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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition)
Autoren: Frank Goosen
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Fassungslosigkeit. Kamerke hatte keine Antwort für Ritter, und der schien auch nicht ernsthaft eine zu erwarten.
    »Wissen Sie, was ich gerne hätte?«, fragte Ritter. »Eine Frau. So ganz allgemein. Nicht zum Betrügen. Also praktisch zum Ehrlich-zu-ihr-Sein. Komisch, was? Nächste Woche werde ich nicht mal mehr einen Job haben. Keinen Job, keine Frau, und mein Auto ist auch kaputt.«
    Das wollte Kamerke alles nicht hören.
    An einem der Tische am Pool wurde laut gelacht.
    »Das sind Blumberg und Reif«, sagte Ritter. »Die wissen, wie es geht.«
    Kamerke drehte sich um. Blumberg und Reif waren zwei grotesk attraktive Alphas mit der militant guten Laune echter Frauenfischer. Vielleicht sollte ich mich an die halten, dachte Kamerke. Die haben jede Menge Punch , und ganz viel von dem Besonderen .
    »Sind Sie so ein Alt-Achtundsechziger?«, wollte Ritter jetzt wissen.
    »Achtundsechzig war ich elf«, antwortete Kamerke.
    »Ich meine, das mit der freien Liebe und jeden Tag eine andere, das ist doch alles … Ich weiß nicht … Ach, was weiß ich schon.« Ritter bedeutete Barney, ihm noch einen Daiquiri zu mixen. Barney unterbrach das Wienern und machte sich an die Arbeit.
    Blumberg, Reif und die anderen standen auf und kamen an der Bar vorbei. Entweder Reif oder Blumberg machte eine Bemerkung, und es wurde wieder laut gelacht. Am Ende der kleinen Prozession ging eine Frau, die vielleicht Anfang vierzig war. Ritter hielt sie am Arm fest.
    »Gaby, das ist Herr Kamerke, er ist hier, um seine Frau zu betrügen. Was sagst du dazu?«
    Gaby blickte von Ritter zu Kamerke und zog eine Augenbraue hoch.
    »Interessant«, sagte sie.
    Kamerke hob sein Glas und prostete ihr zu. Blumberg, Reif und die anderen kümmerten sich nicht um Gaby und verschwanden in Richtung Fahrstuhl. Sie sah ihnen nach und setzte sich auf den Hocker neben Ritter.
    »Einen Tequila Sunrise«, sagte sie zu Barney, der Ritter gerade den Daiquiri hinstellte.
    »Er hat wenigstens eine Frau«, sagte Ritter und versuchte, den Strohhalm seines Cocktails zu erwischen. »Ich habe nächste Woche nicht mal mehr einen Job.«
    »Nun übertreib’ nicht!«, sagte Gaby.
    »Frohnberg will mich loswerden, das steht fest. Und Stolte gibt ihm Rückendeckung.«
    »Du bist noch jung«, sagte Gaby.
    »Ich weiß gar nicht mehr, der wievielte Job das ist, seitdem ich mit dem Studium fertig bin. Guck dir ihn an«, sagte Ritter und zeigte auf Kamerke. »Die alten Leute haben mit fünfzehn oder zwanzig oder was weiß ich einen Beruf angefangen und behalten den, bis sie fünfundsechzig sind. Dazu die ganzen Frauen und das Rumvögeln. Will denn niemand mehr Goldene Hochzeit feiern?«
    »Ein bisschen Rumvögeln hat noch keine Goldene Hochzeit verhindert«, sagte Gaby.
    Ritter sah sie an. »Wann seid ihr eigentlich so abgezockt geworden?«, fragte er. Beim zweiten Versuch erwischte er den Strohhalm doch noch und zog den Drink fast komplett leer. »Ich habe genug«, fügte er hinzu. Er stand auf und ging Richtung Fahrstuhl, wobei er, wie Kamerke bemerkte, nicht mal schwankte, obwohl er ordentlich getankt hatte. Vielleicht hatte auch dieser Ritter das Besondere und wusste nur nichts davon.
    Der Hocker zwischen Kamerke und Gaby war jetzt leer. Sie machte keine Anstalten, zu ihm rüberzurutschen. Kamerke mochte solche Frauen.
    »Sie sind also auf der Suche nach Abenteuern«, sagte sie, und betonte es nicht als Frage, sondern als Feststellung, sah Kamerke dabei auch nicht an, sondern rührte mit dem Strohhalm in ihrem Drink.
    »Es wird kühl«, sagte Kamerke und blickte nach oben, wo keine Sterne zu sehen waren.
    »Da wollen wir uns mal nicht so anstellen«, sagte Gaby und fuhr fort: »Sie gehören nicht zur Firma.«
    »Ja.«
    »Also doch?«
    »Ich meine: Nein, ich gehöre nicht zur Firma.«
    »Jedenfalls nicht zu dieser.«
    »Zu keiner.«
    »Beamter? Freiberufler?«
    »Letzteres.«
    »Toll, diese Freiheit, was?«
    »Wahnsinn.«
    »Was macht Ihre Frau?«
    »Schreibt Kinderbücher. Und Ihr Mann?«
    »Er macht das, was Sie heute gerne tun würden.«
    »Hauptberuflich?«
    »Manchmal kommt es mir so vor.« Sie griff sich die halbe Orangenscheibe, die am Glasrand steckte, und saugte sie aus. »Andererseits«, sagte sie, »kann ich mir nicht vorstellen, dass ihm eine Geld dafür gibt. Es sei denn, er zeigt da Fähigkeiten, die er zu Hause unter Verschluss hält.«
    »Kinder?«
    »Erwachsen.«
    »Früh angefangen.«
    »Danke für die Blumen. Und selbst?«
    »Keine«, sagte Kamerke. »Es geht
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