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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Jörg Steinleitner
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Kleider und Bücher auf dem Boden. Malsachen, Stifte, CDs, Freundebücher, ein Pferdestall mit Spielfiguren, Funkgeräte, ein Schminkset. Anne packte die Bücher zu Stapeln und legte sie vor das Regal, auf den einzelnen Brettern war längst kein Platz mehr. Dann legte sie Lisas Kleider zusammen, hängte das Dirndl in den Schrank und warf die Schuhe in den Flur, Flipflops, Sandalen, Ballerinas. Jetzt lag nur noch Kleinkram auf dem Boden herum. Anne packte alles in eine Holzkiste.
    Beim Aufsammeln der Perlen und Haarspangen, der Pferde- und Feenfiguren gelangte auch eine kleine schwarze Blechdose in ihre Hand. »Die drei ??? Geheimcode« stand darauf. Lisa hatte sie von Emilie zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt bekommen. Anne hatte sich den Inhalt noch nie genauer angesehen. Sie öffnete die Blechdose. Eine gefaltete Gebrauchsanweisung erklärte mehrere Codierungs- und Verschlüsselungssysteme, darunter Gaunerzinken und die Knotengeheimsprache, und dann war da noch eine Chiffrierscheibe. Belustigt betrachtete Anne die zwei zusammengehefteten Pappscheiben mit den aufgedruckten Buchstaben. Doch plötzlich schoss ihr das Blut in den Kopf. Hastig schnappte sie sich die Pappscheibe und humpelte, so schnell es ging, ins Wohnzimmer und an den Computer. Sekunden später ploppte das Blog mit Jules’ und Jorinas Nachricht auf: GYE & AMDDL. EMKAG 2 PXYLQLV ILVLYG. YD 2 GMQLD MBP M8.
    Mit zitternden Händen drehte Anne für jeden einzelnen Buchstaben an der Scheibe und schrieb dann das dechiffrierte Äquivalent auf ein Blatt. Konnte die Lösung so einfach sein? »Die drei ???« – war das möglich? Als sie am Ende den vollständigen Satz vom Zettel ablas, war sie wie elektrisiert. Ihre Wangen glühten.
    Sie wählte Kastners Telefonnummer. Es tutete. Dann stoppte das Geräusch abrupt. Er hatte sie weggedrückt. Eilig betätigte Anne die Wahlwiederholungstaste. »Geh hin, du Idiot!«, sagte sie, obwohl niemand außer ihr im Raum war. Doch der Kollege drückte sie wieder weg. »Fuck«, fluchte Anne. Sie wählte erneut. »Du. Gehst. Jetzt. Hin!«
    Tatsächlich hob Kastner dieses Mal ab. Ohne Begrüßung zischte er: »Anne, das geht jetzt nicht, du weißt doch, dass der Schramm das nicht mag. Wir sind jetzt auf der Autobahn in Richtung Salzburg. Wir haben schon alles sperren lassen. Die komplette A8. In beide Richtungen. Lass uns jetzt mal machen. Melde mich. Servus!«
    Er wollte schon auflegen, da schrie Anne verzweifelt in den Hörer: »Sepp, warte! Ich habe den Code dechiffriert!«
    »Ja, ja, ich weiß«, sagte Kastner genervt, doch dann realisierte er, was seine Kollegin gesagt hatte. »Wie bitte?«
    »Ja, ich habe rausgefunden, was die vorhaben!«
    »Kastner, legen Sie jetzt bitte auf.« Das war Schramm. »Ich muss mich konzentrieren.«
    »Ja, aber die Frau Loop weiß …«
    »Halt jetzt die Goschen und leg auf, Zefix! Die bleiben gleich stehen, und dann müssen mir die überwältigen und festnehmen. Mach lieber deine Waffe scharf.« Das war Nonnenmacher. Dann hörte Anne Geräusche wie von einem Gerangel und schließlich nichts mehr. Hatte der Dienststellenleiter Sepp das Handy weggenommen? Drehten denn jetzt alle durch? Verzweifelt wählte sie noch einmal die Nummer. Doch Sepps Handy war nun ausgeschaltet.
    Irene Heigelmoser und Dieter Gräber schlichen mit Tempo achtzig die Autobahn entlang. Die Polizisten vom See und der Kommandant der Einzelkämpfer folgten in fünfhundert Metern Abstand, dahinter kamen weitere Fahrzeuge mit GSG9-Männern. Außerdem waren alle verfügbaren Kollegen zu den Autobahnausfahrten beordert worden. Insgesamt neunundzwanzig Straßensperren hatten sie in Windeseile aufgebaut. Alle waren aufgeregt. Aber im Großen und Ganzen herrschte das Gefühl vor, gut auf die Festnahme vorbereitet zu sein.
    »Ich verstehe nicht, warum die nicht schneller fahren.« Der GSG9-Mann schwitzte wie ein Ochse auf dem Feld.
    »Weil’s nicht Auto fahren können«, blaffte Nonnenmacher ihn an. »Mein Gott, was bin ich froh, dass jetzt gleich der erste Wagen stehen bleibt!«
    »Und wenn die nur mit einem Auto weiterfahren?« Kastner war bange zumute.
    »Das ist doch ganz in unserem Sinne. Dann müssen’s nämlich schon einmal ein paar Geiseln freilassen. Weil in so ein Zuhälterauto passen halt nun einmal nicht mehr wie drei Leut’ rein. Das heißt, da passen dann der Jules, die Jorina und maximal noch eine Person rein. Ende der Fahnenstange.«
    Doch Nonnenmacher hatte sich zu früh in Sicherheit gewiegt. Plötzlich
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