Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman
Autoren: Horst Ansorge
Vom Netzwerk:
beim Obersten Rat unterbreitet werden soll, bekanntgegeben und begründet. Wir werden Ihre Ergänzungen hören, auf Einwände antworten, eventuell Korrekturen vollziehen. Dafür haben wir acht Stunden eingeplant. In einer Woche trifft der Oberste Rat seine Entscheidung.«
Per Grubkow machte eine kurze Pause, ehe er leise seine Rede beendete: »Falls wir einen praktizierbaren Entscheidungsvorschlag zustande gebracht haben.«

5.
    Katman war als einer der ersten draußen. Er wollte jetzt mit keinem sprechen. Auch nicht mit Bernard. Hastig wechselte er, die Transportbänder überquerend, die Platzseite. Im Park vor der Leitzentrale wollte Sibyll auf ihn warten.
    Sie war nirgends zu entdecken.
Er setzte sich auf die Mauer der Wasserspiele. Was war bloß mit Sibyll geschehen? Sie war ihm nicht ins Saturnhotel gefolgt, die Nachricht habe sie zu spät erreicht. Aber er hatte die Mitteilung doch schon gegen einundzwanzig Uhr abgesetzt, gleich nachdem er ihre Anschrift erfahren hatte. Demnach war sie unterwegs gewesen, obwohl sie gewußt hatte, daß er sich melden würde. Und jetzt versetzte sie ihn wieder. War es ein Fehler, daß er sie mitgenommen hatte? Ihr Verhalten schmerzte ihn. Und er erschrak – hatte er sich bereits so sehr auf sie eingestellt?
Neben ihm knirschte der Sand. Eine der Außenkabinen setzte behutsam auf. Die durchsichtige Seitenwand öffnete sich, eine ihm unbekannte Frauenstimme fragte: »Commander Katman?«
Er stand auf. »Ja?«
»Ich soll Sie abholen. Bitte.«
»Und wohin?«
»Zur Sicherheitsbehörde.«
»Aber ich bin hier verabredet…«
»Entschuldigen Sie, ich vergaß – Sibyll Kelton ist informiert. Sie erwartet Ihre Nachricht nach Beendigung der Konsultation.«
Überrumpelt stieg er ein. Die Kabine hob sofort ab. Auf dem Bildschirm des automatischen Steuerpultes erschien die Frau, deren Stimme er gehört hatte. Sie begrüßte ihn und lächelte freundlich. Er fand, daß sie Sibyll ähnlich sah. Dann erlosch das Bild.
Was wollten die Sicherheitsleute von ihm? Sollte alles wieder von vorne beginnen, was vor einem Jahr das Kontrollamt mit ihm durchexerziert hatte? Befragungen, Teste, Verhöre, Gegenüberstellungen?
Er fluchte leise. So zerrann eine Hoffnung nach der anderen. Erst die kalte Dusche durch Jock Shayle und jetzt die Vorladung zur Sicherheitsbehörde.
Sogar von seiner Verabredung mit Sibyll wußten sie. Die »Allgegenwärtigen…« So nannte man sie früher. Sie schienen es noch zu sein.
Die Entwicklung paßte ihm immer weniger. Fast wünschte er sich zurück an die Oka. Mit Sibyll.
    Ray Harper hatte seinem Besucher den Rücken zugekehrt und hantierte am Servoelement mit den Flaschen und Gläsern.
    Das war also der berühmte und seit Jahresfrist »in Ungnade« gefallene Weltraumerkunder, Liebhaber seiner charmantesten Mitarbeiterin. Auf einen Meter achtzig schätzte er dessen Größe, schlank war er und durchtrainiert sah er aus, kurzstoppliges silbergraues Haar. Natur oder raffiniert getönt? Er tippte auf Natur. Dazu die wasserhellen, fast farblosen Augen. Ein interessanter Mann, der sicherlich mancher Frau gefiel. Obwohl die ihm nachgerühmte Wirkung auf Frauen mehr auf seiner Gesamtpersönlichkeit basieren mochte, seinem Beruf, dem Auftreten, Verhalten, seinem Ansehen. (Vierzig Jahre arbeitest du an deinem Ruf – dann arbeitet dein Ansehen achtzig Jahre für dich.)
    Harper war neugierig auf Katman. Zumal da er von diesem Gespräch einiges erwartete. An Erkenntnissen, an Sicherheit für seine Entscheidungen. Er hätte den Kundschafter auch nach Moskau beordern können. Aber das wäre zu auffällig gewesen. Und Öffentlichkeit konnte er zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt nicht brauchen. »Commander, Sie kennen die Aufgaben unserer Behörde?«
    »Im großen und ganzen – ja.«
»Aber zu tun hatten Sie noch nie mit uns?«
»So direkt nicht.«
»Wir betätigen uns ja auch in der Regel in anderen Kreisen.
    Wir sind jedoch verantwortlich für die Sicherheit der Erde – auch ihrer Raumfahrt.«
Katman nickte.
»Worum ich Sie als erstes bitte: Schildern Sie mir die Ereignisse, die sich auf Yoga Neun abspielten.«
Behutsam goß Harper goldbraunen Kognak in die Schwenker.
Also doch Yoga Neun, dachte Katman. »Aber das ist alles bereits mehr als einmal, jederzeit für Sie abrufbar, gespeichert.«
»Gewiß. Aber das Gespräch mit einem Augenzeugen bringt neue Eindrücke. Außerdem sind die Bänder ein halbes Jahr alt und älter. Wenn Sie heute berichten, so schildern Sie das Geschehen mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher