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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Jörg Steinleitner
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sonst hätte der sich doch niemals den Porsche bestellen können. Irene Heigelmoser vermutete, dass der Ochsenknecht das Zehn- oder Zwanzigfache ihres Lohns verdiente. Und sonntags hatte er frei.
    Andererseits lebte man als Bankchef sicherlich gefährlicher denn als Putzfrau. Der Chef hatte den Schlüssel zum Geld, also wenigstens einen. Sie dagegen hatte nur den zum Putzschrank. Und für den interessierte sich praktisch niemand.
    Gerade, als Irene Heigelmoser den Chef fragen wollte, ob er eigentlich eine Freundin habe, flog die Tür auf, und der Rififi kam herein. In der Hand hielt er den Revolver mit dem langen Lauf. Ohne lange zu fackeln, zielte er auf Ochsenknecht und befahl: »Sie anrufen jetzt die andere mit die Schlüssel.«
    Als Irene Heigelmoser den jungen Franzosen gerade darauf hinweisen wollte, dass es »die andere mit dem Schlüssel« heißen müsse, fragte der Filialleiter wimmernd, wie er das denn machen solle mit den gefesselten Händen.
    »Wo ist Ihrö ’andy?», fragte der Bankräuber grob.
    » Ihr H- Handy«, mischte sich die Putzfrau ein. »Herr Rififi, es muss › Ihr Handy‹ heißen. ›Ihr‹ und ›Handy‹ mit H.«
    Aber anstatt auf diese nett gemeinte Verbesserung einzugehen, warf der Ausländer Irene Heigelmoser nur einen Blick zu, den sie als bedrohlich empfand.
    Der Filialleiter erklärte, dass sein Telefon in der Gesäßtasche stecke.
    Wenig später hielt Jorina ihm besagtes Handy ans Ohr. Vorher hatte sie noch die Nummer von Frau Dr. Klamm gewählt, der stellvertretenden Filialleiterin.
    Weil die Putzfrau direkt neben ihrem Chef lag, hörte sie gut, wie es tutete. Irgendwann hörte das Tuten auf, und die Stimme der Mailbox erklang: »Guten Tag, Sie haben die Handynummer von Doktor Henrike Klamm gewählt. Ich befinde mich gerade in einer wichtigen Besprechung. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe Sie so bald wie möglich zurück.«
    Irene Heigelmoser war sich sicher, dass die Klamm nicht in einer wichtigen Besprechung war, sondern sich vielmehr einen schönen Lenz machte, wogegen ja auch nichts einzuwenden war, schließlich war heute Sonntag. Aber musste man dann eine derart verlogene Ansage auf dem Anrufbeantworter haben? Wer bitte glaubte denn, dass die Dr. Klamm am Rosstag eine wichtige Besprechung hatte? Das war doch lächerlich!
    »Sie geht nicht hin«, sagte Ochsenknecht verzweifelt.
    Die Stille, die daraufhin entstand, wurde jäh vom erstaunlich lauten Knurren von Irene Heigelmosers Magen durchbrochen. Und weil die Stimmung ohnehin gerade angespannt war, durchfuhr die Gebäudereinigerin der furchtbare Gedanke, dieser Rififi könnte ihr, da sie die konzentrierte Bankräuberruhe störte, direkt in den Bauch schießen.
    Wie man sich in Verbrechern täuschen kann.
    Anstatt mit Loch im Bauch saß Irene Heigelmoser zwei Minuten später neben dem noch immer liegenden Chef – der erneut sein Handy am Ohr hatte und versuchte, die Dr. Klamm zu erreichen – und kaute einen Müsliriegel, so genüsslich, als wäre es eine Weißwurst.
    Den Müsliriegel hatte ihr der Rififi zugesteckt (der Ochsenknecht hatte keinen bekommen, was die Heigelmoserin freute), und ihre Handfesseln hatte der Franzose auch gelöst.
    Die Stimmung aber wurde dadurch getrübt, dass die stellvertretende Filialleiterin nicht ans Telefon ging. Immer wieder tippten Rififi und Jorina auf die Nummer, immer wieder hörten die vier es tuten, und immer wieder kam die verlogene Ansage, die Dr. Klamm sei in einer Besprechung.
    Robert Ochsenknecht behauptete steif und fest, dass er keine andere Telefonnummer von Frau Dr. Klamm kenne und dass er sich auch nicht erklären könne, warum seine Kollegin nicht ans Handy gehe. Sie sei eine außerordentlich zuverlässige Mitarbeiterin und für gewöhnlich auch am Wochenende erreichbar.
    Irgendwann, man hatte bereits rund dreißig Mal die Nummer gewählt, sagte Rififi: »Föck, Jorina«, wobei er das »J« wie ein »Sch« sprach. »Iesch glaube, das wird nieschts. Und außerdem iesch ’abe ’unger.« Dann verließen die beiden Bankräuber den Raum.
    Sofort zischte Ochsenknecht: »Heigelmoser, die haben vergessen, Sie wieder zu fesseln! Befreien Sie mich! Jetzt sofort!«
    »Ja, so weit kommt’s noch!«, erwiderte die Putzfrau, ohne nachzudenken. »Ich bin doch nicht blöd! Dann kommen die wieder rein mit ihrer Knarre und blasen mir das Hirn weg! Den Teufel werd ich tun!«
    Ganz absichtlich sah sie nicht ihren Chef an, sondern blickte in Richtung Fenster. Die Abendsonne hatte
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