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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller
Autoren: Tex Rubinowitz
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Resteessen in die Künstlergarderobe, sie im Paillettenkleid, aberhundert Spiegelchen, in denen sich der Rollmops spiegelt, so viel Mitdenken, so viel Takt muss doch sein, der Koch hat den nicht, kann er nicht haben, die Bestellung war voreilig, Stuckrad bereut es, und nun wird alles bereinigt durch den tapferen Armin, Ritter Armin von der traurigen Gestalt, alles an ihm dünn wie ein Truthahnhals, mit nur einer Socke, der andere Fuß in der Frischhaltefolie, der Mann ist nicht ganz dicht, aber wenigstens originell, ihm kann man den Schneid nicht abkaufen. Schlingensief steht auf, er raunt etwas, er muss aufs Klo wohl, dort allerdings holt er sein Handy hervor, Motorola Motofone F3 , und schreibt eine SMS, Ben, komm jetzt bitte mal sofort ins Klo, ich halt das nicht mehr aus , die Nachricht, die Stuckrad erschreckt, was meint er, offenbar hat er Verstopfungen oder Darmgrippe, und er braucht Hilfe, oder kann nur im Beisein von anderen, Paruresis, Blasenentleerungsstörung, es ist alles sehr kompliziert, unsere von diversen Traumata gejagten Seelen und die daran hängenden Körper, trotzdem, es interessiert ihn, er entschuldigt sich, muss jetzt auch mal, macht bitte weiter, die Murmel liegt jetzt vor Armin, das ist sie, die Gelegenheit, nur noch Lydia, Schubal und Haußmann, die Murmel ist klein, Haußmann erzählt von der Gnade des Namens, wie ein Name eine ganze Persönlichkeit zu prägen imstande ist, er mit seinem Leander könne »manch Weise davon harfen«, letztes Jahr z. B. wären Karlheinz Böhm 80 und King Kong 75 geworden, und dass sie sich doch mal bitte vorstellen sollen, wie das wäre, wenn durch einen simplen »Schicksalstwist« der Affe Karlheinz und der Schauspieler King Kong Böhm geheißen hätten, alle Aufmerksamkeit nun bei der Namensfrage, jetzt die Murmel, indem er mit der rechten Hand übertrieben Schaufelbewegungen macht, vom Brei zum Mund, lenkt Armin von seiner linken Hand ab, die blitzschnell die Kugel in seiner Tasche versenkt, zu spät leider fällt ihm ein, dass er dort vor nicht allzu langer Zeit ein Loch gebohrt hat, eins, durch das er am liebsten geflüchtet wäre, wenn er aufsteht, kollert aber nicht er, sondern die Murmel davon, seine einzige Hoffnung jetzt, dass sie ihm in den Schuh rollt, er ist groß, es ist genug Luft da, und keine Socke bremst den Lauf der Murmel, es gibt diese Hoffnung, so, wie sie es gegeben hat mit dem Buch, Schlingensiefs Buch, und die Hoffnung des schönsten Lächelns der Welt, das von Lydia, die er vom Labskaus befreit hat, also muss die Kugel in den Schuh rollen, das ist das Gesetz der Serie. Er könnte die Murmel aus der porösen Tasche klauben und in die andere verfrachten, solange er noch sitzt, aber wie sieht das aus, dass er seine Eier sortiert, sein Glied »bohnert«, nein, Hände müssen auf dem Tisch bleiben, da, wo ich sie sehen kann, wie seine Mutter immer meinte, während aber der Onkel mit ihr füßelte, ein Bild des Schreckens, der gelähmte Vater daneben, die Versorgungsmaschine monoton und rhythmisch pfeifend.
    Im Klo lauert Schlingensief, er platzt fast vor ungehaltenem Zorn.
    – Gib mir mein Geld, jetzt sofort!
    – Hast du sie nicht mehr alle, reiß dich mal zusammen.
    – Ich halte diese Farce nicht länger aus, die Spastis da draußen, und Haußmann mit seinem verfl uchten windelwarmen Verständnis, gib mir mein Geld jetzt, ich hau ab.
    – Das ist nicht dein Geld, das gehört Schubal.
    – Nein, das ist meins, der Irre bildet sich das nur ein.
    – Beweis mir doch, dass es deins ist.
    – Ich hab’s vorhin aus dem Fenster geschmissen, mich mit deinem Scheißchloroform betäubt und dann einen Einbruch mit Diebstahl und Vergewaltigung vorgetäuscht.
    – So, so.
    – Was heißt so, so?
    – Und vorher hast du mir mein Klo noch kaputtgeschissen. Das soll ich dir glauben?
    – Das ist mir egal, gib mir mein Geld.
    – Wenn ich dir »dein« Geld geben soll, musst du mir eine andere Geschichte erzählen, diese hier glaube ich dir eben nicht.
    Die Tür wird aufgestoßen, es ist der Koch, die beiden sind ziemlich laut, er will mal sehen, was da los ist, man hat auch schon Crack hier geraucht, und einmal wurde einem einer geblasen, während er schiss. Und was immer wieder vorkommt, ist, dass irgendein Clown »eintopft«, also einen Kothaufen im Spülkasten versteckt, das riecht dann noch Tage, und man wundert sich, und man putzt und putzt und lüftet, und nichts ändert sich.
    – Biscoito, lass uns hier mal alleine was regeln, okay?
    –
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