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Raumschiff der toten Seelen

Raumschiff der toten Seelen

Titel: Raumschiff der toten Seelen
Autoren: Clark Darlton
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euch künstlich erschaffen, damit ihr einem Zweck dient – einem guten Zweck, wenn das ein Trost sein kann. Aber die Wissenschaftler hatten unrecht, wenn sie glaubten, das künstliche Gehirn würde sich in seiner Funktion nicht ändern.
    Es hat sich verändert!
    Ihr habt eure wahre Herkunft vergessen und hieltet euch selbst für den Menschen – sogar für unsterbliche Geschöpfe. Im gewissen Sinn seid ihr es sogar, aber deshalb bleibt ihr trotzdem nichts als gewöhnliche Roboter – mit einer Spezialausbildung, zugegeben. Euer Fleisch ist wie das unsere, aber es wuchs niemals organisch im Mutterleib, wie das eurer Kinder. In euren Adern fließt Blut, das von dem meinen nicht zu unterscheiden ist. Dein Herz, Par-Ker, könnte mit dem meinen identisch sein, denn ich habe es lange genug bewacht. Ebenso dein Gehirn. Doch seit Jahren schon bist du selbständig – und du kennst es nicht anders.
    Niemals mehr könnte ich dein Herr und Meister sein, dazu verging zuviel Zeit. Du bist ein Mensch wie ich, Par-Ker. Ich darf dich heute nicht mehr als einen Roboter bezeichnen.
    Die Erbauer und Planer der ersten Sternenexpedition rechneten auch mit dieser Möglichkeit und sorgten für das Gelingen und für das Entstehen der Kolonie, indem sie euch diese Selbständigkeit für den Fall gaben, daß kein Mensch den Kälteschlaf überleben würde. Es ist reiner Zufall, daß ich es tat. Ebenso ist es Zufall, daß die meisten Frauen erwachten. Wäre alles das nicht geschehen, so würdet ihr niemals die Wahrheit erfahren haben – denn Ra-Kles hätte ewig geschwiegen. Ihr hättet die Kolonie errichtet, als Menschen! Und vielleicht wäret ihr in den nächsten Jahrzehnten mit den wirklichen Menschen zusammengestoßen, wenn sie weitere Sternenschiffe ausgesandt hätten.“
    Par-Ker raffte sich auf. Es kostete ihn mühevolle Anstrengung, die ersten Worte zu sprechen.
    „Ich bin ein Roboter – ein künstlicher Mensch!“ hauchte er tonlos. „Geahnt habe ich es, aber nicht geglaubt. Es ist zu phantastisch, zu ungeheuerlich. Aber es ist die einzige vernünftige Erklärung für all das, was geschehen ist. Wirklich, nun verstehe ich manches, was vorher unerklärlich blieb.“
    Ra-Kles seufzte.
    „Das ist es ja, warum ich die Wahrheit erkannte. Ich weiß schon lange, wer wir sind. Aber ich wagte nicht, es euch zu sagen. Auch heute weiß ich nicht, ob es jemals ratsam sein wird, unsere – unsere Mitroboter aufzuklären.“
    Parker schüttelte den Kopf, und mit ihm Har-Con sowie Par-Ker.
    „Wir lassen sie im Ungewissen, bis sie von selbst dahinterkommen – wenn überhaupt. Ihr Selbstbewußtsein würde zu stark erschüttert, denn sie besitzen doch nicht die besonders hervorragenden Fähigkeiten der sechs Spezialgehirne, die man den Offizieren der HOPE einpflanzte. Ich glaube, diese sechs Gehirne haben sich schon bemerkbar gemacht.“
    „Und was machen wir nun mit den Unsterblichen?“ kehrte Par-Ker zu dem alten Thema zurück, das noch keine klare Antwort erfahren hatte. Parker streckte ihm beide Hände entgegen.
    „Ich werde das nicht entscheiden. Ihr könnt sie ja einfach – nun – außer Betrieb setzen, indem ihr sie mit Energie in Energie zurückverwandelt – das ist sehr vorsichtig ausgedrückt.“
    „Sie also töten?“ faßte Har-Con nüchtern zusammen.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich würde dagegen stimmen. Ihre Lebensspanne ist noch kurz, warum ihren Tod mit Gewalt herbeiführen? Wir beginnen hier ein neues Leben – sogar im doppelten Sinn. Sollen wir es mit Mord und Gewalt beginnen? Hilft uns nicht die Natur und die weise Voraussicht der Erbauer auf der Erde? In einem Jahr leben die Unsterblichen nicht mehr. Und ein Jahr halten wir ihre gelegentlichen Überfälle schon noch aus. Sie sind genauso Menschen wie wir – oder genauso Roboter wie wir.“
    „Wir wollen vergessen, daß wir Roboter sind“, sagte Par-Ker entschlossen. „Das Geheimnis soll zwischen uns sein und niemals nach außen dringen. Niemand soll es je erfahren. Bist du damit einverstanden, Parker?“
    Der nickte.
    „Selbstverständlich – allein schon deswegen, um mein eigenes Dasein zu erleichtern. Als einzige Ausnahme der Kolonie würde man mich wie ein Wundertier behandeln, denn schließlich wäre ich ja wirklich etwas Merkwürdiges – ein richtiger Mensch nämlich!“
    Par-Ker erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln. Dann wurde er wieder ernst.
    „Ich fühle mich ebenfalls als Mensch – also bin ich es!
    Wir alle sind es!“
    Parker wurde
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