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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Jörg Steinleitner
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hörten die Polizisten ein ratterndes Geräusch. Es stammte von einem Motor. Aber der Lärm kam nicht von der Straße, sondern von oben. Schramm beugte sich nach vorn und spähte durch die Windschutzscheibe in den Himmel. »Was zum Teufel ist denn das?«
    Kastner blickte zur Seite hinaus. Er brauchte nur drei Sekunden, um die Situation zu erfassen. »Ultraleichtflugzeuge. Das sind zwei Ultraleichtflugzeuge«, erklärte er mit einer Selbstverständlichkeit, als beschriebe er den Bettbezug seiner Mutter.
    Nonnenmacher schwieg und starrte nach draußen. Schramm, der noch mehr zu schwitzen begann, sagte mit sich überschlagender Stimme: »Ist das die Journaille? Schaulustige? Was wollen diese Verrückten, was wollen die nur?«
    »Ich glaub, ich weiß, wo die herkommen.«
    »Woher?«, wollte der GSG9-Kommandant wissen, er kreischte jetzt beinahe.
    »Aus Antdorf, das liegt südlich vom Starnberger See. Da ist ein Flugplatz. So viele Ultraleichtflugplätze gibt’s nämlich gar nicht bei uns.«
    »Ja, aber das hilft uns doch jetzt auch nicht weiter. Die Frage ist doch nicht, woher kommen die, sondern: Was wollen sie?« Nach einer Pause schrie der Kommandant: »Wir hätten den Luftraum sperren müssen!«
    »Abschießen.« Nonnenmacher hatte seine Sprache wiedergefunden. »Ihr habt’s doch so Kanonen bei eurer Truppe, oder? Damit würd’ ich die Flieger einfach abschießen.«
    »Ja, das wollte der Verteidigungsminister auch einmal. Aber bei so etwas macht unser liebes Bundesverfassungsgericht nicht mit«, gellte es hysterisch aus Schramms Mund. »Übergesetzlicher Notstand, das läuft hier nicht.«
    Kastner verstand rein gar nichts. Er hatte immer gedacht, die GSG9er seien besonders nervenstark, aber dem Schramm brannten ja wohl gerade sämtliche Sicherungen durch.
    »Verflucht, was hängt denn da unten an diesen Flugzeugen dran? Und was passiert jetzt da vorn?« Schramm hatte den Abstand zu den beiden Cabrios mittlerweile auf hundert Meter verringert. Wie gebannt beobachteten die drei Polizisten, wie sich Jules plötzlich aufrichtete und in stehende Position brachte.
    Kastner stutzte. »Was hat der denn da an den Händen?«
    »Ja, leck mich!«, rief Nonnenmacher. »Das sind die sauteuren Karabiner, die wo die sich gleich am ersten oder zweiten Tag bestellt haben … und die Bandschlaufen …« Nonnenmacher hatte sich jedes einzelne Teil, für das die Geiselnehmer Geld ausgegeben hatten, gemerkt.
    Jetzt stand Jules aufrecht auf dem Rücksitz des fahrenden Cabrios. An seinen Händen hingen die Bandschlaufen und an deren Enden die Karabiner. Das erste Flugzeug verminderte seine Flughöhe, bis Jules die trapezartige Vorrichtung, die unten am Fahrgestell des knatternden Ultraleichtfliegers angebracht war, erreichen konnte. Binnen weniger Sekunden klickte er sich in das Trapez ein und wurde nach wenigen Sekunden vom Flugzeug in die Luft gehoben. Langsam gewann der Flieger wieder an Höhe.
    »Diese Ultraleichtflieger können keine schweren Lasten tragen, das sind im Prinzip fliegende Mopeds. Deswegen steigt der so langsam auf«, erklärte Kastner den Mitfahrern.
    »Das gibt’s ja nicht, die hauen ab!« Nonnenmacher stöhnte.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, stammelte Schramm. Mehr fiel ihm angesichts dieser überraschenden Entwicklung nicht ein.
    Während die Polizisten wie gebannt Jules’ Entschwinden beobachteten, hatte sich Jorina auf den Rücksitz ihres Cabrios gestellt. Das zweite Flugzeug flog nun direkt über ihr.
    Als ihre Verfolger es sahen, erstarrten sie plötzlich vor Schreck.
    »Au weh, ob das gut geht?« Nonnenmachers Gesichtsausdruck verzerrte sich. Zwar hatte er keinerlei Verständnis für die beiden Verbrecher, aber das, was Jorina nun drohte, wünschte er keinem Menschen: In etwa hundert Metern Entfernung kam eine Autobahnbrücke. Und Jorina hatte sich mit den Karabinern bereits am Trapez eingehängt.
    »Das schafft die nicht mehr …«, sagte Kastner leise. Er empfand plötzlich Sympathie für die ostfriesische Bankräuberin mit den blonden Zöpfen. Würde sie jetzt sterben? Gegen die Brücke knallen?
    »Und aushängen kann sie sich auch nicht mehr. Da ist schon zu viel Zug auf den Bandschlingen. Das wird für die Spurensicherung kein Zuckerschlecken«, meinte Schramm. Er sagte es ohne jede Häme. Jeder tote Mensch war einer zu viel. Diese Einstellung hatte er sich auch als Einzelkämpfer im Dienst der deutschen Polizei erhalten. Und er hatte viele sterben sehen.
    Kastner stellte sich Jorinas zarten
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