Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Jörg Steinleitner
Vom Netzwerk:
derselben Woche hatte sie aber auf seinem Schreibtisch beim Putzen den Brief eines Autohauses gefunden, in dem sie Ochsenknecht zur Bestellung eines Porsches gratulierten. In derselben Woche! So einen konnte man schon einmal anlügen.
    Allerdings, das musste man ebenfalls bedenken, waren diese jungen Bankräuber auch nicht ganz koscher. So wie die auftraten, schreckten die vor nichts zurück, wenn es hart auf hart kommen sollte. Sie hatten einen Revolver und waren ganz offensichtlich bereit, ihn einzusetzen. Am Ende schob Irene Heigelmoser aber alle Bedenken zur Seite und rief den Chef auf seinem Handy an.
    »Ja? Was?«, meldete sich der unfreundliche Schofel. Manieren hatte er keine, das war Irene Heigelmoser schon früher aufgefallen.
    »Hier spricht die Heigelmoser Irene, sind Sie’s am Apparat, Herr Ochsenknecht?«
    »Ja.« Im Hintergrund waren laute Stimmen und Blasmusik zu hören.
    »Sie – Sie müssten einmal in die Bank kommen.«
    »Was?«, schrie der Filialleiter ins Mobiltelefon. Irene Heigelmoser mochte Handytelefonate nicht, denn wegen der schlechten Tonqualität und Nebengeräusche, fand sie, spürte man den Gesprächspartner nicht so richtig.
    »In – die – Bank – kom-men!«, wiederholte die Putzfrau, der ihre Peiniger für das Telefonat das Gewebeklebeband auch von den Händen gerupft hatten.
    »Wer?«, schrie Ochsenknecht jetzt.
    Irene Heigelmoser schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Sie müssen bleibön dran«, flüsterte ihr der französische Geiselnehmer aufmunternd zu. »Setzen Sie ihn unter Druck!« Auch Jorina winkte auffordernd mit dem Revolver.
    »Ja, Sie!«, sagte Irene Heigelmoser laut. Und leise für sich: »So ein Depp.«
    Dann holte sie noch einmal tief Luft und schrie nun ihrerseits: »Sie müssen in die Bank kommen, Herr Ochsenknecht. Sofort. Dies ist ein Notfall. Mir haben … mir haben … mir haben Wasser im Keller.« Und nach einer Pause wiederholte sie noch einmal überdeutlich: »Was-ser – im – Kel-ler.« Konnte der Depp nicht irgendwohin gehen, wo es weniger laut und ein besserer Empfang war?
    Aber jetzt schien er verstanden zu haben, um was es ging, denn genervt fragte er zurück: »Ein Wasserschaden?«
    »Ja!«, schrie die Heigelmoserin.
    »Ich kann hier nicht weg. Ich habe gerade erst eine Maß bestellt und sitze hier mit dem Landrat und dem Herrn Schamoning, Sie wissen schon, von der Extraplast AG.«
    »Ja, soll die Bank dann absaufen?«, fragte die Putzfrau. Die Geschichte mit dem Wasserschaden war eine feine Idee. Da würde der Ochsenknecht auf jeden Fall kommen, weil der Ochsenknecht war allergisch gegen alles, was Geld kostete, aber keines einbrachte. Und ein Wasserschaden verursachte definitiv Kosten.
    »Nein, natürlich nicht. Heimatland! Was machen wir jetzt da?« Kurz hörte Irene Heigelmoser nur den fröhlichen Festlärm des Rosstags, der durch den Hörer waberte, dann sagte Ochsenknecht mit an Verzweiflung grenzender Enttäuschung in der Stimme: »Ich komme.«
    Eine halbe Stunde später saß auch der Filialleiter der Bank der nördlichen Seegemeinde gefesselt auf dem blauen Teppich unter seinem Schreibtisch. Auf seiner geröteten Stirn stand der Schweiß, er stank nach Stress und auch nach Bier. Hinter ihm hatte sich das ostfriesische Mädchen mit den blonden Zöpfen positioniert und drückte ihm den Revolver in das braune Kopfhaar mit den blonden Strähnchen.
    Diese alberne Haartracht hat er sich wahrscheinlich eigens für den Rosstag machen lassen, dachte sich Irene Heigelmoser, sie hatte dieses Styling noch nie bei ihm gesehen.
    »Herr Ochsenknecht, machen wir’s kurz«, meinte Jorina auf so beiläufige Art und Weise, als erläutere sie die Funktionsweise einer Schwimmweste. »Die Situation ist folgende: Das, was du gerade an deinem Hinterkopf spürst, ist die Mündung einer Smith and Wesson, Kaliber vier Komma fünf, geladen mit zehn Patronen. Ich muss nur abdrücken, dann ist dein Gehirn Matsch. Ich habe aber gar keine Lust auf Matsch. Und du, Herr Ochsenknecht, hast es in der Hand, dies zu verhindern.«
    Ochsenknecht wagte nicht, den Kopf auch nur einen Millimeter zu bewegen. So klapprig hatte Irene Heigelmoser den Chef noch nie gesehen. Nicht einmal, als herausgekommen war, dass er mit Kundengeldern Wetten auf irgendwelche Immobilien in Amerika und Spanien abgeschlossen hatte, die – das hatte sich erst später herausgestellt – alle nichts wert waren und außerdem von Menschen bewohnt wurden, die an dem See inmitten von Bergen nicht einmal die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher