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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
Autoren: Elaine Cunningham
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komme«, versicherte Matteo dem Jungen. Er wartete, bis der Überbringer der Nachricht außer Hörweite war, dann fuhr er fort: »Es ist bedauerlich, daß die Magier des Kollegs dich nicht testen können, um dir die Reise gen Norden zu ersparen.«
    Andris verzog das Gesicht. »Das ist eine der Gefahren, wenn man Jordain ist. Nur die Magie der Bluthunde wirkt bei uns. Es ist ein wichtiger Schutzmechanismus.«
    Matteo reagierte nicht auf die Ironie: Andris war von einer Bluthündin des Ordens des Azuth als abtrünniger Jordain verurteilt worden – zu Unrecht, wie sich herausgestellt hatte. Wieder lag sein Leben in der Hand der Bluthunde.
    Er konnte seinen Freund nicht allein dieser Qual aussetzen. »Wann brichst du auf?«
    Andris sammelte seine Ausrüstung ein. »Morgen früh wird reichen.«
    »Ich reite mit.« Als Andris ihm einen fragenden Blick zuwarf, fügte Matteo an: »Wenn sich Kiva erholt hat, will ich ihr Fragen stellen, die ich lieber nicht einem Bluthund überlassen möchte.«
    »Gutes Argument.« Andris erhob sich und legte eine durchsichtige Hand auf Matteos Schulter. »Du solltest dir besser anhören, was der Leiter von dir will. Alles andere kann bis morgen warten, nur Ferris Grail nicht.«
    Matteo lachte, dann ging er zügig zum Turm des Schulleiters.
    Der geisterhafte Jordain sah ihm nach. Seufzend lud er sich seine Ausrüstung auf die Schulter und überquerte den glutheißen Platz in Richtung der Gästequartiere. Es war ein komisches Gefühl, an dem Ort zu Gast zu sein, der für ihn die einzige Heimat gewesen war. Andererseits war er einige Monate lang fort gewesen, und schon erschien ihm seine Zeit am Kolleg wie ein ferner Traum.
    Andris freute sich nicht auf die Inquisition, aber trotz seiner Erfahrungen mit Kiva glaubte er nicht, daß alle Bluthunde verschlagen und korrupt waren. Er zweifelte nicht daran, daß die Azuthaner gründlich die eigenen Reihen durchforstet hatten, nachdem Kivas Verrat ans Licht gekommen war. Die Inquisition würde nicht angenehm werden, aber sie würde vorübergehen. Und dann? Zurück in den Jordaini-Orden? Dienst bei einem Magier, der zu unbedeutend war, um sich über das transparente Erscheinungsbild des Jordain und über seinen zweifelhaften Ruhm auszulassen?
    Ein Bild drängte sich ihm auf: Kivas strahlende Miene, als sie die aus dem Sumpf von Kilmaruu geborgene Kristallkugel zerschlug und die Geister der seit langem toten Elfen befreite, die von dem bösen Akhlaur gefangen worden waren.
    Dieses Bild bedeutete etwas, entschied Andris.
    Anfangs war er Kiva gefolgt, weil er geglaubt hatte, sie spreche für König Zalathorm. Nachdem dieser Irrtum aufgeklärt worden war, hatten sich andere Gründe ergeben, die schwer genug wogen, um an der Seite der Elfe zu bleiben.
    Nach allem, was Andris wußte und woran er glaubte, nach den Gesetzen des Landes und dem Erlaß des Ältestenrats war Kiva des Verrats an Halruaa schuldig. War es möglich, daß sie einer tieferen, verborgenen Wahrheit gefolgt war? War ihre Sache gut, auch wenn sie Wege ging, die manchmal verworren und finster waren?
    In Gedanken versunken öffnete Andris die Tür zum Gästegemach. Rauhes Krächzen und lautes Flügelschlagen begrüßten ihn.
    Er lächelte, als er den Papagei auf dem Fenstersims sitzen sah. Er war kaum größer als Andris’ Faust, sein rosafarbenes und gelbes Federkleid glich einem Blumenmuster. Der Vogel saß ruhig da, während der Jordain zu ihm kam. Den Kopf hatte er leicht schräg gelegt, was ihm einen neugierigen Ausdruck verlieh.
    »Sei gegrüßt, kleiner Freund«, sagte Andris. »Ich nehme an, du bist ein Zugvogel. Gratuliere zu deiner Flucht. Ich werde nie verstehen, daß man Vögel einsperrt, um sich an ihrem Gesang zu erfreuen!«
    »So geht es mir auch«, sagte der Vogel mit klarer Stimme. »Zum Glück scheint diese aufgeklärte Meinung hier weit verbreitet zu sein. Ich komme und gehe, wie es mir gefällt.«
    Andris trat einen Schritt zurück. Viele Vögel in Halruaa konnten wie ein Echo reden. Auch intelligente Vögel waren keine Seltenheit. Er hätte nur nie erwartet, daß jemand am Kolleg sich ein solches Tier hielt.
    »Das ist ein unerwartetes Vergnügen, kleiner Freund. Darf ich fragen, was dich zu mir führt?«
    Der Vogel machte ein paar Schritte auf ihn zu. Er drehte den Kopf nach links und rechts, als wolle er sichergehen, daß niemand mithörte. »Eine Nachricht.«
    »Eine Nachricht? Von wem?«
    »Lies einfach die Bücher.«
    »Die Bücher?« fragte Andris
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