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Raumschiff der toten Seelen

Raumschiff der toten Seelen

Titel: Raumschiff der toten Seelen
Autoren: Clark Darlton
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gab keine Möglichkeit, mit einiger Sicherheit herauszufinden, ob er sich tatsächlich am Ende des Kurses der HOPE befand oder nicht.
    Sie wurden in ihren Gedanken unterbrochen. Die Tür zur Zentrale öffnete sich, und herein trat Ra-Kles, der Philosoph.
    Rein äußerlich sah er genauso aus wie Har-Con und Par-Ker, wenigstens was Figur und Gesicht anbetraf.
    Er hätte ihr Bruder sein können. Lediglich der eingestickte Name auf der Brust seiner Uniformjacke unterschied ihn von den anderen.
    Aus unerklärlichen Gründen befand sich Ra-Kles überhaupt an Bord der HOPE. Rein technisch besaß er keine Funktion, und er hatte nur theoretisches Wissen anzubieten. Daher wirkte er gewissermaßen als Lehrer und Philosoph, dessen Rat überall beliebt und begehrt war. Allerdings bemühte sich auch Ra-Kles vergebens, die Antworten auf die letzten Fragen zu finden.
    Er warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm, nickte scheinbar befriedigt und sagte dann: „Wir nähern uns dem Ziel unseres Fluges, Brüder.
    Habt ihr bemerkt, daß es nichts Langweiligeres gibt als die Unsterblichkeit?“
    Par-Ker nickte überrascht.
    „Allerdings! Doch sie wird mir insofern nicht langweilig, als ich gespannt bin, eines Tages herauszufinden, warum ich unsterblich bin!“
    „Eine gute Antwort“, lobte der Philosoph, „aber leider keine befriedigende, was unser Problem anbetrifft.
    Die Logik besagt, daß die uns verliehene Unsterblichkeit sinnlos wäre, besäße sie nur begrenzte Dauer. Wir müssen ewig leben – oder aussterben.“
    „Was ist ‚sterben’?“ fragte Har-Con, und in seiner Stimme war offensichtliches Entsetzen. Er mußte die Bedeutung des Begriffes kennen, konnte sich aber seine Realität offensichtlich nicht vorstellen.
    „Das Ende eines Prozesses“, sagte Ra-Kles feierlich.
    „Alles wird einmal sterben müssen, selbst die Unsterblichen. Und wenn es am Ende aller Zeiten erst geschieht. Wir selbst werden aller Voraussicht nach niemals sterben, aber wenn eines Tages das ganze Universum zusammenbricht, sich die inzwischen gebildete Materie wieder in Energie zurückverwandelt, ist auch unser Dasein zu Ende.“
    „Dann gibt es also nichts, was ewig wäre und damit wahrhaftig unsterblich?“ vergewisserte sich Har-Con.
    Und nach Sekunden des Nachdenkens fügte er hinzu: „Immerhin befinden wir uns im Vorteil gegenüber jenen Lebewesen, denen nur eine gewisse Spanne zur Verfügung steht, nämlich die Spanne zwischen Geburt und Tod.“
    „Ich habe oft darüber gegrübelt“, gab Ra-Kles zögernd zu, „was diese Geburt eigentlich ist. Vergeblich versuchte ich, mich an die meinige zu erinnern. Aber die Anfänge meines Lebens sind hinter einem dichten Nebel verborgen – und ich meine, es hätte kurz vor dem Start der HOPE erst begonnen. Im übrigen ist auch unsere sogenannte Unsterblichkeit nur relativ, sie bezieht sich nämlich nur auf die Lebensspanne der Erbauer, der Weisen von der Erde. Soweit ich mich entsinnen kann, lebten sie 70 oder gar 80 Jahre. Wir erhielten keinerlei Informationen über uns mit, denn es hieß, das menschliche Geschlecht solle auf der fremden Welt von vorn beginnen. Was wir haben, sind nur vage Erinnerungen und noch viel mehr Vermutungen – ein ausgedehntes Tummelfeld übrigens für einen Philosophen wie mich.“
    „Was mir immer schon Kopfzerbrechen verursacht hat“, bemerkte jetzt Par-Ker sinnend, „ist die Tatsache, daß wir alle unter dem gleichen Gedächtnisschwund zu leiden scheinen. Ich fürchte, die Weisen haben uns nicht nur die Unsterblichkeit gegeben, sondern gleichzeitig die Erinnerung genommen – wenigstens bis zu einem gewissen Grad.“
    „Wir sprachen schon darüber“, fiel Har-Con ein. „Auf der anderen Seite sind auch für uns 200 Jahre eine lange Zeit, in der man viel vergessen kann.“
    „Das hätten die Weisen gewußt, und sie hätten uns dann bestimmt Aufzeichnungen und Lehrfilme mitgegeben, die uns über unsere Geschichte aufgeklärt haben würden. Sie taten es nicht! Warum?“
    „Mein Spezialgebiet!“ betonte Ra-Kles. „Ich frage immer nach dem Warum – aber meine Antworten sind nur unbefriedigend. Ihnen fehlt die Logik.“
    Ihr Gespräch wurde durch den Eintritt eines Mannes unterbrochen, der eine einfache Uniform ohne jedes Rangabzeichen trug. Er grüßte im Rahmen der Tür und trat erst dann in die Zentrale, als er von dem Kommandanten durch ein leichtes Nicken dazu aufgefordert wurde.
    „Was gibt es?“ erkundigte sich Har-Con ungehalten.
    Man sah ihm an, daß
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