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Raumschiff der toten Seelen

Raumschiff der toten Seelen

Titel: Raumschiff der toten Seelen
Autoren: Clark Darlton
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letzten Augenblick eine Galgenfrist.
    „Warum hast du gestohlen, A 357?“ fragte er kalt.
    Der Unglückliche gab keine Antwort, lediglich wandte er dem Kommandanten langsam das ausdruckslose Gesicht zu und betrachtete ihn, als habe er ihn noch niemals gesehen.
    Ra-Kles näherte sich und legte A 357 die rechte Hand auf die Schulter.
    „Deine Aussage war falsch“, stellte der Philosoph sachlich fest. „Du bist nicht schwächer als irgendein anderer im Schiff. Im Gegenteil, du scheinst mir kräftiger zu sein. Du hast also die gestohlenen Tabletten nicht nur deswegen genommen, weil du wieder das gleiche Kraftniveau erreichen wolltest, auf dem auch wir stehen, sondern du wolltest uns überlegen sein. Ich frage dich: warum?“
    „Ich fühlte mich schwach“, murmelte A 357 störrisch.
    „Das glauben wir dir nicht. Warum lügst du überhaupt noch? Die Vernichtung steht dir in jedem Fall bevor, ganz gleich, was du aussagen wirst. Du hast also Energietabletten gestohlen, aber wenn du auch etwas kräftiger erscheinst als wir, so steht das in keinerlei Beziehung zu den seit langer Zeit regelmäßig verschwindenden Mengen. Du benötigst also alle gestohlenen Tabletten. Was hast du mit diesen gemacht?“
    Der zum Tode Verurteilte zögerte einen Augenblick, dann sagte er langsam: „Wenn der Vorrat der Tabletten aufgebraucht ist, ist auch unser Leben zu Ende. Ich wollte nicht mit euch allen sterben, sondern noch leben, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Das Schiff wird automatisch landen, und ich werde die fremde Welt sehen.“
    „Wer sagt dir, daß der Vorrat nicht reicht?“
    „Seit 200 Jahren eilen wir durch den Raum. Die noch vorhandenen Energietabletten reichen für weitere hundert Jahre, bei gleichbleibender Ration. Ich wollte aber noch 200 Jahre oder gar 300 Jahre leben. Bis dahin sind wir am Ziel.“
    Ra-Kles nickte langsam und trat zurück.
    „Ich habe es mir gedacht“, sagte er. „Reiner Egoismus. Eine menschliche Schwäche, die wir an sich überwunden haben. Nichts als ein Rückfall. Hättest du nicht so selbstsüchtig gehandelt, A 357, würdest du den Boden des neuen Planeten auch betreten haben, gemeinsam mit uns allen. So aber wirst du vernichtet werden.“
    „Ihr werdet alle vorher sterben!“ schrie A 357 unbeherrscht. „Ich wollte euch überleben. Es war reiner Zufall, daß es mir mißlang.“
    „Das sei zugegeben“, sagte Har-Con kurz und gab den beiden Henkern einen Wink.
    Erneut schob sich die Klappe zur Seite und gab die Öffnung frei.
    A 357 sackte wieder ein wenig in sich zusammen, ehe er auf sie zuschritt und – ohne sich umzusehen – über die Schwelle trat. Sofort verlor er den Halt unter den Füßen und glitt in die Tiefe. Er stieß einen gellenden Schrei aus, der durch das geräuschvolle Zuschnappen des ersten Schottes abrupt abgeschnitten wurde.
    Langsam schloß sich die Konverterklappe.
    Durch die seit 200 Jahren ununterbrochen arbeitende Automatik der atomaren Verwertungsmaschinerie wurde in diesem Augenblick dem Schiff neue Energie zugeführt. Irgendwo in einem der Antriebsräume kletterte ein kleiner Zeiger auf der Skala aufwärts und verharrte zitternd auf dem neuen Punkt, um später langsam wieder abzusinken. Denn die Klimaanlage des fast 500 m langen Schiffes verschlang eine Menge Energie.
    Ebenso die Licht- und Wärmequellen.
    Mit ausdruckslosen Gesichtern entfernten sich die beiden Matrosen, die das furchtbare Urteil vollstreckt hatten.
    Har-Con wandte sich von dem Konverter ab.
    „Es war der siebte Mann, den wir hinrichten mußten.
    Ein Glück, daß uns die Weisen eine Besatzung von 500 Matrosen mitgaben. Trotz der Unsterblichkeit erreichen sie nicht alle unser Ziel.“
    „Es ist bestimmt der Sirius!“ kam Ra-Kles auf das beliebte Thema zurück. „Seit Jahrzehnten nähern wir uns ihm. Die vorhandenen Karten besagen, daß er fast neun Lichtjahre von der Erde entfernt ist. So ein Wahnsinn! Wir benötigen mehr als zwanzigmal so lange, die gleiche Entfernung zurückzulegen.“
    „Was noch nicht feststeht, denn wir sind noch nicht da!“ warnte Par-Ker, der Erste Offizier, vor allzu großem Optimismus.
    „Hen-Dra, unser Physiker und Astronom, wird sehr bald exakte Ergebnisse vorlegen können“, schwächte der Kommandant den Einwand ein wenig ab. „Er erhielt den Auftrag, die Entfernung zum Sirius und seine Eigenbewegung zu errechnen. In Verbindung mit dem feststehenden Kurs der HOPE und der Geschwindigkeit läßt sich bestimmen, ob Sirius unser Ziel ist und wann wir es
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