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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter
Autoren: Robert Alexander
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Reschetnikowa - und Bibermütze in der Hand, und sagte: „Das Automobil wartet unten, Grigori Effimowitsch. Du musst schnell kommen!“
    Vater sah Dunja an, als ob er sich nicht erinnern könnte, was geschah. Sie von mir wegziehend, schüttelte er den Kopf und stolperte. Ich eilte an seine Seite.
    Und er sagte: „Ja, Mama braucht mich. Ich muss mich beeilen.“
    Wachgerüttelt von seiner betrunkenen Benommenheit wie aus einem bloßen Schläfchen, schnappte Papa seinen schweren Pelzmantel und seine Mütze von Dunja und ging flott den Flur hinunter zur Haustür. Als ich zusah, wie er davoneilte, konnte ich nicht umhin, von Sorge überwältigt zu werden. All dieses Gerede von Gewalt. All dieses Gerede von Mord. Ich wollte es als einfache Paranoia abtun, aber wie könnte ich nach der Katastrophe, die uns vor nicht so langer Zeit getroffen hatte?
    „Dunja, wo ist mein Umhang? Mein Muff?“, schrie ich. „Oh, und meine Schuhe - wo sind meine Schuhe?“
     

K APITEL 2
    Es gab keinen Zweifel darüber, die schrecklichen Ereignisse vor zwei Jahren waren hauptsächlich meine Schuld.
    Mein Vater hatte Sankt Petersburg verlassen, um ein Kloster zu besuchen und dann nach Hause in unser Dorf in Sibirien zurückzukehren. Warja und ich, begleitet von Dunja, folgten eine Woche später, indem wir den Zug nach Tjumen nahmen, wo wir an einem warmen Julitag auf ein Flussboot für die letzten hundert Werst umstiegen. Nicht lange, nachdem wir den Kai verlassen hatten, wurde die kleine Kabine, in die wir drei gepackt wurden, unerträglich heiß und stickig.
    „Ich gehe nach oben um frische Luft“, sagte ich und stand auf.
    Meine Schwester sah nicht einmal auf, denn sie war schon in einen Roman vertieft, ihren Kopf auf einer von unseren Taschen aufgestützt. Aber Dunja, deren einzige Pflicht war, uns so sorgfältig wie ein Kosack zu bewachen, ließ sofort ihr Strickzeug in den Schoß fallen.
    Sie murmelte ein hastiges: „Aber -“
    „Du bleibst lieber hier“, unterbrach ich, da ich wusste, dass sie uns nur widerwillig außer Sicht ließ. „Es wäre keine gute Idee, Warja hier alleine zu lassen.“
    „Sehr gut, aber sei in dreißig Minuten zurück - nicht mehr!“
    Bevor sie ein weiteres Wort sagen konnte, schlüpfte ich hinaus. Es war erst innerhalb der letzten zwei Monate, dass Papa mir erlaubt hatte, auf den Straßen der Hauptstadt ohne Begleitung unterwegs zu sein; Warja, weil sie jünger war, durfte noch immer nicht weiter als bis zum Laden an der Ecke gehen. Und meine neue Freiheitgenießend, eilte ich den schmalen Gang des Dampfers hinunter, aus der Tür hinaus und die steile Treppe hinauf zum Oberdeck, das vollkommen leer war.
    Ganz plötzlich wurde ich von der Magie meines Sibiriens berauscht.
    Mich an einer Seitenreling festhaltend, blickte ich über den Rand auf das flache, dunkle Gewässer des Flusses Tura, das der Bewegung des Bootes nachgab. Während ich nach oben blickte, atmete ich so tief ich konnte ein, füllte meine Lunge mit dem reichhaltigen Duft der endlosen Föhrenwälder zur Linken und zur Rechten der lehmhaltigen Erde der wilden Steppen. Ich war froh, nach Hause zu fahren, froh, der Hauptstadt mit ihren endlosen Gebäuden und ihrem unaufhörlichen Klatsch zu entkommen. Hier, wo der Adel niemals Land hielt und daher Leibeigenschaft nie existiert hatte, war alles frei und offen, eine beinahe endlose Ausdehnung an Gelegenheit, die nirgendwo sonst in meinem Land existierte.
    Plötzlich sang eine lyrische Stimme in der Sprache meines Herzens:
„Ich habe alles Begehren überdauert,
Meine Träume und ich haben sich entfernt;
Mein Kummer allein ist ganz geblieben,
Die Nachlese eines leeren Herzens.“
    Ich hatte gedacht, ich wäre ganz allein, doch als ich mich umdrehte, sah ich einen jungen Mann mit langem braunem Haar und einem kurzen Bart, die Worte halb singend von unserem großartigsten Schriftsteller. Er hatte einen glatten dunklen Teint und trug Kleidung, die angemessen sauber, aber auf keinen Fall neu war. Ich hielt ihn für vier oder fünf Jahre älter als mich. In seinen Händen hielt er ein Buch; ich stahl einen Blick auf seine gepflegten, sauberen Finger.
    Als er seine braunen Augen zu mir wandte, konnte ich nicht umhin, als den nächsten Vers ihm zurückzurufen:
„Die Stürme der grausamen Vorkehrung
haben meine Blumengirlande betäubt -
Ich lebe in einsamer Trostlosigkeit
Und frage mich, wann mein Ende kommt.“
    Ich wurde sofort von seinem Lächeln eingenommen, freundlich und unbedeutend. Als
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