installierten Sender zerstören, fände ich ihn.“
    Len-Der zeigte auf den Bildschirm und wechselte somit das Thema: „Wann ist es soweit?“
    Har-Con ließ sich willig ablenken.
    „Etwa in zwei Wochen – falls die Verzögerung des Fluges nicht eher beginnt. Und – falls Sirius wirklich unser Ziel ist. Hoffentlich bedeutet das Aussetzen des Befehlssenders nicht auch das Versagen der Flugautomatik. Das wäre fatal.“
    „Hoffen wir es nicht“, meinte Par-Ker, der sich bisher schweigsam verhalten hatte. „Die Schiffsautomatik ist uns unbekannt. Wir können ihren einmal von den Erbauern und Weisen geplanten Ablauf nicht unterbrechen. Hilflos werden wir warten müssen, was geschieht.
    Doch glaube ich nicht, daß der Befehlssender mit dem Antrieb und der Robotnavigation verkuppelt ist.“
    „Dann“, sagte Har-Con sehr selbstsicher, „wird das Landemanöver sehr bald beginnen. Wenn ich mich nicht irre, ist unsere Fluggeschwindigkeit bereits erheblich gesunken.“
    Ra-Kles nickte: „Unser Schicksal wird sich bald entscheiden. Im Augenblick sind wir hilflos genug und können nicht eingreifen. Von uns sechs Männern wird es abhängen, ob wir die Unsterblichen bleiben – oder ob wir sterben müssen.“
    Schweigend sahen sie sich an.
     

2.
     
    Der in den Karten als Sirius bezeichnete Stern war zu einer grell flammenden Sonne geworden, die in enger Kreisbahn von einem kleinen, dunklen Körper begleitet wurde. Eine erloschene Sonne, ohne Zweifel,
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