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RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig
Autoren: Alexej Turbojew
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Tanzmaske.
    „Ich kann es nicht hören, Toff“, sagte Woronskij gepreßt. Etwas in ihm begehrte auf, wenn er nur an dieses seltsame Wesen dachte. Ja, er mußte wohl Toffs Ich sein, denn er war es gewesen, der sein Gewebe und seine ureigensten Stoffverbindungen zur Wiedererweckung hingab.
    „Du bist stark“, schwärmte der Tempelhüter weiter. „Ich habe fest zugeschlagen. Zehn Menschen hätte ich damit töten können. Nichts an ihnen ist fest und nichts schwingt. Du aber, Sonny, bist fest wie ich. Ich bin gekommen, um dich zu sehen. Willst du mit mir gehen?“
    „Gehen?“ echote die Ärztin auffahrend. Sie schien jäh beunruhigt zu sein. „Du scherzest, Tempelhüter! Sein Studium ist noch nicht abgeschlossen. Sein Hirn weigert sich, die Impulse der Maschine anzunehmen und im Gedächtniszentrum aufzuspeichern. Er muß aber alles wissen, alles, was die Menschheit in 109 Jahren Erdzeit erlernt und erforscht hat. Weiß er es nicht, ist er für uns nutzlos.“
    Der Gigant stand reglos. Um drei Kopfeslängen überragte er den ehemaligen Kapitän einer russischen Raumfahrt-Versuchsanstalt. Er sagte nichts. Orvand begann zu schwitzen.
    Merly Beths biß ihre Zähne in die Unterlippe. Angst stand in ihren Augen. Sie waren unberechenbar, diese sagenhaften, wenig umgänglichen Monstren aus den Tiefen der Kraterseen. Man wußte kaum etwas über sie, nur ihre Intelligenz stand außer Frage.
    Woronskij empfand die plötzliche Spannung.
    „Toff, glaubst du, daß ich dich sehr gerne mag?“ fragte er ruhig. „Du hast Verstand, du bist klug und manchmal witzig. Du hast mir mein Leben erneut gegeben, doch ich glaube, ich hätte dich auch so gerne gemocht. Glaubst du mir?“
    Der Eingeborene schwieg noch eine Weile, ehe er leise zu lachen begann.
    „Ja! Wie könnte ein Teil von mir gegen mich sein. Wie könntest du überhaupt meiner Rasse feindlich gesinnt sein. Ich werde dir meinen Körper zeigen müssen, Sonny. Du wirst nicht erschrecken, weil wir anders sind.“
    „Es spielt keine Rolle. Gestern wurden mir einige Werke von alten Soziologen und Psychologen eingeflüstert. Diese Maschine dort“, er deutete über die Schulter, „diese Maschine schafft es schon, obwohl sich die veränderten Zellen meiner Großhirnrinde zu weigern scheinen.“
    „Sie sind zu fest und zu dicht“, belehrte Toff.
    „Ich weiß, aber das sollte für Schwingungen kein Hindernis sein. Sie müßten sogar noch rascher auf die hypnotischen Lehrimpulse reagieren. Ich hätte die Schulung längst hinter mir, wenn alles normal verliefe. Die Menschen, mußt du wissen, bedienen sich schon lange der unterbewußten Lehrmethode. Sie ist gründlich, schnell und fast unfehlbar, vorausgesetzt, man versteht es, nach jeder Wissensdosis den zwangsläufig aufkommenden Sperrblock zwischen Unterbewußtsein und Bewußtsein zu beseitigen.“
    „Ich verstehe. Möchtest du denn rascher lernen?“
    Woronskij löste die verschränkten Hände vom Rücken.
    „Du verbirgst etwas, Tempelhüter“, sagte er dunkel.
    „Du hast bisher noch nicht intensiv daran gedacht, daß du es möchtest.“
    „Heißt das, daß ich mein neues Zellgewebe, auch das des Hirns, nach meinem Willen beeinflussen kann?“
    Merly Beths begann zu stöhnen.
    Woronskij sah sie ironisch an. Beißend wisperte er:
    „Ich sagte Ihnen ja schon immer, Sie hätten mich nicht erwecken sollen. Halten Sie mich eigentlich noch für einen Menschen?“
    „Selbstverständlich“, fiel Arper Ryland ein. „Bei Ihnen haben Normalzellen auf die fremden Verbindungen reagiert. Sie sind kristallin geworden. Das ist aber auch alles, Hochverehrter! So ganz nebenbei sind Sie der Mensch von früher geblieben, nur haben Sie jetzt einen beneidenswerten Körper.“
    Er grinste und trat Stepan mit vollster Gewalt auf den Fuß. „Na?“ forschte er vergnügt. „Etwas gemerkt?“
    „Eine geringfügige Belastung für einen Augenblick.“
    „Man könnte erblassen“, nickte Ryland. „Orvand spränge nun heulend im Saal herum. Kommen Sie aber nicht auf die mörderische Idee, mir Ihrerseits auf die Füße zu treten.“
    Toff lachte dröhnend.
    „Können wir endlich anfangen?“ schnappte die Ärztin gereizt. Woronskij dachte unwillkürlich an eine Frau, die er für immer verloren hatte. Sie hatte auch in einem solchen Tonfall spitzfindige Fragen stellen können. Es war nicht gut, an die Vergangenheit zu denken. Seit 109 Jahren war alles vorbei.
    Er lächelte zu Toffs Tanzmaske hinüber und schritt geschmeidig zum metallisch
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