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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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hatte gestanden? Entsetzt machte Sebastian eine Bewegung zur Tür, doch Fiona breitete die Arme aus und versperrte ihm den Weg.
    »Du musst mich schon niederringen, um an mir vorbei zu kommen«, sagte sie. Ihre Augen waren voller Tränen. »Mein Sohn, glaubst du, ich wusste nichts von dir und Croker? Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand, um die Sache damals zu vertuschen. Ich werde nicht zulassen, dass du deine Familie jetzt einem Skandal aussetzt. Es hätte nicht besser ausgehen können.«
    »Du hast es gewusst?«, fragte er schockiert.
    »Ich bin schließlich deine Mutter , Sebastian«, sagte sie ruhig.
    Sebastian spürte einen heftigen Stich im Herzen. Er hatte zu seiner Mutter niemals Nähe gespürt, und in den letzten Tagen hatte er sogar so etwas wie Verachtung für sie empfunden. Aber sie liebte ihn. Das wurde ihm in diesem Augenblick klar. Und es gelang ihm nicht, die Hand gegen sie zu erheben.
    »Mutter, ich kann nicht zulassen, dass Oliver die Schuld auf sich nimmt, die werden ihn aufhängen!«
    »Er hat gewusst, was er tat, als er gestanden hat.«
    Sebastian knirschte mit den Zähnen. »Ich kann nicht zulassen, dass Oliver für mich bestraft wird, Mutter. Das kann ich nicht!«
    Er wandte sich ab und begann zu rennen. Seine Schritte hallten durch die Korridore, er versuchte, von der anderen Seite in den Salon zu gelangen. Zwei der Türen, an denen er rüttelte, waren verschlossen. Verzweifelt lief er die Dienstbotentreppe hinunter, rannte an einem erschrockenen Hausmädchen vorbei, das sich samt einem Stapel Handtücher flach an die Wand drückte. Er rannte den Gang entlang zur Küche, ohne sich um den Aufschrei der Köchin zu kümmern, und stürzte zur Hintertür hinaus. Er lief über den gepflasterten Hof, um das Haus herum zur Vorderseite. Dort stand der Polizeiwagen, der Motor war schon angelassen. Gerade als Sebastian den Wagen erreichte, fuhr er los.
    Sebastian verdoppelte sein Tempo und rannte hinterher. Drinnen drehte sich jemand um und blickte durch das Heckfenster zu ihm zurück. Jemand, den er, wie er jetzt erkannte, über alles liebte.
    »Oliver!«, schrie er. Er holte auf, bekam den Fensterrahmen zu fassen und streckte die Hand durchs offene Fenster. Der Polizist sah ihn entgeistert an.
    »Sir, bitte lassen Sie das Fahrzeug los …«
    Sebastian beachtete ihn nicht. Er hatte nur Augen für Oliver, für sein blasses, verzweifeltes Gesicht. »Ich hol dich da raus«, keuchte er. »Das werde ich, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    Er tastete nach Olivers Hand. Oliver war mit Handschellen gefesselt, doch es gelang ihm, Sebastians Fingerdruck zu erwidern. Dann beschleunigte der Wagen, und Sebastian wurde zur Seite geschleudert. Stolpernd kam er zum Stehen, rang nach Luft und sah dem Wagen nach, bis er in der Ferne verschwunden war.

38
    Es war ein herrlicher Frühlingstag, und Ada machte mit Georgiana einen langen, erquickenden Morgenspaziergang. Vögel sangen in den Hecken, und alles war ruhig und friedlich.
    »Es sieht so aus, als hätte sich die Lage endlich wieder normalisiert«, sagte Georgiana auf dem Weg zurück zum Haus.
    »Wohl kaum«, sagte Ada. Sie dachte an Olivers Verteidigung, die sie Sebastian vorbereiten half, und an Rose und Mrs Cliffe, die nach wie vor aus dem Haus vertrieben waren.
    »Nein, du hast natürlich recht«, stimmte Georgiana ihr zu. »Diesen Zustand kann man nicht als normal bezeichnen, ohne Rose und Mrs Cliffe und nach diesem schrecklichen Unfall. Ich kann einfach nicht glauben, dass Oliver ihn vorsätzlich töten wollte. Ich wollte nur sagen, dass alles wieder ruhiger scheint.«
    »Ja, und hoffen wir, dass es so bleibt.« Ada blieb stehen und blickte zum Haus hinüber. Männer aus dem Dorf arbeiteten am Dach des Wintergartens. Bald würde alles wieder aussehen, als wäre nichts geschehen. »Vielleicht gewöhnen wir uns allmählich an die Veränderungen.«
    »Wir haben wohl keine andere Wahl«, sagte Georgiana. »Aber weißt du noch, wie wir am ersten Tag nach unserer Rückkehr aus Indien hier entlanggelaufen sind? Da haben wir uns noch nicht träumen lassen, was alles passieren würde.«
    Ada wollte gerade etwas erwidern, als Cooper von der Terrasse aus mit ernster Miene auf sie zueilte. Ada beschleunigte ihre Schritte.
    »Entschuldigen Sie, Myladys. Ihr Vater erbittet Ihre Anwesenheit in der Bibliothek.«
    »Sollen wir beide kommen?« Cooper nickte. Ada wechselte mit Georgiana einen Blick. »Ach du liebe Zeit, ich frage mich, was wir jetzt wieder
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