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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition)
Autoren: Janet Clark
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habe Lilou gar nicht gehört.«
    Britt strich eine besonders widerspenstige Locke aus Lilous Stirn. »Sie ist aufgewacht, und da habe ich sie auf den Arm genommen. Das ist doch in Ordnung?«
    »Natürlich.« Hanna verharrte auf der Stelle. Sie konnte ihren Blick nicht von den beiden lösen.
    Lilou blätterte die Seite des Buches um und hob ihren Kopf zu Britt, als hätte sie Hannas Anwesenheit gar nicht bemerkt. Britt zeigte mit dem Finger auf eine Kuh. »Wie macht die Kuh? Muuuuhhh!«
    »Mmmm.« Lilous Hand klatschte auf die Kuh. »Mmmu.«
    Hanna schüttelte still den Kopf. War Lilous neue Zutraulichkeit dem Kommen und Gehen der Schwestern und Ärzte im Krankenhaus geschuldet? Oder war es der erste Vorbote einer Veränderung? Einer Veränderung, die Lilous Leben dominieren würde, die auf eine Schädigung eines Gehirnbereichs zurückzuführen war? Hanna spürte ein Ziehen, als säße ihr ein Seilzug zwischen Kehle und Magen.
    »Ich mache Lilou einen Brei. Kann sie solange bei dir sitzen bleiben?«
    »Gerne.«
    Hanna sah, wie Britt Lilou liebevoll durch die Haare blies und gemeinsam mit ihr auf die nächste Seite blätterte.
    Sie kochte Wasser und ließ es abkühlen, bevor sie den Brei anrührte. Die Stimmen von Britt und Lilou verschwammen im Hintergrund, während sie versuchte zu realisieren, was Steves verschwundene Reisetasche bedeutete. Er war weggegangen. Hatte Lilou allein gelassen. Mitten in der Nacht. Ohne ein Wort.
    »Ich hatte recht, nicht wahr?«
    Britts Stimme war so einschmeichelnd, als wollte sie ein Kind trösten, doch Hanna traf jedes Wort wie ein Fausthieb. Als wären Tausende Klumpen in dem glatten Brei, prügelte sie mit dem Löffel auf die gelbliche Masse ein.
    »Du brauchst jetzt eine gute Freundin an deiner Seite.«
    Der Löffel schlug gegen die Seiten der Breischüssel. Die Masse rutschte daran herunter und warf Runzeln.
    »Die einzige Freundin, die mir jetzt helfen könnte, ist nach Australien gezogen.« Hanna setzte sich mit der Breischüssel zu Britt und Lilou. Sie öffnete die Schublade, zog Lilous Zwergenset unter den Korksets hervor und legte es auf den Tisch. »Möchtest du sie füttern?«
    Britt nickte und schob das Buch zur Seite. Sie tauchte den Löffel in den Brei und führte ihn an Lilous Mund. Lilou kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Hanna nahm Britt den Löffel aus der Hand.
    »Komm, Püppchen. Dein Lieblingsbrei.«
    Lilou schlug den Löffel weg, der Brei landete auf Britts Bluse und in ihrem schwarzen Haarnest.
    »Lilou!« Hanna sprang auf und nahm Lilou von Britts Schoß. »Entschuldige bitte. Das hat sie noch nie gemacht.«
    Britt ging zur Spüle, nahm ein Küchenhandtuch vom Haken und befeuchtete es. »Vielleicht hat sie keinen Hunger.«
    Geschickt befreite sie Bluse und Haare von den Breispuren. »Hast du denn keine andere Freundin, die vielleicht ein paar Tage zu dir ziehen könnte?«
    »Nein. Zu den Freundinnen, mit denen ich früher durch die Bars gezogen bin, habe ich kaum noch Kontakt, und mit den Müttern aus der Mutter-Kind-Gruppe bin ich noch nicht so weit.« Sie bemerkte Britts skeptischen Blick. »Ich habe mich damals total zurückgezogen. Irgendwie gab es in meinem Leben nur noch Steve und die Firma. Und als Lilou kam … So ein Baby krempelt deine Welt ganz schön um.«
    Hanna setzte sich mit Lilou in die Spielecke und schlug ein Buch auf. »Wollen wir die Maus suchen?«
    Lilou ließ ihren Blick über die Seite gleiten, dann stupste sie mit dem Zeigefinger auf die zwischen hohen Grashalmen versteckte Maus.
    »Das hast du gut gemacht!« Hanna küsste Lilou auf den Kopf und blätterte um.
    »Echte Freunde zu finden ist nicht so einfach, wenn man neu anfängt«, sagte Britt unvermittelt.
    Hanna dachte an die vielen Begegnungen im Treppenhaus, in denen Britt versucht hatte, sie in ein Gespräch zu verwickeln.
    »Ich habe es dir nicht gerade leichtgemacht. Entschuldige.«
    »Schon gut.« Britt legte das feuchte Handtuch neben die Spüle. »Erst habe ich mich gewundert. Aber dann hat mir die Alte im Erdgeschoss rechts erzählt, dass dein Vater Ministerpräsident Werner von Ebershausen ist. Und da dachte ich, okay, bin vielleicht nicht der richtige Umgang.«
    Hanna stand auf, ging zu Britt und umarmte sie. »Unsinn! Ich dachte einfach, du als Single und ich als Mutter, das passt nicht. Aber darauf kommt es nicht an. Das sehe ich jetzt. Es heißt immer, in der Not erkennst du deine Freunde. Danke, dass du für mich da warst.«

4
    19. Januar 1991
    Der
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