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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition)
Autoren: Frank Goosen
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ist nicht berühmt.«
    »Aber er hat mit vielen berühmten Leuten gespielt. Sogar mal Orgel für Billy Joel!«
    »Ich weiß gar nicht, ob es bei Billy Joel ein Stück mit Orgel gibt«, sagte Sabolewski.
    »Wer ist Billy Joel?«, fragten die Kinder fast im Chor.
    »Der Vater vom Sabbo hatte mal was mit Stevie Nicks!«
    Da die Kinder weder Stevie Nicks kannten, noch je von Fleetwood Mac gehört hatten, beeindruckte sie das gar nicht. Kobuschs Frau dagegen schon.
    »Dein Vater hatte mal was mit Stevie Nicks?«
    »Angeblich!«, sagte Sabolewski, dem das alles unangenehm war.
    »Als sie Rumours aufgenommen haben«, sagte Kobusch. »Zwei Ehepaare, die sich trennten und trotzdem zusammen Musik machten! Und Sabbos Vater mittendrin.«
    »Das stimmt nun gar nicht!«, protestierte Sabolewski.
    »Stevie Nicks«, sagte Kobuschs Frau. »Ich fasse es nicht!«
    »Wenn überhaupt war mein Vater eine Randfigur. Und das mit Stevie Nicks, also wenn das stimmt, haben sie höchstens ein oder zwei Mal …«
    »Ja, ja«, unterbrach Kobusch mit einem Blick auf die Kinder.
    »Man kann es auch so sehen«, sagte Sabolewski, »er hat in Los Angeles mit einer Frau in wallenden Gewändern rumgemacht, anstatt sich in Deutschland um seine Familie zu kümmern! Er hat meine Mutter auch nie geheiratet, deshalb haben wir nicht mal denselben Namen!«
    »Aber er hat Gold Dust Woman praktisch im Alleingang geschrieben!«
    »Er hat ihr ein bisschen geholfen. Ein paar Zeilen stammen angeblich von ihm.«
    »Die wichtigsten!«, beharrte Kobusch.
    »Welche denn?«, fragte Sabolewski.
    »Na gut, da müsste ich erst noch mal nachgucken …«, wich Kobusch aus.
    »Das wird mir jetzt zu blöd«, sagte Sabolewski, stand auf und begann, den Tisch abzuräumen. Zum ersten Mal, seitdem er bei ihnen wohnte. Kobusch nahm die Sachen, die Sabbo hatte stehen lassen, und folgte ihm in die Küche. Kobuschs Frau sagte den Kindern, sie sollten sich ihre Schlafanzüge anziehen und die Zähne putzen, danach würde sie ihnen noch etwas vorlesen. Kobusch und Sabolewski arbeiteten stumm nebeneinander her.
    »Lass uns rausgehen«, sagte Kobusch.
    »Mhm«, brummte Sabolewski.
    »Bisschen reden.«
    »Meinetwegen.«
    Kobusch wollte in die Gerüchteküche gehen, ein relativ neuer Laden, aber Sabolewski bestand auf dem TNT , einer der ganz wenigen Kneipen, die sich in den letzten dreißig Jahren nicht verändert hatten. » Gerüchteküche !«, höhnte Sabolewski, als sie Jacken und Schuhe anzogen. »Wenn ich den Namen schon höre! Diese ganzen bescheuerten Wortspiele! Und das Schlimmste sind die modernen Friseure! Vier Haareszeiten , Kopfgeburten , Hair und mehr , Hin und Hair , Mata Haari , Die Haarchitekten , Hairlich, Hairport ! Ich würde niemanden an meinen Kopf lassen, der sich so einen Namen für seinen Laden ausdenkt.«
    »Aber das Essen ist gut.«
    »Beim Friseur?«
    »In der Gerüchteküche .«
    »Wir haben doch schon gegessen.«
    »Ich meine ja nur.«
    »Tut mir leid, ich kann da nicht hingehen, ehrlich!«
    »Ja, ja, schon gut!«
    Draußen wollte Sabolewski einfach zu Fuß die Straße runter, aber Kobusch sagte, sie könnten mit dem Wagen fahren. Sabolewski war fassungslos.
    »Wir gehen Bier trinken, Mann!«
    »Ich trinke nichts, ich muss morgen fit sein.«
    »Wieso, was ist morgen?«
    »Nichts Besonderes. Arbeit halt.«
    »Derselbe Scheiß wie immer also. Und dafür musst du fit sein?«
    Kobusch war sauer. Sie stiegen ein, und er sah, dass Sabolewski noch immer den Kopf schüttelte.
    »Willst du dich nicht anschnallen?«, fragte er.
    »Scheiß auf anschnallen!«
    »Dann wird die ganze Zeit dieser Warnton piepen!«
    Sabolewski sah Kobusch an. »Und der Warnton macht dich verrückt?«
    »Er piept jedenfalls nicht umsonst.«
    »Soll ich mich anschnallen, weil der Warnton dich verrückt macht oder weil es Vorschrift ist? Oder vielleicht sogar, weil du dich um meine Sicherheit sorgst?«
    »In meinem Auto muss sich niemand um seine Sicherheit sorgen. Außerdem besteht zwischen Vorschrift und Sorge durchaus ein Zusammenhang.«
    »Klar, hier erstickt man eher an den sechshundert Airbags, als dass man beim Aufprall draufgeht!« Sabolewski schnallte sich widerwillig an.
    Kobusch blieb sauer. Im Laufe des Abends würde er Sabolewski mal richtig die Meinung sagen, so viel war sicher. Sabolewski hatte keine Ahnung, was es hieß, Verantwortung zu übernehmen. In keinem Job, in keiner Beziehung hatte er es länger als zwei Jahre ausgehalten. Für ihn war das Leben eine lange Spätpubertät.
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