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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
Autoren: Aufbau
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»Bring mich ruhig um und lass dieses Arschloch am Leben. Er bekommt höchstens drei Jahre und ist nach anderthalb wieder draußen.«
    »Du hast My getötet. Sie war dir vollkommen egal. Du hättest wenigstens einen Notarzt rufen können.«
    Seine Körpersprache, das Gewehr im Anschlag, die Stimme heiser und brüchig, verrieten seine Wut. Gleich macht er es, dachte Dicte. Gleich nimmt er Rache, nicht für seine schrecklichen Jahre, sondern für Mys Tod. Sie musste verhindern, dass ein weiteres Leben vergeudet wurde und dass er ein weiteres Mal alles über Bord warf.
    »Erinnere dich bitte an deine eigenen Worte«, sagte sie. »Das ist es nicht wert. Lass die Polizei das übernehmen.«
    »Die Polizei!«
    Peter B knurrte das Wort fast, als er es aussprach. »Wann haben die jemals für Gerechtigkeit gesorgt?«
    »Dann schieß mir doch die Rübe weg, komm schon«, provozierte ihn Cato und streckte ihm seinen Hals entgegen. »Bring’shinter dich. Aber wahrscheinlich hast du nicht die Eier dazu, was Petrus? Die sind dir in den Stunden auf dem ›Pferd‹ weggeschrumpelt. Immer musst du noch einmal drüber nachdenken. Und dann ist es zu spät zum Handeln.«
    Peter B krümmte den Finger um den Abzug. In Dictes Kopf herrschte Chaos, ihre Stimme klang gebrochen und unsicher.
    »Du hast es doch eben selbst gesagt, Peter. Du entscheidest selbst, wer du sein willst. Du entscheidest, ob du ein Mörder sein willst.«
    »Ich war das schon einmal«, erwiderte Peter B, ohne Cato aus den Augen zu lassen. »Vielleicht ist es das ja doch wert.«
    Der Klang seiner Stimme passte nicht zur Situation. Ein hohler, dumpfer Unterton. Dicte sah ihren Sohn an, und plötzlich stand da ein anderer Mensch vor ihr als der, den sie bisher gesehen hatte, als hätte ihr jemand einen Schleier von den Augen genommen. Da begriff sie es. My. Das Gewehr. Mys panische Angst vor der »Kiste« und ihre Angst, eingesperrt zu werden. Seine Trauer über ihren Tod und sein Verhalten, als er sie vom Baum geschnitten und sie fast zärtlich auf den Boden am Fuß der Esche gelegt hatte.
    »My hätte niemals einen Gefängnisaufenthalt überlebt«, sagte sie. »Du hast ihre Strafe abgesessen.«
    Er zuckte zusammen, sah sie an. Betroffen sah er aus, fand sie.
    »My hat damals diesen Mann erschossen«, fuhr sie fort. »Sie hat diesen Hans Martin Krøll erschossen, weil der Thor getötet hat, oder? Aber du hast sie gedeckt. Du wusstest, dass du es besser aushalten würdest als sie.«
    Er erwiderte nichts. Wie versteinert stand er da. Sie wollte noch mehr sagen, aber in dem Augenblick hörte sie Geräusche. Das Schlagen von Autotüren. Schritte auf steinigem Untergrund. Das Knacken in einem Funkgerät.
    »Du kannst dir ein Leben aufbauen«, sagte sie. »Aber das wird dir nicht gelingen, wenn du abdrückst, das weißt du genau.«
    Es dauerte eine Ewigkeit. Wie auf einem Bühnenbild, wo alle Figuren in ihren Rollen erstarrt sind. Es knirschte, als der Mannan den Ringen sich bewegte. Dicte kroch der Geruch von Schimmel, Erde und Feuchtigkeit in die Nase und unter die Haut. Da hörte sie Schritte im Haus, eine Stimme ertönte durch ein Megaphon.
    »Hier spricht die Polizei. Das Haus ist umstellt. Kommen Sie mit erhobenen Händen raus. Ganz ruhig, dann passiert Ihnen nichts.«
    »Verzeih mir, Cato.«
    Peter B wedelte mit dem Gewehr. Cato sah ihn verwundert an.
    »Mach sie auf.«
    Er deutete mit dem Lauf auf die Holzkiste mit dem Hängeschloss. Cato grinste, während sein Gesicht von Schrecken erfüllt war.
    »Du spinnst wohl. Das meinst du nicht ernst.«
    »Nur kurz, versprochen. Aber ich meine es ernst.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Das mache ich nicht. Lieber sterbe ich.«
    »So ein Quatsch, du Waschlappen. Los, hoch mit dir! Du kommst da gleich wieder raus.«
    Cato zögerte.
    »Du hast dich eben ja auch nicht getraut. Du würdest niemals abdrücken.«
    »Versuch’s doch!«
    Sekunden verstrichen. Cato starrte Peter B an. Dann folgte er seinen Anweisungen. Sein ganzer Körper zitterte dabei. Die Scharniere der Kiste quietschten.
    »Rein da.«
    »Du bist doch krank in der Birne!«
    Seine Stimme war brüchig, ihm standen die Tränen in den Augen.
    »Los, rein da. Oder soll ich dich abknallen?«
    Cato gehorchte.
    »Abschließen.«
    Dieser Befehl ging an Dicte. Sie sah plötzlich Bilder von Kindern vor sich, die gezwungen wurden, tagelang in dieser Holzkiste zu verbringen, und alles in ihr weigerte sich.
    »Tu es JETZT!«
    Sie ließ das Vorhängeschloss zuschnappen. Aus der Kiste war
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