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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition)
Autoren: Frank Goosen
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zu seinem Wagen, drehte sich aber noch mal um und kam zurück.
    »Pass mal auf«, sagte er. »Ich habe deinen Namen und deine Nummer und jede Menge Menschenkenntnis, und deshalb gebe ich dir den Schlüssel für den Laden, und du gehst noch mal rein, wenn du Zeit hast, und lässt das Ganze auf dich wirken, ohne dass ich danebenstehe. Was hältst du davon?«
    Wenzel tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    »Ich denke mal, das ist deine Art, dich zu freuen«, sagte Günther und gab Wenzel den Schlüssel.
    Günther fuhr davon, und Wenzel machte sich auf den Weg zur Haltestelle, erwischte gleich die nächste Bahn und war eine Viertelstunde später zu Hause. Mel räumte gerade Einkäufe in den Kühlschrank.
    Als sie sich umdrehte, zuckte sie zusammen. »Du hast mich erschreckt!«, sagte sie und wirkte verärgert.
    »Das wollte ich nicht.«
    Wenzel tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    Das gefiel Mel nicht. Sie würde sich nie daran gewöhnen. Sie strich sich eine Strähne ihres dunklen Haars hinters Ohr und sagte: »Ich dachte, du kommst erst heute Abend nach Hause.« Sie stopfte die leere Einkaufstüte in den dafür vorgesehenen Bastkorb in der kleinen Speisekammer, die zur Küche gehörte.
    »Ich habe mir den Laden angesehen.«
    Sie wandte sich ab und schaltete die Kaffeemaschine ein. »Du weißt, was ich davon halte.«
    Drei Schritte, Wende, drei zurück. »Der Laden ist ein Traum, die reinste Zeitreise.«
    »Nichts gegen Zeitreisen, aber bitte in die Zukunft!«
    »Das könnte es sein.«
    » Deiner Meinung nach.«
    Da sie sich einfach nicht umdrehte und stattdessen mit der Kaffeedose und dem Filterpapier hantierte, obwohl noch gar kein Wasser in der Maschine war, ging Wenzel ins Wohnzimmer und zog Raketenmänner und Ich hole dir die Wolken vom Himmel aus der Plastiktüte. Wenn er größtmöglichen Schaden anrichten wollte, legte er jetzt Günthers Platte auf. Aber so weit war er noch nicht. Also setzte er sich aufs Sofa und sah sich die Hülle von Raketenmänner an. Produziert hatte Moses selbst, zusammen mit dem Pianisten.
    Es klingelte. Wenzel betrachtete den Ficus neben dem Sofa. Das Schiffsplankenparkett knarzte, während Mel zur Tür ging. Wenzel vernahm eine zunächst fröhlich klingende Männerstimme, die sofort zu einem Flüstern und Zischen abgesenkt wurde. Auch Mels Stimme war zu hören, und Wenzel hatte den Eindruck, sie rede in ihrer Muttersprache.
    Wenzel stand auf, machte drei Schritte, drehte um und machte drei zurück. Zusätzlich, sicher war sicher, tippte er sich mit dem Zeigefinger dreimal an die Stirn.
    Die Tür wurde geschlossen, Mel ging zurück in die Küche. Wenzel wartete ein paar Sekunden und folgte ihr dann.
    »Wer war das eben?«, fragte er.
    »Was?«
    »An der Tür.«
    »An der Tür?«
    »Ja, es hat doch geklingelt!«
    »Ach der! Der wollte nur so ein Abo verkaufen. Ich habe ihn weggeschickt.«
    Wenzel tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    »Herrgott«, sagte Mel, »kannst du damit nicht mal aufhören?«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
    »Ja, ja, schon gut, ich komme mir nur immer so vor, als würdest du mich auslachen.«
    »Ich grinse dabei nicht mal!«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Wenzel seufzte. »Ich fahre noch zu meinem Großvater.«
    Das heiterte Mel auch nicht gerade auf. »Wieso bist du denn überhaupt zwischendurch nach Hause gekommen?«
    »Weil ich mit dir über die Sache mit dem Laden sprechen wollte.«
    »Was gibt es da noch zu sprechen?«
    »Das weiß ich jetzt auch nicht mehr.«
    Wenzel ging nach nebenan, schob die beiden Platten wieder in die Tüte und verließ die Wohnung.
    Jeder braucht ein Ziel im Leben, dachte er auf dem Weg zur Straßenbahn, nur kriegt man die meisten Ziele nicht richtig scharf gestellt und sie halten nicht still.
    Wenzels Großvater, der sich neuerdings der ganz alte Wenzel nannte, weil er sagte, sein Sohn, Wenzels Vater, sei ja nun auch nicht mehr der jüngste, lebte in einem kleinen Haus auf einem großen Grundstück. Sein Sohn wollte ihn dazu überreden, in ein Heim zu ziehen, um das Haus abreißen und auf dem Grundstück drei neue bauen zu lassen, kleine Familienparadiese. Der ganz alte Wenzel hatte aber vor, hier zu sterben, und Wenzel konnte sich seinen Großvater nirgendwo anders als in diesem Haus vorstellen.
    Wenzel musste dreimal klingeln, bis sich im Haus etwas regte. Danach dauerte es immer noch recht lange, bis der ganz alte Wenzel die Tür öffnete
    »Howdy Junge, wie oft hast du geklingelt?«
    »Einmal,
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