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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
Autoren: Aufbau
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war. Wagner klappte den Ordner mit einer endgültigen Geste zu. Seine Gedanken flogen davon. Den Hund hatte er bei Lulu und Miriam untergebracht. Und Miriam hatte ihm versprochen, sie beide nach Gjerrild rauszufahren. Er konnte das Meer schon riechen.
    Wagner stand auf, und er tat es ihm nach. Der Polizist streckte ihm die Hand entgegen. Er mochte diesen Wagner, er hatte einen festen, trockenen Händedruck, sprach geradeheraus und hatte die Familienverhältnisse weitestgehend ausgelassen. Ober wirklich so viel von den Zusammenhängen verstand, wie es schien?
    »Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
    Auch Hansen stand auf und schüttelte ihm die Hand.
    Das war alles. Keine Ermahnungen. Kein Anlauf, über die Vormundschaftsangelegenheiten zu reden, und kein Herumstochern in den privaten Dingen, die mit dem Fall nichts zu tun hatten. Er zog die Tür hinter sich zu und dachte an seine Mutter. Mit ihr war es etwas anderes. Sie musste er sich vom Leib halten. Und wenn er sich hinter Stacheldraht verbarrikadieren und sich mit Handgranaten bewaffnen musste, ihr wollte er keinen Zutritt zu seinem Leben gewähren.
    Er lächelte und trat hinaus in die Freiheit. Irgendetwas sagte ihm, dass diese Vorsichtsmaßnahmen nicht ausreichen würden.

KAPITEL 82
    Die Geräusche im Sallings Café, eine Mischung aus Stimmen und klapperndem Porzellan, wurden in den Hintergrund gedrängt. Ida Marie stand auf.
    »So, jetzt weißt du alles.«
    Die Umarmung war kurz und fühlte sich unbeholfen an.
    »Wir sehen uns.«
    Dicte sah ihr nach. Sie hatte nicht mehr diese federnde Leichtigkeit, aber merkwürdigerweise sah es gut und richtig aus. Als hätte sich eine neue Entschlossenheit in ihrem Körper manifestiert. Vielleicht, überlegte Dicte, war es der Entschluss gewesen, zu leben und froh darüber zu sein, was man hatte und was nicht zerstört worden war.
    Sie saß nicht lange allein, aber es genügte, um die Leere zu spüren und sich den Duft von heißer Schokolade in die Nase steigen zu lassen und damit den Geruch der Folterkammer zu verscheuchen. Aber das Gesehene konnte es nicht vergessen machen. Der nackte Mann an den »Ringen«. Das »Pferd«, daseinem die Geschlechtsorgane zerquetschte, und Cato, wie er zitternd und wimmernd in die »Kiste« gekrochen war. Die Untersuchungen liefen, und die Ergebnisse sollten mit denen in Jersey abgeglichen werden. Derweilen hatte sich Francesca Olsen von ihrem Posten als Bürgermeisterkandidatin zurückgezogen, und die Verbindung von Francesca Olsen und William Andersson war noch nicht an die Öffentlichkeit geraten. Aber das war lediglich eine Frage von wenigen Stunden, und dann würde in den Zeitungen die Debatte über aktive Sterbehilfe wüten. Sie hatte ihren Artikel fertiggeschrieben, der das Deckblatt der Sonntagsausgabe zieren würde. Aber sie musste leider sagen, dass sie sich nicht über diese Art von Aufmerksamkeit freute. Entgegen der gängigen Meinung von der Arbeit eines Journalisten war es für sie kein Sport, das Leben anderer Leute zu zerstören.
    »Hallo, mein Schatz. Du siehst aber traurig aus, also kannst du gerade unmöglich an mich denken?«
    Bo ließ sich neben sie auf einen Stuhl gleiten und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Hmm. Das duftet aber gut. Vielleicht sollte ich dich bald mal mit flüssiger Schokolade übergießen und dann ablecken?«
    Er hatte es so laut gesagt, dass die Frau am Nachbartisch ihn mit hungrigen Augen ansah.
    »Shh.«
    »Abgemacht!«
    Er verschwand zum Tresen, um noch mehr heiße Schokolade und ein paar Croissants für sie zu holen. Sie vermisste ihn, sobald er aufgestanden war.
    »Sag mal, Lena Lund!«, sagte er, als er mit einem vollen Tablett zurückkehrte. »Was hatte die für ein Problem?«
    Dicte biss genüsslich vom Croissant ab. Über ihre Kontakte im Polizeipräsidium war es ihr gelungen, die Geschichte Stück für Stück zusammenzutragen.
    »Soweit ich das verstanden habe, ist sie praktisch von Hartvigsen geheadhuntet worden. Um sicherzugehen, dass wir uns alle an die Regeln halten.«
    »Aber er hatte keine Ahnung von dieser Sally, oder?« fragte Bo.
    Dicte schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube auch nicht, dass Lena Lund wusste, dass ihre Schwester Adda Boel umgebracht hatte. Ich glaube noch nicht einmal, dass sie den Verdacht hatte. Aber sie wusste, dass Sally in ihrer Wohnung gewesen ist, und hat alles versucht, das zu unterschlagen. Damit wollte sie wohl eine alte Schuld begleichen.«
    »Und das Verwandtschaftsverhältnis mit Francesca
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