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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition)
Autoren: Janet Clark
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öfter vor? Habt ihr euch gestritten?
    Sie unterdrückte die Angst, die in ihr hochschwappte, verdrängte die Bilder, die sie quälten. Steve zusammengeschlagen in einer dunklen Gasse. Steve orientierungslos im Wald …
    »Hat das mit dem Schlüssel geklappt?«, wechselte sie schnell das Thema.
    »Völlig problemlos. Ich soll dir von Simon schöne Grüße bestellen, und er wünscht Lilou gute Besserung.« Britt kicherte. »Der hat eure Kundinnen ganz schön im Griff …Wie alt ist das Schmuckstück eigentlich?«
    »Sechsundzwanzig.« Hanna schloss den Spind und kam zum Tisch zurück. Dass Simon Britt beeindruckt hatte, verwunderte sie nicht. Mit seinen schulterlangen Haaren und dem offenen Lächeln strahlte er den lässigen Charme eines Surfers aus, dessen einzige Sorge die nächste Welle war. »Steve hat ihn eingestellt, als Lilou auf die Welt kam.«
    Die Zimmertür ging auf, und die Schwester kam herein. »Zeit zum Fiebermessen!«
    Wie auf Kommando stand Britt auf. »Ich geh dann besser. Melde dich, wenn du was brauchst, ja?«
    Sie küsste Hanna auf beide Wangen. »Pass auf euch auf«, flüsterte sie, dann verließ sie auf ihren Stöckelschuhen den Raum.
    Hanna sah ihr nach. Wie selbstverständlich sie ihre Hilfe angeboten hatte. Als seien sie seit Jahren befreundet. Dabei kannten sie sich kaum. Wie lange wohnte Britt jetzt unter ihnen? Zwei Monate? Drei? Sie konnte es nicht genau sagen, obwohl sie sich schon so oft im Treppenhaus begegnet waren. Wenn sie es recht bedachte, hatte sie Britt in der kurzen Zeit öfter gesehen als die alte Frau im Erdgeschoss im ganzen letzten Jahr. Und Britt hatte sie immer in eine Unterhaltung verwickelt.
    »Ich habe nachgefragt, wegen Ihrem Mann.« Die Schwester sah prüfend auf das Thermometer und nickte dann zufrieden. »Er ist in keinem Krankenhaus in der Umgebung gemeldet. Es ist auch kein Namenloser aufgetaucht, auf den seine Beschreibung passt.«
    Die Hoffnung, die Hanna den ganzen Tag über gehegt hatte, fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Sie war überzeugt gewesen, die Schwester würde Neuigkeiten über Steves Verbleib mitbringen. Ein Unfall. Ein Überfall. Eine Notsituation. Ein Freund hatte ihn zu Hilfe gerufen. Auf Leben und Tod. Ihre Augen wurden feucht.
    »Nun schauen Sie doch nicht so verzweifelt.« Die Schwester lächelte sie aufmunternd an. »Dass er in keinem Krankenhaus liegt, ist doch ein gutes Zeichen.« Sie steckte das Thermometer in ihre Kitteltasche und wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Ihr Mann kommt sicher bald zurück. Glauben Sie mir, der merkt ganz schnell, dass es zu Hause viel schöner ist. Das ist doch meistens so.«
    Hanna zwinkerte, um die Tränen zurückzudrängen. Das waren auch die Worte des freundlichen Polizeibeamten gewesen, bei dem sie Steve als vermisst gemeldet hatte. Dass er Lilou allein gelassen und sie einen Atemstillstand gehabt hatte, hatte sie nicht erwähnt. Sie musste nicht einmal ihre Jurakenntnisse bemühen, um zu wissen, dass sie ihn damit in Schwierigkeiten bringen könnte. Dennoch hatte der Polizist die Personenbeschreibung aufgenommen und ihr versprochen, sie an die Streifenwagen weiterzuleiten. Sie hatte ihm die Nummer der Station gegeben, um immer erreichbar zu sein. Jetzt konnte sie nur noch warten, auch wenn sie es kaum aushielt, nicht ihre Joggingschuhe anzuziehen und sofort die Straßen nach ihm abzulaufen. Sie stellte sich ans Bett neben Lilou. Steve kommt sicher bald zurück. Ja. Er kommt sicher bald zurück.

Freitag, 20. Mai

3
    Der Flur sah noch genauso aus wie vor sechs Tagen. Die Schuhe standen ordentlich aufgereiht an der Garderobe, die Briefe, die sie auf der Kommode abgelegt hatte, um sie am nächsten Tag zur Post zu bringen, waren unverrückt. Steve war nicht hier gewesen.
    Hanna verharrte einen Moment auf der Schwelle, als verweigere ihr eine unsichtbare Macht den Zutritt. Die Rückkehr nach dem Krankenhausaufenthalt fiel ihr schwer. Sosehr sie gehofft hatte, die Tür zu öffnen und Steves übliches Chaos vorzufinden, so sehr schmerzte sie jetzt der Anblick des ordentlichen Flurs. Schließlich trat sie ein, streifte ihre Schuhe ab und drehte sich zu Britt um. »Vielen Dank fürs Abholen. Bleibst du noch auf einen Kaffee?«
    Sie brachte die schlafende Lilou in die Küche und legte sie dort behutsam auf ihr Lammfell. Wie tief und friedlich sie schlief. Hanna schauderte es. Tief und tückisch. Tief und tödlich. Der Schlaf, aus dem die Babys nicht mehr erwachten. Sie
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