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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens
Autoren: Jennifer Blake
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zarte Haut zu pressen. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich auf ihre Antwort konzentrieren konnte.
    »Ja, das stimmt.«
    Rio trat noch ein wenig näher. »Und Ihre Mutter, Ihre Anstandsdame, Ihre Zofe? Wer immer über Ihre Keuschheit wachen mag - wie sind Sie diese Person losgeworden?«
    »Meine Zofe wartet unten«, antwortete Celina. Inzwischen sah man ihr das wachsende Unbehagen deutlich an. »Aber ich wüsste nicht, was das zur Sache tut.«
    Rios Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. »Haben Sie denn kein schlechtes Gewissen, wenn die Dame so lange auf Sie warten muss?«
    »Ich hatte nicht vor, diesen Besuch länger als nötig auszudehnen.«
    »Tatsächlich?« Rios Tonfall war schmeichelnd.
    »Ja, tatsächlich. Eigentlich wollte ich Sie nur bitten ...«
    »... mich bitten, Nachsicht gegenüber Denys walten zu lassen oder zu dem Treffen im Morgengrauen gar nicht erst anzutreten?«
    »Was ... was immer Ihnen passender erscheint.«
    »Beide Möglichkeiten würden zu meinen Lasten gehen. Sie werden also verstehen, dass ich ein Recht auf eine Entschädigung habe.«
    Celina befeuchtete ihre Lippen. Rio widmete dem deutlich mehr Aufmerksamkeit, als man das üblicherweise tat. Nun klang Celinas Stimme schon weitaus we-niger fest. »Falls Sie dabei an Geld denken, muss ich Ihnen leider sagen, dass ich nicht über größere Summen verfüge«, erklärte sie. »Aber ich besitze einige wertvolle Schmuckstücke.«
    »Derlei Tand interessiert mich nicht.« Rio versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie geschmacklos er das Ansinnen fand, sich sein Wohlwollen mit Gold zu erkaufen.
    »Meine Stute könnte ich Ihnen geben. Sie ist ein wertvolles, hochblütiges Tier und passt zu einem Gentleman sicher genauso gut wie zu einer Lady.«
    »Nein.«
    »Es tut mir aufrichtig Leid, aber etwas anderes kann ich Ihnen nicht anbieten!« Celina presste die Lippen aufeinander. Ihr Blick wurde trotzig.
    »Wirklich nicht?« Rio hob eine Augenbraue und wartete.
    Celina Vallier mochte unerfahren sein, aber dumm war sie nicht. Diese junge Dame wusste genau, worauf er hinauswollte. Aber entweder glaubte sie, etwas so Ungeheuerliches könne sich ihr gegenüber niemand herausnehmen, oder sie hielt ihn schlichtweg nicht für dreist genug, das Unaussprechliche in die Tat umzusetzen. In Letzterem täuschte sie sich allerdings gewaltig.
    Sie richtete den Blick auf einen Punkt in der Nähe seines offenen Hemdkragens und sagte: »Sie sehen mich ratlos. Ich wüsste nicht, woran Sie sonst Gefallen finden könnten.«
    »An Ihnen.« Mit Fingern, die vom häufigen Gebrauch des Degens mit einer dicken Hornhaut überzogen waren, berührte er ihre blütenzarte Wange. Dann zeichnete er sanft mit dem Daumen die geschwungene Linie ihrer vollen Unterlippe nach. »Für eine Nacht in Ihren Armen wäre ich zu gewissen Opfern bereit.«
    Rio hatte damit gerechnet, dass sie sich schreckensbleich vor ihm zurückziehen würde, vielleicht ohnmächtig wurde oder ihm eine Ohrfeige versetzte. Nichts von alledem geschah. Wie die Berührung einer Feder spürte Rio ihren scharfen Atemzug auf seiner erhobenen Hand. Er sah, wie sie blass wurde und erschauerte. Doch sie stand stockstill.
    » Ausgeschlossen.«
    Etwas anderes hatte Rio nicht erwartet, und doch zogen sich ob dieser deutlichen Zurückweisung seine Bauchmuskeln zusammen. Sanft berührte er Celinas emporgerecktes Kinn und spielte mit den weichen Kringeln einer Haarsträhne, die auf ihrer Schulter lag. »Und warum, wenn ich fragen darf?« Seine Stimme war ein zärtliches Raunen.
    Celina starrte ihm geradewegs in die Augen, wich seinen Berührungen allerdings nicht aus. »Weil allein der Gedanke verwerflich ist. Kein wahrer Gentleman würde so etwas verlangen.«
    »Oh, da haben Sie zweifellos Recht. Aber wie Sie wohl wissen, bin ich alles andere als ein Gentleman.«
    »Das behauptet man aber von Ihnen«, entgegnete sie. Nun schwang in ihrer Stimme eine gewisse Verzweiflung mit.
    Fast hätte ihr Ton Rio bewogen, von ihr abzulassen. In einem weniger alkoholisierten Zustand wäre ihm dies wohl auch gelungen. Doch nun ritt ihn ein Teufel, der das Spiel auf die Spitze treiben wollte. Der sich nicht um bewährte Tugenden, gute Manieren oder halb vergessene Träume scherte. »Schließlich geht es um das Leben Ihres Bruders. Was hält Sie davon ab, für sein Wohl ein paar Stunden zu opfern?«
    Ihr Blick wurde fest. »Meine Ehre«, antwortete sie.
    »Die natürlich viel wichtiger ist als die meine. Darüber brauchen
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