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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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muss …«
    Er legte ihr den Finger auf die Lippen. Sie erschrak unter der plötzlichen Berührung und verstummte. »Bitte«, sagte er sanft. »Ich verstehe, dass alles, was geschehen ist, Sie sehr verstört hat. Darf ich Sie bitten, nicht zu hastig zu entscheiden? Ich bin mehr als bereit, auch länger auf eine Antwort zu warten.«
    Ada zögerte. Es stimmte, dass sie ihre Gefühle nicht ganz im Griff hatte. Der Bruch mit Ravi war noch zu frisch. Und wenn sie die Wahl hatte zwischen Lord Fintan und einem Mann wie Douglas Varley …
    »Ich …«
    »Es ist wirklich nicht nötig, jetzt mehr zu sagen. Ich begreife die Verwirrung Ihrer Gefühle, Sie haben jetzt ganz andere Sorgen. Der Moment, mich Ihnen zu erklären, war nicht günstig gewählt.«
    Sie brachte ein Lächeln zustande. »Nein, leider.«
    »Ich werde auf eine Antwort warten«, sagte er. »Aber jetzt wäre es Ihnen bestimmt lieber, wenn ich abreiste.«
    Ada seufzte. »Ich möchte nicht, dass Sie sich vertrieben fühlen, aber das ganze Haus ist in einem solchen Aufruhr …«
    »Ich habe volles Verständnis. Jetzt, wo ich ein bisschen Hoffnung schöpfen kann, bin ich glücklich.« Er lächelte sie an, und sie erwiderte sein Lächeln, wenn auch nicht ohne Gewissensbisse. War es fair, ihm Hoffnung zu machen, wo ihr Herz doch immer noch Ravi gehörte?
    Motorengeräusche schallten von der Auffahrt herüber. Ada drehte sich um, überrascht und bestürzt zugleich.
    »Du liebe Zeit, wer kann das sein? Wir erwarten keine Gäste … Ach herrje, Sebastian!«
    Lord Fintan drehte sich ebenfalls um. »Sebastian Templeton?«
    »Ja!« Ada legte die Hände an die Wangen, unsicher, ob sie sich über Sebastians Besuch freute oder nicht. »Was für ein Moment für einen Überraschungsbesuch. Ich glaube, sein Zimmer ist gar nicht vorbereitet. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, ich muss Cooper Anweisungen geben.«
    Sie floh zum Haus zurück. In der Eingangshalle sah sie ihren Vater. Er ging mit einem untersetzten, schwarzgekleideten Mann, den sie erst für einen Fremden hielt, in Richtung der Bibliothek. Beim zweiten Blick erinnerte sie sich an ihn. Es war Mr Hobbes, der Anwalt ihres Vaters.
    »Aber Mylord«, hörte sie ihn sagen, als sie sich entfernten, »sind Sie ganz sicher …«
    Den Rest seiner Worte und die Antwort ihres Vaters konnte sie schon nicht mehr verstehen.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Ada vielleicht nicht darauf geachtet. Aber heute, als ihr die schockierenden Neuigkeiten immer noch in den Ohren klangen, wurde sie ganz starr. Was hatte ihr Vater vor?
    Darüber konnte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Cooper öffnete die große Eingangstür, und Sebastian, elegant und liebenswürdig wie immer, strahlte sie an.
    »Sebastian!« Sie ging mit roten Wangen und einem gezwungenen Lächeln auf ihren Stiefbruder zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Es tut mir so leid. Wir hatten ein kleines Problem – die Haushälterin sah sich … gezwungen, das Haus aus … familiären Gründen zu verlassen, und deshalb ist nichts fertig, auch nicht dein Zimmer. Wir richten es so schnell wie möglich her, aber möchtest du inzwischen nicht in den Salon kommen?«
    »Mrs Cliffe? Ist plötzlich gegangen?« Sebastian zog eine Augenbraue hoch. »Das sieht ihr aber gar nicht ähnlich.«
    »Nein …« Ada wurde rot. Sebastian sah sie scharf an und sagte nichts weiter. Ada war dankbar für sein Taktgefühl.
    Lord Fintan folgte ihnen ins Haus.
    Als Sebastian ihn sah, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Ah, Sebastian!« Lord Fintan lächelte ihm freundlich zu. »Wie geht es Ihnen? Es tut mir leid, dass ich Sie an jenem Abend in London nicht empfangen konnte.«
    Ada fragte sich, was mit Sebastian los war. Er wirkte wie betäubt. Er schüttelte Lord Fintans ausgestreckte Hand, aber sie sah an seinem angespannten Gesicht, dass hier etwas nicht stimmte. Und dabei ging es sicher nicht um Lappalien. Sebastian verbarg es gut, aber er war beim Anblick von Lord Fintan zu Tode erschrocken.

    Oliver ging in die Küche hinunter.
    »Hallo, was höre ich denn da – Mrs Cliffe hat Somerton verlassen?« Er begrüßte James, der ihm auf dem Gang mit einem Tablett voller Silberbesteck entgegenkam. »Soll das ein Scherz sein?«
    James lächelte nicht, als er die Tür zur Butlerkammer öffnete. »Zu Scherzen besteht leider kein Anlass.«
    Oliver ging erschrocken zur Küche weiter. Die Köchin stand am Herd. Mary rupfte an der offenen Tür ein Huhn, dass die Federn flogen, und Martha schäkerte mit
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