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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
Autoren: Elaine Cunningham
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Stimme eines anderen Mannes hörte. Warum sollten sie nicht offen sprechen? Vielleicht würden sie gemeinsam zu einer Lösung kommen.
    »Sag mir, was sich verändert hat«, forderte er Andris auf.
    Andris warf den von der Sonne erwärmten Dolch in ein Wasserbecken und sah zu, wie Wasserdampf aufstieg, während seine Waffe abkühlte. Erst als sich der Dampf verflüchtigt hatte, antwortete er: »Du weißt, ich habe Elfenblut in mir.«
    Matteo blinzelte, überrascht über die plötzliche Wendung. »Ja und?«
    »Das verändert alles. Ich meine nicht das Offensichtliche«, stellte Andris klar, indem er auf sein kristallines Aussehen deutete. »Der Pfad meines Lebens wäre auch ein anderer, wenn sich in Akhlaurs Sumpf nicht mein Erscheinungsbild geändert hätte.«
    Die beiden schwiegen, als sie an den schrecklichen Ort zurückdachten.
    Matteo sprach als erster wieder. »Warum sollte eine entfernte Verwandtschaft zu Elfen deinen Pfad bestimmen?«
    »Die Macht der Abstammung ist immens. Hast du dich nie gefragt, warum es uns Jordaini verboten ist, unsere Eltern zu kennen?«
    Ein düsteres Bild zuckte durch Matteos Kopf: die Erinnerung an eine zierliche, verlorene Frau, gefangen im Gefängnis ihres Geistes. Wenn Tzigone ausnahmsweise einmal die ungeschönte Wahrheit gesagt hatte, dann war sie die Frau, die ihn geboren hatte. Durch eine Laune des Schicksals hatte Tzigone Matteos Mutter gefunden, als sie nach ihrer eigenen gesucht hatte. Matteo verstand nicht, warum es Tzigone so nach einer Familie verlangte, aber er erkannte in Andris’ geisterhaften Augen das gleiche Gefühl.
    »Der Orden hat seine Gründe«, sagte Matteo und versuchte, nicht über die Andeutungen nachzudenken, die Tzigone über seinen Vater hatte fallenlassen. »Dann hast du eben Elfenblut. Bist du ein anderer Mann, weil du das jetzt weißt?«
    Andris drehte sich um und ging zu seiner ordentlich gestapelten Ausrüstung am Rand des Feldes. Er beugte sich über einen Lederbeutel und holte einen kleinen, funkelnden Gegenstand heraus.
    »Wissen bringt Verantwortung mit sich«, sagte er, während er Matteo die offene Hand entgegenhielt. In ihr lag eine fein gearbeitete Statue, ein winziger geflügelter Feengeist, der nicht größer war als seine Handfläche. Die Figur schien aus Kristall geschaffen zu sein und wirkte in jeder Einzelheit so echt wie ein lebendes Geschöpf – und das war sie tatsächlich auch einmal gewesen. Matteo wunderte sich, daß Andris den Geist in der Hand halten konnte. In Akhlaurs Sumpf war Matteo versehentlich gegen einen kristallenen Elf gestoßen und hatte dabei festgestellt, daß er nicht aus massivem Glas war, sondern es sich um nichts weiter handelte als eine Leere in Elfengestalt, die weitaus kälter als Eis war.
    Er legte eine Hand auf die durchscheinende Schulter des Freundes. »Die Elfen in Akhlaurs Sumpf und der Feengeist, dessen Abbild du hältst, wurden durch den Tod befreit, lange bevor du geboren wurdest. Es gibt nichts, was du tun könntest. Du bist es, um den ich mich sorge, Freund. Nachdem die Azuth-Priester alles getan haben, was in ihrer Macht steht, mußt du dies hinter dich bringen und wieder deinen Pflichten als Jordain nachkommen.«
    Andris zuckte die Achseln und wandte sich ab, aber nicht schnell genug. Matteo konnte einen kurzen Blick auf den Kampf erhaschen, der in seinen Augen tobte.
    »Du fürchtest dich vor der Inquisition«, stellte er fest.
    »Tätest du das nicht?« gab sein Freund zurück. Er schwieg einen Moment lang, während er den kristallenen Feengeist wegsteckte. Dann drehte Andris sich um und sah Matteo an. »Du kennst die Kleriker. Sie werden so lange fragen, nachhaken, forschen und bohren, bis Mystra selbst es nicht mehr hören kann. Sie werden vielleicht ihr Verständnis von der Magie erweitern, aber sie werden eine wichtige Frage nicht beantworten können: Warum habe ich überlebt? Warum hat Kiva überlebt? Sie ist eine Elfe. Warum wurde sie nicht wie die anderen von einer kristallenen Leere verschlungen?«
    »Vielleicht kann Kiva das beantworten.«
    Andris’ Augen leuchteten. »Hat sie sich erholt?«
    »Bisher nicht«, sagte Matteo. »Die Bluthunde, die sie getestet haben, erklären, sie habe mit ihren Zaubern einen Großteil ihrer Kraft verloren. Es scheint, als seien Leben und Magie in Elfen enger miteinander verbunden als bei den Menschen. Sie bezeichnen es als Wunder, daß sie überlebt hat.«
    Andris seufzte ungeduldig aus. »Im Tempel finden sich mehr Kleriker, als ein Grottenschrat
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