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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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gegen den Bettpfosten. Er stöhnte auf vor Schmerz, Blut sprudelte ihm aus der Lippe. Weiß vor Wut, wirbelte er zu Sebastian herum.
    »Du willst mich herausfordern, du Bastard?« Er schlug mit der Faust nach Sebastian. Sebastian konnte sich noch rechtzeitig ducken, so dass ihn der Schlag nur streifte. Er umklammerte Simons Hände und versuchte, ihn festzuhalten. Oliver sah sie kämpfen und wurde von Entsetzen gepackt. Simon durfte nichts ausplaudern. Sebastian wäre sein Leben lang ruiniert. Die Brust schnürte sich ihm zusammen bei dem Gedanken, dass sein wunderbarer, heiterer Sebastian von seiner Familie enterbt und an der Tür eines jeden respektablen Hauses abgewiesen würde.
    »Pass auf!«, rief Oliver. Sebastian stolperte über den offenen Koffer und fiel schwer gegen Simon, der ins Wanken geriet und das Gleichgewicht verlor. Beide Männer prallten gegen die Fensterscheibe, die mit einem Knall zerbarst. Oliver rannte herbei und sah, wie Sebastian nach dem Fensterrahmen griff und sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte, während Simon mit den Armen ruderte und dabei weiter rückwärts taumelte. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich Olivers und Simons Blick. In seinen Augen lag blankes Entsetzen. Dann kippte er nach hinten über und stürzte aus dem zerbrochenen Fenster, hinunter in den Wintergarten.

37
    Ada stand auf der Eingangstreppe von Somerton Court und wartete auf Lord Fintan, um sich von ihm zu verabschieden. Seine Abreise schien sich zu verzögern. Der Wagen, der ihn zum Bahnhof bringen sollte, war schon vorgefahren, aber sein Gepäck stand noch am Fuß der Treppe, und weder er noch sein Kammerdiener ließen sich blicken.
    Sie wollte schon die Stufen hinuntersteigen und sich mit dem Chauffeur unterhalten, als sich die Tür hinter ihr öffnete und Lord Fintan mit Cooper und James herauskam. Er sah verdrießlich aus. »Ich kann mir nicht vorstellen, was mit ihm sein könnte«, sagte er zu Cooper. James begann das Gepäck einzuladen.
    »Es tut mir sehr leid, Sir. Wenn wir etwas hören, geben wir Ihnen natürlich sofort Bescheid.«
    »Ja bitte. Ich habe noch nicht festgestellt, dass mir irgendetwas fehlt, aber eigenartig ist es doch.«
    »Was ist denn los?«, erkundigte sich Ada.
    »Es ist merkwürdig, wir können Croker, meinen Kammerdiener, nirgends finden.«
    »Wie seltsam!«, rief Ada. »Kommt es öfter vor, dass er einfach so verschwindet?«
    »Nein. Er macht seine Arbeit tadellos, aber man weiß ja nie, wann ein Kammerdiener sich womöglich entschließt, ein paar Manschettenknöpfe einzukassieren und sich aus dem Staub zu machen.« Er sah sich um und zuckte mit den Achseln. »Ich fahre ungern ohne ihn.«
    »Das ist verständlich. Es wäre für Sie sehr unangenehm.« Ada blickte suchend die Kiesauffahrt entlang, zu den weiten Rasenflächen hinüber, die Steinfassade hinauf. Es war ein riesiges Anwesen, Croker konnte sonstwo sein.
    »Das würde wirklich für eine fristlose Entlassung genügen, aber so etwas tue ich nur, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt.« Er sah auf seine Taschenuhr. »Aber ich kann jetzt nicht länger warten, ich muss los. Sonst verpasse ich noch den Zug.« Mit einem warmen Lächeln griff er nach Adas Hand, um sich zu verabschieden. Doch bevor er ein Wort sagen konnte, ertönte ein gewaltiges, ohrenbetäubendes Krachen, als wären tausend Kronleuchter gleichzeitig zu Boden gestürzt.
    Ada und Lord Fintan schraken zusammen.
    »Was war denn das, um Himmels willen?« Lord Fintan blickte bestürzt um sich.
    »Das klang wie das Glashaus …« Ada eilte schon in die Richtung, aus der der Lärm gekommen war, Cooper folgte ihr auf den Fersen. »Wenn Georgiana auch das wieder zu verantworten hat …«
    Aber sobald sie um die Ecke bog, erkannte sie, dass Georgiana nichts damit zu tun hatte. Im Dach des Wintergartens klaffte ein riesiges Loch, und mitten auf dem Marmorboden lag eine reglose Gestalt.
    »Croker!«, stieß Lord Fintan hervor.

    Oliver zog Sebastian vom Fenster weg.
    »Sebastian! Atme! Sebastian.« Er schüttelte ihn an den Schultern. Sebastian rang verzweifelt nach Luft. Oliver schob ihn in den Sessel und ging zum Fenster. Er sah hinaus. Als sein Blick zu Sebastian zurückkehrte, spiegelte sich in dessen Gesicht das Entsetzen, das auch ihm selbst den Atem nahm.
    »Er ist tot, nicht wahr?« Sebastian zitterte. Auf seiner Oberlippe hatten sich Schweißperlen gesammelt, die er sich mit dem Ärmel abwischte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie er das überlebt haben
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