Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumschiff 5 - Carialle

Raumschiff 5 - Carialle

Titel: Raumschiff 5 - Carialle
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
alles
    miteinander vermischte. Das Ergebnis hatte große Ähnlichkeit mit Pinselstrichen. Mit zunehmendem Fortschritt der Technik, was teilweise der Firma Moto-Prothesen zu verdanken war, hatte Carialle Arme entworfen, die echte Faserpinsel und Farbpistolen halten konnten, um damit die Oberflächen der Leinwände nach der Grundierung zu behandeln.
    Was einst, nachdem sie dem Tod nur um Haaresbreite
    entronnen war, als Therapie begonnen hatte, war zu einer erfolgreichen und erfüllenden Freizeitbeschäftigung geworden.
    Der gelegentliche Verkauf eines Bilds füllte Speisekammer oder Treibstofftank, wenn Sonderzuschläge gerade knapp waren; außerdem wirkte das eine oder andere Geschenk einer nie gesehenen, unverhofften Leinwand wahre Wunder bei gewissen störrischen Bürokraten. Die hochentwickelten Servoarme holten eine Mikrofaserleinwand nach der anderen aus dem emaillierten, in einem Schrank angebrachten Regal, um sie Simeon zu zeigen, der alle Werke bewunderte und zu einigen von ihnen sehr vernünftige Kommentare abgab.
    »Das hier ist noch frei«, sagte Carialle, als die mechanischen Hände eine nachtschwarze Raumlandschaft umblätterten, die vollkolorierte Skizze eines Nachtwesens und die Studie eines in einem Meteor eingebetteten kristallinen
    Mineralvorkommens. »Dieses hier habe ich Keff geschenkt.
    Das hier will ich behalten, das dort ist noch nicht fertig. Hm.
    Diese beiden sind noch frei. Also das da.«
    Vieles von dem, was Carialle wiedergab, würde dem
    unbewaffneten Auge eines Weichschalenkünstlers verborgen bleiben, doch die sensorische Apparatur der Schalenpersonen verlieh Ansichten und Szenen Farben und Licht, die dem nackten Auge nur wie schwarze Flächen mit weißen,
    nadelstichähnlichen Sternen erschienen wären.
    »Das ist gut.« Simeon richtete ihre Kamera auf eine
    Raumlandschaft, die ein zerschundenes Kundschafterschiff im Flug vor dem fernen, wolkenähnlichen Nebel eines
    Ionensturmes zeigte, der wie ein dünner Schleier teilweise die Corona einer Sonne verhüllte. Die Leinwand war nicht von strenger Rechteckform, sondern wies einen unregelmäßigen Umriß auf, der das dargestellte Thema noch unterstrich.
    »Hm«, machte Carialle. Auf schärfste mikroskopische
    Auflösung eingestellt, nahm ihr Auge kleinere Fehler in einzelnen Farbzellen wahr. Die waren rot und nicht karmesin, und die Schattierung war auch nicht subtil genug. »Es ist noch nicht ganz fertig.«
    »Du meinst, du hast noch nicht genug daran
    herumgefummelt. Laß mal sein, Mädchen. Mir gefällt es.«
    »Dann gehört es dir«, sagte Carialle mit einem vernehmbaren Seufzer der Resignation. Der Servomechanismus holte das Gemälde aus dem Regal und fuhr auf seinen kleinen
    Gleitkurven damit auf die Luftschleuse zu. Carialle aktivierte eine Kamera außen an ihrer Hülle, wo sie eine Technikerin im Landedock ausfindig machte. »Barkley, hätten Sie etwas dagegen, dem Stationsmanager etwas von mir zu bringen?«
    fragte sie die Technikerin über den Lautsprecher.
    »Ganz und gar nicht, Carialle«, erwiderte die Frau und strahlte die sichtbare Kamera freudig lächelnd an. Der Servomechanismus empfing sie am Rand des Docks und
    überreichte ihr das Gemälde.
    »Du hast wirklich Talent, Mädchen«, meinte Simeon, der noch immer das Videosystem mit ihr teilte, während er beobachtete, wie die Technikerin das Dock verließ. »Ich danke dir. Ich werde es in Ehren halten.«
    »Das ist doch gar nichts«, meinte Carialle bescheiden. »Nur ein Hobby.«
    »Unsinn. Hör mal, ich habe eine gute Idee. Warum
    veranstaltest du nicht das nächste Mal, wenn du wieder da bist, eine Galerieausstellung? Hier kommen jede Menge Händler und große Tiere durch, die für originelle Kunst ganz schön blechen würden. Ganz zu schweigen von dem zusätzlichen Verkaufsvorteil, daß es sich um die Werke eines echten Gehirnschiffs handelt.«
    »Na ja…«, überlegte Carialle.
    »Die erste Woche überlasse ich dir die Ausstellungsfläche in der Nähe des Geschäftstrakts umsonst; du verlierst also keine Mietgebühren. Und wenn du dich davor scheuen solltest, dich derart in Erscheinung zu bringen, kannst du die Ausstellung ja nur auf persönliche Einladung stattfinden lassen. Aber ich warne dich gleich – so etwas spricht sich schnell herum.«
    »Du hast mich überzeugt«, meinte Carialle.
    »Meine Absichten sind völlig lauter und ehrbar«, erwiderte Simeon galant. »Mist!« rief er plötzlich. Er hatte seine Übertragungsgeschwindigkeit zu einem schnellen Sirren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher