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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn
Autoren: Brown Sandra
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bald hier reingestürmt kommt wie die fünfte Kavallerie und –«
    Von der Eingangshalle her war das Bersten von Glas zu hören, gefolgt von Gebrüll und hastigen Schritten.
    Paris trat Rondeau mit aller Kraft gegen die Kniescheibe.
    Sein Bein knickte ein, und er schrie auf.
    Paris rappelte sich hektisch auf und raste zur Tür.
    Den Schuss hörte sie erst, nachdem sie den Aufschlag gespürt hatte.
    Er war heftiger, als sie sich das je vorgestellt hätte. Der sofort einsetzende, alles zerfetzende Schmerz raubte ihr den Atem und bewirkte, dass ihr schlagartig dunkel vor Augen wurde, aber das Adrenalin hielt sie auf den Beinen, bis sie aus der Tür und außer Sichtweite war, wo sie schließlich zusammenbrach.
    Sie versuchte, zu rufen und die Polizei auf sich aufmerksam zu machen, aber sie brachte nur noch ein schwaches Stöhnen über die Lippen. Der halbdunkle Korridor wurde wie in einem Albtraum immer länger und enger, dann schob sich die Schwärze endgültig vor ihre Augen.
    Dean würde allen voranrennen. Das sah sogar Rondeau voraus. Sie musste ihn warnen. Sie versuchte, sich aufzurichten, aber ihre Beine waren wie Gelee, und sie hatte das Gefühl, sich jeden
Moment übergeben zu müssen. Sie öffnete den Mund zu einem Schrei, aber ihre ausgebildete, sorgsam kultivierte Stimme verweigerte den Dienst.
    Rondeau näherte sich bereits der Tür. Sie konnte sein qualvolles Stöhnen hören, während er über den Zement des Lagerraums humpelte. Bald wäre er bei ihr im Gang. Und dann wäre er im Vorteil gegenüber jedem, der um die Ecke am anderen Ende biegen würde.
    Â»Dean!«, krächzte sie. Einmal mehr versuchte sie aufzustehen. Sie schaffte es bis auf die Knie, aber dann begann sie zu schwanken und schlug schließlich mit aller Wucht gegen die Wand. Der Schmerz glühte sich wie ein Brandeisen durch ihr Fleisch bis auf die Knochen. Als sie wieder zu Boden sank, hinterließ sie eine Blutspur an der Wand.
    Durch das Gellen in ihren Ohren hindurch konnte sie hören, dass die lauten Stimmen näher kamen. Taschenlampenkegel flitzten in irren Zickzackmustern über die Wände am anderen Ende des Gangs.
    Dann hörte sie noch ein Geräusch und drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um Rondeau in der Tür zum Lagerraum stehen zu sehen. Vor Schmerz grunzend, stemmte er sich in den Türrahmen. Dass sein linkes Bein so eigenartig abgeknickt war, war ihr eine tiefe Befriedigung. Als er auf sie herabsah, war sein Gesicht in Schweiß gebadet und zu einer abartigen Zornesmaske verzerrt.
    Â»Du bist genau wie sie!«, krächzte er. »Dafür musst du sterben.«
    Â»Keine Bewegung!« Der Ruf prallte von den Wänden ab wie die Strahlen der Taschenlampen.
    Aber Rondeau scherte sich nicht um die Warnung. Er hob die Pistole und zielte auf sie.
    Die einsetzende Salve war ohrenbetäubend und erfüllte den Gang mit Qualm.
    Während Paris vornüberfiel, fragte sie sich diffus, ob sie bloß das Bewusstsein verlor oder ob sie gerade starb.

36
    Â»Und wer hat ihn tatsächlich erwischt?«
    Â»Das lässt sich nicht so genau feststellen. Rondeau ließ uns keine Wahl. Wir haben alle gleichzeitig geschossen.«
    Erleichtert über Curtis’ Antwort sank Paris in die Kissen des Krankenhausbettes zurück. Sie wollte nicht, dass Dean die Schuld an John Rondeaus Tod trug. Später hatte sie erfahren, dass er, genau wie sie es vorhergesehen hatte, als Erster in den Gang gelaufen war. Aber Curtis und mehrere Polizisten aus dem Sondereinsatzkommando waren bei ihm gewesen. Jede der Kugeln, die auf Rondeau abgefeuert worden war, hätte tödlich sein können.
    Heute Morgen sah Curtis noch geschniegelter aus als sonst, so als hätte er sich für seinen Besuch am Krankenbett besonders fein gemacht. Er trug einen grauen Anzug im Westernstil. Seine Stiefel funkelten noch auffälliger als sonst. Sie konnte ein Aftershave riechen. Und er hatte ihr eine Schachtel Godiva-Pralinen mitgebracht.
    Trotzdem blieb er auch weiterhin ausgesprochen förmlich. »Rondeau kannte sich gut genug mit Computern aus, um zu wissen, wie man einen Anruf umleitet«, erklärte er ihr. »Erst jetzt konnten unsere Jungs den letzten Anruf zu seinem Handy zurückverfolgen. Aber auch dafür hatte er Vorkehrungen getroffen. Es war ein unregistriertes Handy. Ein Prepaid-Apparat.«
    Â»Er konnte nach Belieben die Stimme verstellen.
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