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RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig
Autoren: Alexej Turbojew
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Auflösung seines materiell stabilen Körpers in gebündelte Atomgruppen empfand er kaum. Er ahnte auch nicht, daß sein zu Energie umgeformter Körper am anderen Ende in der Form fünfdimensionaler Impulse empfangen wurde.
    Atome ordneten sich zu Molekülen, Moleküle zu Zellen und Zellen zu verschiedenartigen Geweben.
    Sein Körper entstand im Rematerialisierungsverfahren. Als die letzten Nebel vor seinen Augen verschwanden, sah er Merlys Augen dicht vor sich.
    „Nun?“ lächelte sie. „Wie war es?“
    „Etwas ungewöhnlich“, murmelte er zurückhaltend. „Wann wurde das erfunden?“
    „Wann? Vielleicht vor vielen tausend Jahren Erdzeit, aber nicht von uns. Die Transmitter sind praktisch die einzige Sache, die wir den Spicas abjagen konnten. Sie waren eben für winzige Augenblicke in einer anderen Dimension, wissen Sie das?“
    „Am Prinzip der materiellen Auflösung und anschließenden Stabilisierung in einem speziellen Empfangsgerät haben russische Physiker schon im Jahre 1984 gearbeitet“, erklärte er steif.
    Orvand lachte erheitert.
    „Was Sie nicht sagen! Vergessen Sie doch endlich Ihren Nationalstolz, auch wenn er zu Ihrer Zeit vielleicht begründet war. Denken Sie daran, daß Sie nur noch Mensch sind. Sonst gibt es nichts mehr, nur noch das Menschentum an sich.“
    „Ich verstehe“, lächelte er mühsam.
2. KAPITEL

    „Hay – Sonny, wie geht’s?“
    Toffs mörderische Pranke dröhnte auf Stepans Schulter, und schon kam der seltsame Laut. Etwas schien zu schwingen, in schnellsten Vibrationen Töne zu erzeugen, die von den menschlichen Gehörorganen dann nicht mehr erfaßt werden konnten.
    Nur Toff lauschte mit schiefgehaltenem Kopf. Monströs, gewaltig, ungeheuerlich in seiner Form, stand er vor dem großen Mann, der unter dem grausamen Schulterhieb kein Zeichen des Schmerzes gezeigt hatte.
    Toff trug wieder die Tanzmaske. Es war eine fremdartige Schnitzerei von diabolischer Form, doch mochte dieses hölzerne Gebilde noch entschieden menschlicher wirken als das echte Gesicht des Venusiers.
    „Hallo!“ sagte Woronskij. „Wieder im Lande, Tempelhüter?“
    Toff lachte über die mechanische Sprechanlage. Es schepperte aufreizend, davon zeugend, daß Leute von seiner Art keine menschlichen Stimmbänder besaßen. Das Gerät hing da, wo sich unter dem weiten Umhang Toffs Brust verbergen mochte. Nur die beiden Zuleitungen verschwanden unter dem schillernden Gewebe aus einheimischen Naturfasern.
    „Stell das Ding leiser“, bat Stepan Alexandrowitsch. „Es ist anscheinend noch nicht lange her, daß ihr aus den Meeren gekrochen seid. Wie spricht man unter der Wasseroberfläche? Schall? Ultraschall? Oder sonst etwas?“
    „Sonst etwas“, quäkte es aus dem elektronischen Umformer. „Was entsteht, wenn man mit den Kiemenfasern mehr oder weniger schnell wedelt? Schwingungen, wie?“
    „Hmm! Sicherlich. Deine Sprache hat sich gebessert, Tempelhüter. Ist es das Gerät oder dein scharfer Verstand, den ein Mann von deiner Art gar nicht haben sollte. Wenigstens wurde mir zu meiner Lehrzeit gesagt, daß auf der Venus intelligentes Leben unmöglich wäre.“
    Toff brüllte erheitert – Merly Beths fuhr erneut zusammen. Mißtrauisch beobachtete sie den Eingeborenen, der inmitten der technifizierten Umgebung des Hypnoraumes mehr als störend wirkte. Er verkörperte das Unwirkliche, Wesensfremde. Er war eben Toff, der Tempelhüter einer venusischen Siedlung, die noch keines Menschen Fuß betreten hatte.
    Nun war er wieder in die Zentrale gekommen. Still, lautlos, irgendwie erschreckend schemenhaft. Noch nie hatte er Stepan seinen wahren Körper gezeigt. Der forschende Blick wurde von dem weiten Umhang aufgehalten; nur die fünfklauigen Pranken mit den zarten Schwimmhäuten erschienen unter den weiten, vorne zugebundenen Ärmeln.
    Toff landete seinen zweiten Schulterhieb. Einige üble Angewohnheiten der Menschen schien er schon übernommen zu haben. So sagte er zu jedem Vertreter dieser Gattung „Sonny“.
    Wieder zitterte das helle Singen durch den Raum. Es verwehte hinter den Grenzen der Hörbarkeit.
    Toff lauschte entzückt, sein gewaltiger Körper schaukelte auf mächtigen Beinen.
    „Du bist schön, du bist erhaben, du bist wie kühler Murkal in heißem Wasser. Ich bin froh, denn ich bin dein Ich. Du klingst wie die hellen Klippen tief unten am Grund des heißen Meeres. Du klingst jetzt immer noch. Hörst du es nicht?“
    Woronskij sah zwei schillernde Augen hinter den schmalen Schlitzen der
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