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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller
Autoren: Tex Rubinowitz
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meins sein?
    – Weil es meins ist, Witzbold, außerdem kann das Fenster noch gar nicht kaputt gewesen sein.
    – Nenn ihn nicht Witzbold, Christoph, bitte.
    – Wieso soll das denn dein Geld sein?
    – Weil ich es da rausgeschmissen habe, mein Portemonnaie, und der Hund hat alles gefressen, meine Karten und so.
    – Und warum?
    – Was weiß ich, weil er Hunger hatte.
    – Nein, warum schmeißt du dein Geld aus dem Fenster.
    – So halt, ist eine Kunstaktion, verstehst du nicht. Der Kreislauf des blutigen Geldes, unten sammelt es die alte Generation, die Mütter in ihren Fußlappen und Filzstiefeln, auf und trägt es den Oligarchen nach, ihre mickrige Rente, kein Weg zu beschwerlich, es ist die Liebe, die Stellvertreterliebe, um den Verlust über ihren in Tschetschenien gefallenen Sohn zu kompensieren, die Oligarchen gründen dann so was wie Gazprom, das Imperium, das ist ein politisches Statement, die brutalste Form des Raubritterkapitalismus, ungeschminkt, transparent, ein physisches Verbrechen, das die Kluft zwischen den Klassen noch größer macht, und der Hund unten, das ist Gerhard Schröder, der sich mit diesen Verbrechern ins Faulbett legt, also jetzt her mit der Kohle, mir reicht’s langsam.
    – Was sagen die Geschworenen?
    Stuckrad schaut den Koch an. Der nickt, er hat beide Versionen gehört, sie haben sich zurückgezogen, die zwölf Geschworenen, und entschieden.
    – Das Geld bekommt der da. Er deutet auf Schubal.
    – Seid ihr bekloppt, oder was? Gib mir mein Geld, Keksmann.
    – Die Begründung fällt uns leicht, wer so nachlässig mit seinem Geld umgeht und das zu verbrämen versucht mit so einem kryptischen Kunstklamauk, muss bestraft werden, 160 Euro, Höchststrafe.
    – Ihr habt alle einen Knall, ich hau ab, du (er deutet auf Stuckrad-Barre) schuldest mir 160 Euro, mit dir bin ich fertig.
    Schubal steckt irritiert das Geld ein, das ihm Barre gibt, Schlingensief verlässt wutschnaubend das Klo und setzt sich wieder an den Tisch, mit Nachdruck, jetzt wird er sich hier betrinken, zügig ein hübsches Sümmchen zusammensaufen und dann abhauen, dann sollen sie seine Zeche übernehmen, jetzt hat ja Schubal sein Geld, soll er zahlen, er fingert sich den auf seinem Teller zurückgelassenen Rollmops und schlingt ihn runter, und diesen Schlangenfraß zahlt er auch nicht, denn er hat ihn ja auch nicht bestellt, eine Beleidigung eigentlich, Invalidenessen, mit dem kleinen Holzpflock, der den Rollmops zusammengehalten hat, stochert er sich in den Backenzähnen.
    Während der »Gerichtsverhandlung« sind sich die restlichen drei, Lydia, Armin, Haußmann, nähergekommen, einerseits durch Lydias Beichte, auch durch Armins Hilfe beim Labskaus, das hat Haußmann beeindruckt, man redet übers Theater, Lydia war noch nie im Theater, außer Kindertheater, König Drosselbart , Armin hat zweimal was von Einar Schleef gesehen, auch wenn er vergessen hat, was er da eigentlich gesehen hat, immerhin, auch das beeindruckt Haußmann, und als dann Armin von einer Idee erzählt für ein Stück, eine Art Antiheld namens Doc Ogen Clon, der in Wänden verschwinden kann, wo er sich ausruht, der aber immer Energieressourcen suchen muss, um in der Wand bestehen zu können, Ressourcen, die er anzapfen kann, um Kraft zu tanken, aber das ist nicht normaler Strom, oder Kryptonit wie bei Superman, sondern kleine Dinge, Zufälle, Zufälligkeiten, wo man dann immer erstaunt ist, wie kann denn das jetzt passieren, so als ob Gott das für einen arrangiert hätte, das sind seine Kraftquellen, und dann verschwindet er wieder in der Wand, um alle Krisen zu überdauern und nichts kaputt zu machen, denn er hat übermenschliche Kräfte, mit denen er diese Zufälle mit aller Gewalt herzustellen versucht, was natürlich nicht gelingt, wenn sich ein Mensch oder so ein übermenschenartiger Mensch zu Gott macht, zusätzlich ist Doc Ogen Clon in der Lage, durch einen bloßen Gedanken eine Ente zum Weinen zu bringen, Haußmann versteht, was er meint, schlägt vor, man müsse den Charakter noch mehr entwickeln, vielleicht ist er gebrochen, Stichwort Ödipus, die Mutter hat ihn beim Wichsen erwischt oder so, während er an der ausgeleierten Unterhose des Vaters schnüffelte, aber es würde ihn auf jeden Fall an den Partyschreck erinnern, den er gerade gemacht hat, da taucht ja auch dieser Inder bei der Party auf, der will auch nicht auffallen, ihm ist alles peinlich, aber alles geht ihm kaputt, aber am Ende ist er dann der Sieger, Kraft durch Chaos, der
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