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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition)
Autoren: Janet Clark
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krampfte sich schmerzhaft zusammen. War das ein gutes Zeichen? Oder ein schlechtes? Wenn er extra in die Wohnung zurückgekehrt war, um seine Sachen zu holen, warum hatte er sie dann so wahllos zusammengewürfelt? Oder hatte er jemanden geschickt? Aber warum? Weil er nicht selbst kommen konnte? Oder nicht wollte ? Hatte Steve sich in letzter Zeit verändert? Hanna versuchte sich zu erinnern. Die Tage und Wochen vor seinem Verschwinden verschmolzen zu einem Brei, dessen einzelne Zutaten nicht mehr auseinanderzuhalten waren. Hatte er bedrückt gewirkt oder überarbeitet? War er besonders nachdenklich gewesen oder wirklich nur müde?
    Ist was? Du bist so still.
    Ah ja? Findest du?
    Sie stellte sich sein Lächeln vor. Sein Das-geht-dich-nichts-an-Lächeln, wenn sie ihm Fragen stellte, die er nicht beantworten mochte. Fragen zu seinen Eltern. Seiner Jugend. Seinen früheren Freundinnen .
    Du weißt, du kannst mit mir über alles reden.
    Es ist nichts. Ich bin nur müde.
    Als sie in die Hubert-Wienen-Straße einbog, setzte sie zum Vierhundert-Meter-Endspurt an. Sie sah Britts Gesichtsausdruck vor sich, als sie gestern in die Küche zurückgekommen war. Siehst du, er hat dich verlassen , hatte darin gestanden, als hätte es jemand mit Edding auf ihre Stirn geschrieben. Sie steigerte ihr Tempo, bis sie schließlich keuchend vor dem modernen Gebäude des Polizeipräsidiums anhielt.
    Noch immer schwer atmend, betrat sie die Wache. Der Raum war hell und großzügig geschnitten, eine große Zimmerpalme brachte etwas Grün in die ansonsten triste, spärlich möblierte Umgebung. Ohne zu zögern, ging sie zu dem Tresen, der den für Besucher zugänglichen Teil von dem Bereich trennte, der Mitarbeitern der Polizei vorbehalten war. Ein Polizist blickte fragend zu ihr auf, stand schwerfällig auf und schlenderte zum Tresen hinüber.
    »Was kann ich für Sie tun?« Der Polizist hatte kurze braune Haare und wache, dunkle Augen, die sie sofort an Steve erinnerten.
    »Guten Tag. Mein Name ist Hanna Warrington. Ich hatte meinen Mann als vermisst gemeldet.«
    »Vermisst?« Der Polizist zog fragend die Augenbrauen hoch. »Wie war der Name? Warrington?«
    »Steve Warrington.«
    Der Beamte zog eine Computertastatur zu sich heran und tippte etwas. »Hm. Sie haben das letzten Samstag gemeldet. Ehefrau befürchtet Unfall oder Gewaltverbrechen «, las er vor. »Die Personenbeschreibung wurde an die Kollegen weitergegeben.«
    Hanna zog ein Foto von Steve aus der Hüfttasche ihrer Trainingshose. »Ich glaube, jemand hält ihn gegen seinen Willen fest.«
    Der Polizist runzelte die Stirn. »Haben Sie einen Anhaltspunkt dafür?«
    »Er hat sich bis jetzt nicht bei mir gemeldet. Und die Sachen, die er mitgenommen hat, passen nicht zusammen. Als ob jemand anders die Tasche gepackt hätte.«
    »Er hat seine Sachen mitgenommen?«
    »Ein paar. Aber eine seltsame Auswahl eben.«
    »Vielleicht war er in Eile.« Der Polizist lächelte unverbindlich. »Machen Sie sich keine Sorgen, Entführer packen ihren Opfern keinen Koffer. Oder gibt es Kampfspuren in der Wohnung?«
    »Nein.«
    Der Polizist hob beschwichtigend die Hände. »Haben Sie etwas Geduld, in neun von zehn Fällen taucht der Mann nach kurzer Zeit wieder auf.«
    »Er hat die Wohnung nicht freiwillig verlassen. Er sollte auf unsere Tochter aufpassen. Er hätte sie nie alleine zu Hause gelassen.«
    »Wie alt ist Ihre Tochter denn?«
    »Etwas über ein Jahr.«
    »Dann kann er sich glücklich schätzen, dass Ihrer Tochter nichts zugestoßen ist.« Der Polizist sah sie ernst an. »Kann es sein, dass Ihrem Mann vielleicht das Kind und alles drum herum zu viel geworden ist und er eine Auszeit braucht?«
    Hanna schüttelte den Kopf.
    »Wissen Sie, das kommt öfter vor, als man denkt. Und jede Frau, die hier steht und ihren Mann als vermisst meldet, ist sich absolut sicher, dass er weder eine Freundin noch die Nase voll vom Alltag hat.«
    »Aber …«, protestierte Hanna.
    »Kommen Sie in einer Woche wieder.«
    »Verdammt! Haben Sie mir zugehört?«, fuhr Hanna ihn an, als wäre er schwer von Begriff. »Mein Mann hat mich nicht verlassen! Er braucht Ihre Hilfe!«
    Der Gesichtsausdruck des Polizisten blieb unverändert freundlich. »Es tut mir leid, aber Ihr Mann darf sich aufhalten, wo er will, und, so schlimm das für Sie sein mag, er ist nicht mal Ihnen Rechenschaft darüber schuldig.«

6
    Eigentlich war es zu früh für Alkohol, aber bereits die Wirkung des ersten Schlucks zerstreute ihre Bedenken. Sie
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