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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Jörg Steinleitner
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sie schien jetzt die Geduld zu verlieren.
    »Weil ich für den Tresorraum keinen Schlüssel habe. Den hat der Ochsenknecht, das ist unser Chef. Immer wenn ich den Tresorraum putz, dann muss der mir aufsperren. Und weil der Tresorraum ja nicht so gut besucht ist wie ein Hirlwimmer-Konzert, kommt das auch nur relativ selten vor, dass ich dort putze.« Irene Heigelmoser dachte kurz nach. »Kennt’s ihr den Hirlwimmer überhaupts?« Da niemand antwortete, sang sie kurz Hirlwimmers neuesten Hit an: »Hey, hey, ihr lieben Leute, wir feiern hier und heute, tausendundeine Nacht, wir feiern, dass es mächtig kracht …« Und fügte erklärend hinzu: »Der Hirlwimmer Hanni ist der berühmteste Schlagersänger der Welt, und übrigens: Der kommt aus unserem Tal.«
    Die musikalische Einlage und die anschließende Aussage kommentierte der französische Bankräuber mit einem trockenen »Merde«, während das Mädchen mit den Zöpfen ein »Shit« hinterherschob. Irene Heigelmoser war kurz davor, ein wenig beleidigt zu sein, denn der Hirlwimmer war wirklich ein Star, da verließen die beiden Bankräuber bereits wortlos das Chefzimmer und knallten die Tür hinter sich zu.
    Als die Putzfrau wieder allein war, spielte sie kurz mit dem Gedanken, die frisch gewonnene Redefreiheit zu nutzen und zu schreien. Allerdings war es fraglich, ob sie jemand hörte, ehe die Bankräuber wieder bei ihr wären und ihr noch eines überzogen. Den Rosstag konnte sie sowieso abhaken.
    Einen winzigen Vorteil hatte dieser völlig überflüssige Bankraub aber dann doch für sie: Sie musste nicht putzen. Es war nämlich nicht so, dass ihr das Putzen übermäßig Spaß machte. Bezahlen müsste sie der Ochsenknecht, der knickrige Hund, aber trotzdem. Das würde sie verlangen. Schließlich war sie auch als Gefesselte im Dienst. Da würde der Ochsenknecht vor dem Arbeitsgericht keine Chance haben, sollte er versuchen, ihr die Stunden der Geiselnahme vom Lohn abzuziehen. Dessen war sie sich sicher, also jedenfalls ziemlich. Und natürlich würde auch der Sonntagszuschlag fällig werden, obwohl sie ja genau genommen nur faul herumlag.
    Gerade, als sich Irene Heigelmoser mühsam auf die Seite gerollt hatte, um ein wenig bequemer liegen zu können, ging die Tür wieder auf. Es war die junge Frau, nun allein. Und – diese gefährliche Tatsache vertrieb alle Gedanken über einen etwaigen Prozess mit dem Filialleiter Ochsenknecht in Windeseile: In der rechten Hand hielt diese Jorina einen riesengroßen, pechschwarzen Revolver. Solche Schusswaffen kannte Irene Heigelmoser nur aus Westernfilmen. Aber dass das hier kein Film war, war auch klar.
    Jorina trat zu ihr hin, kniete sich neben ihrem Rücken nieder, sodass die Putzfrau sie nur aus dem Augenwinkel sehen konnte, und hielt ihr die Waffe an die Schläfe.
    Dann sagte Jorina mit einer Härte, die Irene Heigelmoser diesem schlaksigen Mädchen vor einer Minute noch nicht zugetraut hätte: »Du schließt uns jetzt den Tresorraum auf, dass das mal klar ist!«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich den Schlüssel nicht habe!«, presste die Bedrohte hervor. »Aufsperren kann den nur der Ochsenknecht!«
    Hierauf hörte die Putzfrau, dass Jorina irgendetwas mit der Waffe machte, sodass es klickte. Irene Heigelmoser war sich sicher, dass die Pistole jetzt scharf war.
    »Du sagst mir jetzt sofort, wie wir in den Tresor kommen! Sonst knall ich dich ab.«
    Irene Heigelmoser wusste nicht, wie ihr geschah. Ihr ganzer Körper wurde auf einen Schlag siedend heiß, sie fühlte, wie sich ihre Wangen mit Blut füllten, sogar das Dekolleté musste nun knallrot sein, denn das passierte ihr immer, wenn sie sich aufregte. Sie schwitzte aus allen Poren, Putzfrauenschweiß. Aber was sollte sie tun? Sie konnte den vermaledeiten Tresorraum nicht öffnen!
    Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und versuchte so klar wie möglich und in ruhigem – man könnte sagen: mütterlichem – Tonfall zu verdeutlichen: »Jetzt überleg doch mal, Kind. Wie verrückt müsste denn eine Bank sein, wenn die Putzfrau am Sonntag allein in den Tresorraum kommen könnte? Das ist doch ein Mordsschmarren, den ihr euch da ausgedacht habt’s. Bitte glaubt’s mir! Ich kann euch den nicht aufsperren!«
    »Bei drei erschieße ich dich«, sagte Jorina eiskalt und ohne auf die Erklärungen ihres Opfers einzugehen.
    Irene Heigelmosers ganzer Körper krampfte sich zusammen.
    »Eins.«
    Wie der Diavortrag des hiesigen Kaplans über dessen Heimatland Korea zog Irene
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