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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig
Autoren: James Clavell
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Stimme gesenkt, »daß … na ja, es einem Fremden zu geben, einfach so … Woher soll ich wissen, daß, ehhm, alles in Ordnung geht?«
    Der King sagte kalt: »Erstens: das Kennwort. Zweitens habe ich meinen Ruf. Drittens traue ich Ihnen, daß es nicht gestohlen ist. Vielleicht vergessen wir's besser.«
    »O nein, bitte, verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte der Major schnell, »ich hab ja nur gefragt. Es ist, ehhm, es ist alles, was mir geblieben ist.« Er versuchte zu lächeln. »Danke. Nach dem Mittagessen. Ach, wie lange, glauben Sie, wird es dauern, es, ehhm, zu veräußern?«
    »Sobald ich kann. Übliche Bedingungen. Ich bekomme zehn Prozent vom Verkaufspreis«, erklärte der King entschieden.
    »Natürlich. Danke schön. Und nochmals vielen Dank für den Tabak.« Jetzt, nachdem alles gesagt war, fühlte Major Barry sich von einer ungeheuren Last befreit. Mit etwas Glück, dachte er, als er den Hügel hinabhastete, werden wir sechs- oder siebenhundert Dollar bekommen. Genug, um Nahrungsmittel für Monate zu kaufen, bei sorgfältiger Einteilung. Er dachte kein einziges Mal an den Mann, dem das Feuerzeug gehört hatte, der es ihm zur Aufbewahrung gegeben hatte, als er ins Krankenhaus gebracht worden war, vor Monaten, um nie wiederzukommen. Das lag in der Vergangenheit. Heute gehörte das Feuerzeug ihm. Es war sein, und er konnte es verkaufen.
    Der King wußte, daß Grey ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Der Nervenkitzel, direkt vor der MP-Baracke ein Geschäft abzuschließen, erhöhte sein Wohlbehagen. Mit sich selbst zufrieden, ging er die leichte Anhöhe hinauf, erwiderte automatisch die Grüße der Männer – Offiziere und Soldaten, Engländer und Australier –, die er kannte. Die wichtigen erhielten besondere Behandlung, die anderen ein freundliches Nicken. Der King war sich ihres bösen Neides bewußt, und es kümmerte ihn nicht. Er war daran gewöhnt, es belustigte ihn und steigerte nur sein Ansehen. Und er war erfreut, daß die Männer ihn den König nannten. Er war stolz auf das, was er als Mann geleistet hatte – als Amerikaner. Durch Schlauheit hatte er eine Welt geschaffen. Jetzt besichtigte er seine Welt und war zufrieden.
    Er blieb vor Baracke 24, einer der australischen Baracken, stehen und steckte den Kopf zu einem Fenster hinein.
    »He! Tinker«, rief er laut. »Ich will rasiert und manikürt werden.«
    Tinker Bell war klein und drahtig. Seine Haut war tief gebräunt, und seine Augen waren klein und sehr braun, und seine Nase schälte sich. Er war Schafscherer von Beruf, aber er war der beste Barbier in Changi.
    »Was'n los, verdammt, haste Geburtstag? Hab dich doch erst vorgestern manikürt.«
    »Und heute tust du's eben wieder.«
    Tinker zuckte die Achseln und sprang aus dem Fenster. Der King lehnte sich auf dem Stuhl im Schutz des vorspringenden Barackendaches zurück und entspannte sich zufrieden, als Tinker ihm das Leinentuch um den Hals legte und ihn zurechtsetzte. »Sieh dir das an, Kumpel«, sagte er und hielt dem King ein kleines Stück Seife unter die Nase. »Riech mal.«
    »He!« grinste der King. »Das is'n Ding!«
    »Kapier's nicht, Kumpel! Aber, verflucht, es ist echte Veilchenseife von Yardley. Ein Freund von mir hat sie bei einem Arbeitseinsatz organisiert. Einem verdammten Nip direkt unter der Nase weg. Hat mich dreißig Dollar gekostet«, verdoppelte er den Preis und zwinkerte. »Ich werd sie für dich behalten, für dich ganz allein, wenn du willst.«
    »Weißt du was? Ich zahl dir jedesmal fünf Piepen statt drei, solange sie vorhält«, erklärte der King.
    Tinker rechnete schnell. Das Stück Seife würde vielleicht für achtmal Rasieren reichen, vielleicht für zehnmal. »Herrje! Kumpel, du bist wohl krank. Da krieg ich kaum mein Geld zurück.«
    Der King knurrte. »Diesmal bist du reingefallen, Tink. Ich kann diese Seife pfundweise für fünfzehn das Stück kaufen.«
    »Verfluchte Affenschande«, platzte Tinker heraus und machte auf zornig. »Ein Kumpel, der mich für einen Nassauer hält! Das ist wirklich nicht fein!« Wütend schlug er heißes Wasser und die süßlich duftende Seife zu Schaum. Dann lachte er. »Du bist schon der König, Kumpel.«
    »Ja«, sagte der King selbstgefällig. Er und Tinker waren alte Freunde.
    »Kann's losgehn, Kumpel?« fragte Tinker, als er den seifenschaumbedeckten Rasierpinsel hochhielt.
    »Klar.« Dann sah der King Tex den Weg hinabgehen. »Augenblick mal. He! Tex«, rief er laut.
    Tex blickte zur Baracke hinüber, entdeckte
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