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Raue See

Raue See

Titel: Raue See
Autoren: Ralph Westerhoff
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Neubers Handy handelt?«, wollte Bender wissen.
    »Hab ich ermittelt«, sagte Schubert mit nicht zu überhörendem Stolz in der Stimme.
    »Wie?«
    »Ich habe es eingeschaltet. Es war nicht durch ein Passwort gesichert. Deshalb konnte ich die Nummer identifizieren und beim Anbieter den Namen erfragen.«
    »Danke, Kollege. Gute Arbeit! Bringen Sie mir das Handy in mein Büro und fertigen Sie bitte ein kurzes Protokoll an.«
    »Geht klar.«
    Bender legte auf und überlegte. Das Handy von Yvonne Neuber, die seit zehn Tagen vermisst wurde, hatte im Müll gelegen. Das bedeutete nichts Gutes. Er griff erneut zum Telefon und schilderte die Sachlage seinem Vorgesetzten, der so dachte wie er. Nun war schnelles Handeln erforderlich. Sein Chef kümmerte sich um die notwendigen richterlichen Beschlüsse, die tatsächlich auch nach nicht einmal zwei Stunden vorlagen. Unterdessen begann eine Hundertschaft, die Gegend um die Raststätte Medenbach mit Hunden abzusuchen.
    Der Betreiber der Website www.DateYourLove.de reagierte nun gezwungenermaßen kooperativ. Natürlich hatte Bender sofort Kontakt aufgenommen, nachdem Yvonnes Mutter letzten Donnerstag bei ihm gewesen war. Aber ohne Beschluss, beschied man ihn, gebe es keine Information. Dem Richter war die Sache jedoch genauso wenig eilbedürftig erschienen wie, wenn er ehrlich war, ihm selbst. Man konnte schließlich nicht immer gleich die ganze Maschinerie in Gang setzen. Jetzt, nach dem Fund des Handys, war es etwas anderes.
    Nach einer Stunde Wartezeit hatten sie Bestätigung: Yvonne Neuber hatte im Chat der Online-Kontaktbörse zuletzt fast ausschließlich mit einem Rechner kommuniziert, dessen ID einem gewissen Marcus Ringier in Wiesbaden gehörte.
    Mit einem weiteren Durchsuchungsbeschluss bewaffnet, begaben sich Bender und sein Chef nach Wiesbaden. Die Kollegen der Spurensicherung waren informiert und ebenfalls auf dem Weg.
    Sie trafen den Gesuchten in seiner Wohnung an. Marcus Ringier reagierte wie die meisten in einer solchen Situation. Völlig überfordert blickte er auf den Durchsuchungsbeschluss, ohne ihn zu lesen, geschweige denn zu verstehen. Minuten später war seine geschmackvoll eingerichtete Wohnung von einer Unzahl von Polizisten bevölkert, die seine geliebte Ordnung systematisch zerstörten.
    Langsam fand er wieder zu sich. »Hör mal, Bulle«, sagte er zu Bender. »Ich weiß zwar nicht, was ihr hier sucht, aber ihr bringt das wieder in Ordnung, dass das klar ist.«
    »Den Bullen nehmen Sie besser zurück«, gab Bender gelassen zurück. »Und glauben Sie mir, die Unordnung in Ihrer Bude ist gerade Ihr geringstes Problem.«
    »Worum geht es eigentlich?«, fragte Ringier.
    »Die Fragen stelle ich«, sagte Bender. »Wo waren Sie am Freitag, dem 1.   Juni 2012, sagen wir ab siebzehn, achtzehn Uhr?«
    »Das weiß ich doch jetzt nicht mehr«, antwortete Ringier trotzig.
    »Kennen Sie eine Yvonne Neuber?«
    »Yvonne? Nie gehört.«
    »Sie haben sich also an jenem Freitag nicht mit dieser Yvonne am Campus Westend zu einem Rendezvous verabredet?«
    »Hör mal, Bulle, das letzte Mal, dass ich mich für Titten interessiert habe, war als Baby, als ich Hunger hatte.«
    Bender musterte den Mann. Zugegeben. Das Netzshirt wirkte wenig hetero. »Sie haben sich aber über die Site www.Date YourLove.de mit einer ›Yvonne_13‹ einen heißen Onlineflirt geliefert.«
    »Ich weiß zwar nicht, was für Drogen Sie nehmen. Aber wenn Sie meinen Rat wollen: Hören Sie damit auf.«
    »Herr Bender!«, hörte Bender jemanden aus einem der Zimmer rufen. »Kommen Sie bitte mal?«
    »Sie bleiben hier«, sagte er zu Ringier und verständigte sich mit den umstehenden uniformierten Kollegen per Blickkontakt.
    »Ich habe heute ohnehin nichts Besseres vor«, antwortete Ringier schnippisch.
    Im Schlafzimmer stand ein Schreibtisch. Auf diesem befand sich Ringiers Laptop, der mit einem Netzwerkkabel verbunden war.
    »Leider passwortgeschützt«, sagte der Kollege der Spurensicherung. »Das kann dauern, bis wir den geknackt haben. Soll ich ihn mitnehmen oder versuchen, an Ort und Stelle in den Computer reinzukommen?«
    »Was geht denn am schnellsten?«
    Der Mann lächelte. »An Ort und Stelle, aber nur, wenn er uns das Passwort verrät.«
    »Warten Sie«, raunte Bender.
    Er ging zurück ins Wohnzimmer, wo Ringier rauchend in einem Sessel saß. Er musterte ihn argwöhnisch.
    »Ist keine Kneipe hier«, meinte Ringier. »Rauchen daher erlaubt.«
    Bender winkte ab. »Passen Sie auf: Seit zehn Tagen ist
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