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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition)
Autoren: Frank Goosen
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Ruby seine Freundschaftsanfrage bestätigt hatte. Sie teilte jetzt alle Informationen mit ihm.
    Ruby ist hier zur Schule gegangen: Schule des Lebens.
    Wohnt in: Hittfeld.
    Aus: Hamburg.
    Arbeit und Ausbildung: Naturtalent.
    Frohnberg hatte einmal bei einem Hund an dieser Stelle den Begriff »Hundeschule« gelesen. Es freute ihn, dass es so etwas wie eine »Katzenschule« offenbar nicht gab, da Katzen sich nichts beibringen, nichts vorschreiben ließen.
    Sport: Hamburger Sportverein und New York Mets.
    Eine Katze mit einer Vorliebe für Baseball. Das war sehr interessant. Ob sie selbst schon ein Spiel gesehen hatte? Frohnberg schüttelte den Kopf. Das ging jetzt zu weit. Das war das Profil einer Hauskatze. Natürlich hatte nicht sie etwas mit Baseball zu tun, sondern allenfalls ihr Besitzer.
    Bücher: Daniel Kehlmann, Die Vermessung der Welt .
    Kehlmann, damit musste man immer rechnen.
    Filme: Die fabelhafte Welt der Amélie .
    Amélie. Das war Unsinn. Keine Katze würde sich jemals so einen Kitsch ansehen. Frohnbergs Bild von Ruby geriet ins Wanken.
    Musik: Bruce Springsteen.
    Bruce Springsteen? Das enttäuschte Frohnberg. Dieses ganze Gejammer von endlosen Autobahnen und dunklen, leeren Häusern und amerikanischen Flaggen und alten Cadillacs und Flüssen, in denen man sich die Sünden von den Händen wusch, und Fabriken, in denen sich die Väter kaputt gearbeitet hatten – das war ganz klar hündisch, einer Katze nicht würdig.
    Frohnberg fragte sich, ob man eine Freundschaftsanfrage auch zurücknehmen konnte. Er war mit diesen Dingen noch nicht sonderlich vertraut. Er atmete durch und machte sich auf den Weg zum Meeting. Auf dem Flur traf er Blumberg und Reif. Sie waren guter Dinge.
    Vor dem Seminarraum Potsdam standen die anderen Mitarbeiter und tranken Kaffee aus Pumpkannen. Frohnberg ging an ihnen vorbei, direkt zum Rednerpult. Der Rechner war an den Beamer angeschlossen, die Fernbedienung lag bereit. Er würde ihnen sagen, was sie demnächst zu erwarten hatten. Das war sein Job, und darin war er gut, ob er wollte oder nicht.
    Aber er brauchte ein Haus am Meer.

Play
    Kobusch wusste, dass er Sabolewski rausschmeißen musste. Seit einem Monat blockierte er jetzt das Gästezimmer und machte keine Anstalten, sich eine eigene Bleibe zu suchen. Außerdem schuldete er Kobusch Geld. Sie kannten sich ein halbes Leben lang, aber irgendwann war mal gut.
    Die Sprechstundenhilfe rief einen Namen ins Wartezimmer. Die alte Frau am Fenster hob den Kopf, rappelte sich auf, stützte sich auf ihren Rollator und schleppte sich zum Behandlungszimmer. Kobusch fragte sich wieder, wieso er nicht privat versichert war. Das hatte er verschlafen, als er sich selbstständig gemacht hatte.
    Die Alte erinnerte Kobusch ein wenig an Sabolewskis Großmutter, bei der sie früher, als die Sommer ihren Namen noch verdienten, im Garten Kirschen gepflückt hatten. Die Großmutter war meist mürrisch und wortkarg gewesen und immer erst aufgetaut, wenn Kobusch und Sabolewski Mist bauten. Sie liebte es, wenn die Kinder sich danebenbenahmen, beim Nachbarn mit dem Fußball eine Scheibe zertrümmerten, das nicht mehr richtig befestigte Einbahnstraßenschild umdrehten oder in Toilettenpapier gewickelte Hundescheiße in Briefkästen stopften. In solchen Momenten sagte sie gerne, dass die Welt sowieso viel zu ordentlich sei und die meisten Leute das, was man ihnen antat, auch verdient hätten.
    Zehn Minuten nach der alten Frau war Kobusch an der Reihe. Er war der Letzte an diesem Tag, aber es war ja auch schon beinahe sieben. Kobusch fragte sich, ob er Bente würde in die Augen sehen können.
    Bente desinfizierte sich gerade die Hände, als Kobusch hereinkam und unaufgefordert auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz nahm. Sie befragten einander nach dem werten Befinden, dann war es Zeit, die Hosen herunterzulassen und sich beim Vorbeugen auf der grünen Liege abzustützen, während Bente sich den Einmal-Handschuh überstreifte. Sie erledigten das mittlerweile ziemlich routiniert.
    »Alles in Ordnung«, sagte Bente und warf den Handschuh in den silbernen Treteimer unter dem Desinfektionsgerät.
    »War mir kein Vergnügen«, entgegnete Kobusch, während er sich das Hemd in die Hose steckte.
    »Was macht dein Mitbewohner?«, wechselte der Arzt das Thema.
    »Mit dem muss ich mal reden.«
    »Er hat es nicht leicht gehabt.«
    »Er macht es sich selber schwer. Immer schon.«
    Sie gaben sich die Hand. Kobusch war das unangenehm. Seinem Blick jedenfalls hatte
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