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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition)
Autoren: Frank Goosen
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Bente standgehalten.
    Im Auto dachte Kobusch, dass er den Arzt würde wechseln müssen.
    Sabolewski war schon zu Hause. Also bei Kobusch zu Hause. Er saß mit den Kindern vor dem Fernseher, sie sahen sich eine amerikanische Sitcom an. Kobuschs Frau saß daneben und nähte einen Knopf an eine Jacke, die nicht Kobusch gehörte. Sie lachte über das, was da im Fernsehen lief, der Tisch war noch nicht gedeckt. Kobusch grüßte in die Runde, man grüßte halbherzig zurück. Er ging in die Küche, schnitt Brot herunter, trug die Tupper-Dosen mit der Wurst und dem Käse ins Esszimmer, stellte Teller und Gläser auf den Tisch, holte die Butter und zerteilte auch noch Tomaten und Gurken, damit die Kinder Vitamine wenigstens zu sehen bekamen. Im Wohnzimmer wurde herzhaft gelacht. Ich bin zu Besuch in meinem eigenen Haus, dachte Kobusch.
    Als die Sitcom vorbei war, kamen sie ins Esszimmer herüber. Sabolewski ging in die Küche und kam mit zwei offenen Bierflaschen zurück. Er drückte eine Kobuschs Frau in die Hand, die auch gleich mit Sabolewski anstieß. Kobusch musste sich sein Bier selbst holen.
    »Und?«, fragte er, während alle ihre Brote schmierten. »Irgendwas los gewesen heute?«
    Ein paar Sekunden Stille verrieten ihm, dass sie etwas verschwiegen.
    »Ihr verschweigt mir doch was!«, sagte er.
    »Na ja«, entgegnete Richard, der Ältere seiner beiden Söhne, »es gab da eine Art Zwischenfall.«
    Eine Art Zwischenfall. Als ich neun Jahre alt war, habe ich nicht so geredet, dachte Kobusch.
    »Nichts Schlimmes«, sagte Sabolewski. »Sie haben ein bisschen vom Balkon auf die Straße geballert.«
    »Geballert?«
    »Es war nur Wasser«, sagte Oskar, der Jüngere.
    »Und dann hat eine Frau geklingelt und gesagt, sie ist nass geworden«, fuhr Richard fort.
    »Die musste zu einer Versicherung«, fügte sein Bruder hinzu.
    Hundert Meter die Straße rauf war das Büro eines Versicherungskonzerns. Kobusch kannte den Agenten flüchtig. »Das höre ich aber nicht gerne«, sagte er und fand gleich selbst, dass sich das blöd anhörte. »War sie sehr nass?«
    Richard zuckte mit den Schultern.
    »Mama hat uns runtergerufen, und wir mussten uns entschuldigen.« Oskar steckte sich einen Finger in den Hals, als wollte er sich übergeben.
    Sabolewskis Oma, dachte Kobusch, hätte ihre Freude an der ganzen Sache gehabt.
    »Aber trocken wurde die Frau davon auch nicht«, maulte Richard.
    »War doch nur Wasser!«, pflichtete Sabolewski bei. »Nächstes Mal mischt ihr ein wenig Mehl in das Wasser, so macht es noch mehr Spaß. Oder Farbe. Ihr müsst nur aufpassen, dass die Pistolen nicht verstopfen. Oder noch besser: Pudding!«
    »Pudding?« Kobusch riss sich nur mühsam zusammen.
    »Fritz Teufel ist tot«, sagte Sabolewski, »und einer muss es machen.«
    Kobuschs Frau hatte die ganze Zeit danebengesessen und stumm gegrinst.
    »Du findest das lustig?«
    »Es war nur Wasser!«
    »Und wenn sie das mit dem Pudding wirklich machen?«
    »Es sind Kinder.«
    Kobusch wusste, dass es keinen Sinn hatte, etwas darauf zu erwidern. Ihm fiel hier die Rolle des Spielverderbers zu. Seine Frau schaffte es immer wieder, ihn in diese Ecke zu drängen, ihn zu etwas zu machen, das er nie hatte werden wollen.
    »Was hört ihr eigentlich für Musik?«, wollte Sabolewski jetzt wissen. »Wie viele Songs habt ihr auf dem iPod? Ich habe über fünftausend.«
    »Boah!«, machte Oskar.
    »Papa hat noch mehr«, sagte Richard, und Kobusch war froh, dass er das nicht selbst hatte sagen müssen.
    »Mama hat auch einen iPod«, ergänzte Oskar, »aber da spielt sie eigentlich nur Solitaire drauf. Das aber stundenlang.«
    Jetzt endlich stand seine Frau auch mal in der Ecke. »Na ja, also stundenlang kann man nun wirklich nicht sagen!«, versuchte sie sich zu verteidigen.
    »Also heute war es von vierzehn Uhr zwei bis fünfzehn Uhr elf, und dann noch mal von siebzehn Uhr dreiundzwanzig bis achtzehn Uhr einunddreißig!«, zitierte Richard aus dem Überwachungsprotokoll, das die Kinder offenbar über Kobusch und seine Frau führten. »Sie hat aber sofort aufgehört, als der Sabbo nach Hause kam!«
    »Wisst ihr eigentlich«, wechselte Kobusch das Thema, »dass der Sabbo einen berühmten Papa hat?« Das war nicht ganz fair, das wusste Kobusch, aber was Sabolewski hier veranstaltete, war langsam auch jenseits jeder Grenze.
    »Echt?«, fragte Richard. »Stimmt das?«
    In Sabolewskis Gesicht hatte es sich zugezogen. Er redete nicht gern über seinen Vater.
    »Nein«, antwortete er, »er
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