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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
Autoren: Elaine Cunningham
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einem hohen Hieb gegenüber. Er hielt das Schwert schräg über seine Schulter und konnte den Angriff so abwenden. Während Andris’ Schwert über die Klinge glitt, verlagerte Matteo sein Gewicht auf den vorderen Fuß und versuchte so, sich aus der Reichweite eines Gegenschlags zu bringen. Er wirbelte nach hinten und drehte seinen Arm, damit er seine Waffe in eine Angriffshaltung bringen konnte.
    Ein plötzlich aufflammendes, grelles Licht blendete ihn unerwartet. Im gleichen Moment verstand Matteo, was Andris getan hatte. Er hatte Matteo eine klassische Gelegenheit für einen Konter gegeben. In dem Augenblick, da Matteo seitlich dastand, hatte Andris das durchscheinende Schwert wie ein Prisma benutzt und die Morgensonne eingefangen, um den konzentrierten Strahl direkt auf die Augen seines Widersachers gerichtet.
    Matteo tänzelte einige Schritte zurück und blinzelte, damit die dunklen Flecken verschwanden, die sich beharrlich vor seinen Augen hielten. Er war aber nicht schnell genug. Die Breitseite von Andris’ Schwert traf ihn an der Hüfte. Matteo hielt sein Schwert und wich zurück, während er die Stelle rieb, an der er getroffen worden war.
    »Guter Trick«, gab er zu.
    »Ich habe noch einen besseren«, grinste Andris.
    Der geisterhafte Jordain startete einen weiteren Angriff, begleitet von zahlreichen Finten. Während Matteo völlig auf sein Schwert konzentriert war, zog Andris einen Dolch. Er hob ihn hoch über sich in die Luft und paßte seine Bewegungen so an, daß der Dolch stets im gleichen Winkel zur Sonne stand. Deren Strahlen wurden vom glänzenden Metall von Andris’ Dolch aufgenommen und zu einem feinen Strahl gebündelt. Der begann, den harten Boden zu versengen, bis von einem geschwärzten, sich ausbreitenden Kreis Rauch aufstieg.
    Eine solche Waffe in der Hand eines anderen konnte den Tod bedeuten. Von seinem Freund hatte Matteo nichts zu befürchten, dennoch kämpfte er mit Nachdruck, um das Rätsel zu lösen, das Andris ihm präsentierte. Einige Augenblicke lang kämpften die beiden Jordaini dicht an dicht. Es war das einzige, was Matteo tun konnte, um den Angriffen seines Widersachers etwas entgegenzusetzen. Er hatte keine Chance zum Konter, ganz zu schweigen davon, Andris aus seiner Position zu locken und den Fokus des Dolches zu brechen.
    Plötzlich bewegte Andris den Dolch leicht. Der rote Strahl spaltete sich in zwei Lichtfäden, von denen einer hochsprang und Matteo am Arm traf.
    Matteo schrie überrascht auf und machte einen Satz zurück. Er erholte sich rasch von dem Schrecken und stürmte auf den großen Jordain zu, brachte sein Schwert über das seines Gegners und drückte es so weit nach unten, daß er sich nach vorn beugen konnte, um die Spitze seines Schwerts mit dem Gewicht seines Körper in den Boden zu bohren, womit er gleichzeitig Andris’ Waffe festsetzte. Mit der freien Hand umfaßte er das Handgelenk des anderen. Andris war zwar fast einen Kopf größer, aber Matteo brachte mehr Muskeln und Masse in den Kampf. Mit einer raschen Drehung brachte er den größeren Mann dazu, den Dolch loszulassen. Eine weitere Drehung, und Andris ging auf einem Knie zu Boden.
    »Du gehörst mir«, sagte Matteo triumphierend.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Andris und sah auf den Arm seines Gegners.
    Matteo folgte seinem Blick und verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. Das Sonnenlicht, das mit dem Dolch auf ihn gelenkt worden war, hatte eine Rune in seine Haut gebrannt, die für den Namen Andris stand.
    »Offenbar bin ich gebrandmarkt«, gab er zu. Er schob sein Schwert zurück in die Scheide und half Andris auf, um ihm mit einem Schlag auf die Schultern zum Sieg zu gratulieren. »Und da die Rothe geschlachtet wird, nicht der Bauer, haftet meinem Anspruch auf den Sieg etwas Falsches an. Du bist verschlagen geworden.«
    Die Bemerkung war bewundernd gemeint, doch Andris wurde so rasch ernst, als hätte man ihn auf das ärgste beleidigt.
    »Besser verschlagen als arrogant«, sagte er. »Wir Jordaini möchten glauben, alles sei einfach und nichts könne sich dem Verstehen entziehen.«
    Der merkwürdige Ausdruck in Andris’ durchscheinenden Augen überraschte Matteo. »Viele seltsame Dinge haben sich in letzter Zeit ereignet«, pflichtete er ihm bei. »Aber tief im Herzen sind unsere Ziele die gleichen.«
    Der große Jordain zuckte die Achseln. »Mag sein.«
    Matteos Unbehagen wurde noch stärker. Seine Zweifel begannen dadurch an Substanz zu gewinnen, daß er seine Zweifel in der
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