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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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aus ihrer Starre. Sofort wurde ihr klar, was sie zu tun hatte. Sie durchquerte den Raum und griff nach Roses Händen. »Willkommen in der Familie«, sagte sie mit einem glücklichen Lächeln, das aus tiefstem Herzen kam.

    Ada wachte früh auf, gerade als das erste Morgenlicht durch die Fensterläden von Milborough House sickerte. Noch verschlafen, war ihr sofort gegenwärtig, dass ein wichtiger Tag anbrach, aber sie wusste nicht gleich, weshalb. Dann fiel es ihr ein, und ihr Herz machte einen Sprung. Heute war der Tag, an dem sie, Rose und Charlotte bei Hofe vorgestellt würden. Heute war ihr offizielles gesellschaftliches Debüt.
    Sie stand hastig auf und öffnete ihren Schrank. Vor der Schönheit ihres Debütantinnenkleids verschlug es ihr immer noch den Atem. Der elfenbeinfarbene, glatte und leichte Crêpe de Chine war in üppige, dicke Falten gelegt, die an die Blütenblätter einer Rose erinnerten. Die Tüllschleppe war mit seidenen Rosenblättern und diamantenen Tautropfen übersät. Als einzigen Schmuck würde Ada die Perlen ihrer Mutter dazu tragen.
    Ada ging zum Frisiertisch und öffnete ihre Schmuckschatulle. Unter den Perlen lagen ein paar klein zusammengefaltete Briefe, die schon ganz brüchig waren, so oft hatte sie sie gelesen. Sie ließ die Perlenkette durch ihre Finger gleiten, und ihre Gedanken wanderten in die Ferne. Sie erinnerte sich an jenen anderen Abend, als sie diese Perlen getragen hatte, und an den jungen Mann, der sie geküsst hatte. Wo war Ravi jetzt? War er glücklich? Dachte er noch an sie? Oder hatte er sie schon vergessen?
    Es klopfte.
    »Darf ich reinkommen, Mylady?« Rose spähte schüchtern durch den Türspalt.
    »Natürlich darfst du, Mylady !« Ada lachte. »Und du musst wirklich langsam lernen, mich Ada zu nennen.«
    Auch Rose lachte, wenngleich verlegen. Sie lief auf nackten Füßen ins Zimmer.
    »Hast du keine Hausschuhe?«, fragte Ada. »Du musst ja frieren.«
    Rose seufzte. »Doch, ich hab welche, vergesse aber immer, sie anzuziehen.«
    »Du kommst mir nicht gerade glücklich vor.« Ada sah sie besorgt an. Sie wünschte sich so sehr, dass Rose einen wunderbaren Tag erleben würde.
    »Ach was! Natürlich bin ich glücklich. Wie könnte es anders sein, nachdem Lord Westlake so großzügig zu mir war?«
    »Mir brauchst du nichts vorzumachen, Rose«, sagte Ada. »Du und ich, wir hatten doch immer schon ein gutes Gespür füreinander. Also, was bedrückt dich?«
    »Es ist nur so … so seltsam. Das war mir nicht klar. Ich habe es mir nicht einfach vorgestellt, aber dass es so schwierig sein würde …« Roses Stimme zitterte.
    »Wenn du meinst, die Etikette nicht zu beherrschen, dann ist jede Sorge überflüssig. Du machst das sehr gut, Rose.«
    »Darum geht es eigentlich nicht. Ich habe schon als Dienstmädchen viel gelernt, einfach durch Zusehen, wie es die anderen machen. Nein, es ist mehr dieses Gefühl von Verlorenheit. Ich fühle mich am falschen Platz. Ich weiß nicht, wie ich jetzt meine Tage ausfüllen soll. Natürlich ist es für mich eine Freude, dass ich jederzeit Klavier spielen kann, wenn ich möchte, aber … aber … ich bin es gewöhnt, zu arbeiten, und das kann ich jetzt nicht mehr.« Sie ließ den Kopf hängen. »Ich vermisse meine Mutter. Und die Dienstbotenstube, auch wenn ich das nicht laut sagen darf. Vielleicht ist das doch ein vulgärer Zug in mir. Aber ich hatte Freunde dort, Mylady … Ada, und jetzt sind alle meine Freunde zu meinen Dienstboten geworden. Ich kann mit Annie nicht mehr so reden wie früher. Alle schauen mich jetzt anders an. Und wenn der Tag heute vorbei ist und unsere Saison beginnt, wird die Kluft noch größer sein.«
    »Ach, Rose, du Arme!« Ada legte ihrer Schwester die Hand auf den Arm. Erst jetzt begriff sie, wie einsam Rose sein musste. »Ich bin so unsensibel. Selbstverständlich musst du dich so fühlen.«
    Rose brachte ein Lächeln zustande. »Ich darf nicht undankbar sein.«
    »Das ist nicht undankbar, sondern nur natürlich.« Sie drückte Rose liebevoll die Hand. »Aber Georgiana und ich werden weiter alles tun, was wir können, damit du spürst, dass du wirklich zur Familie gehörst. Der Rest kommt dann schon mit der Zeit.«
    »Du bist so lieb«, sagte Rose. Sie sah Ada forschend in die Augen. »Jetzt, wo wir Schwestern sind, habe ich das Gefühl, ich kann dich das jetzt fragen: Hast du nichts von Mr Sundaresan gehört?«
    Ada schluckte. »Nein. Das erwarte ich auch nicht. Wir sind als die besten Freunde
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