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Rachegott: Thriller

Rachegott: Thriller

Titel: Rachegott: Thriller
Autoren: Michael Linnemann
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nahm sie sich felsenfest vor.
    „Wo befindet sich Ihre Tochter jetzt, Herr Muster?“
    „Sie ist zwei Straßen weiter bei einer Freundin. Mit dieser spielt sie in den Ferien so gut wie jeden Tag. Für gewöhnlich kommt sie gegen 17 Uhr heim, wenn Gertrud auch immer von ihrem Verlag nachhause ... kam.“
    Das letzte Wort brachte er nur schwer in der Vergangenheitsform über die Lippen.
    „Wir haben die Adressen einiger exzellenter Psychologen in der Direktion“, teilte Nora ihm mit. „Zögern Sie nicht, uns diesbezüglich anzusprechen, falls Sie professionelle Hilfe für sich und Ihre Tochter in Anspruch nehmen möchten. Es ist keine Schande, um Unterstützung zu bitten. Schon gar nicht bei einem solchen Drama.“
    „Ich werde es mir merken. Aber ich sagte Ihnen eben schon, dass momentan nur noch eine Sache zählt: Finden Sie den Mörder! Und zwar schnell! Alles andere ist unwichtig!“
     

4
     
     
    Nachdem Nora eine Kollegin gebeten hatte, sich um Herbert Muster zu kümmern, schritt sie mit Tommy zurück zum BMW. Dort sahen die beiden sich zunächst noch ein wenig um, ehe ihre Blicke zu den Schaulustigen hinter dem Absperrband wanderten. Sie wussten genau, dass viele Mörder dem Drang nicht widerstehen konnten, die Polizeiarbeit am Tatort zu beobachten. Manchmal wurden die Täter dabei so nervös, dass sie aufgrund verschiedener Gesten aus der Masse der übrigen Gaffer herausstachen.
    In diesem Fall fiel den Kommissaren allerdings niemand auf. Alle Personen schienen lediglich auf natürliche Weise beunruhigt zu sein.
    „Ich bin dafür, dass wir uns jetzt zum Nachbarhaus begeben. Möglicherweise hat jemand etwas Wichtiges gesehen, bringt es aber nicht mit dem Mord in Verbindung und meldet sich deshalb nicht“, mutmaßte Nora.
    „Ja, das kann gut sein. Jedoch bin ich davon überzeugt, dass die Bewohner des Nachbarhauses hinter dem Absperrband zu finden sind. Kaum jemand könnte ganz cool in seinem Haus bleiben, wenn nebenan so ein Trubel ist.“ Tommy dachte kurz nach. Dann fuhr er fort: „Möglicherweise sind die Nachbarn aber auch bei der Arbeit. Oder sie sind im Urlaub. Finden wir es heraus.“
    Sie begaben sich zur Absperrung und befragten dort die Leute. Schon nach kurzer Zeit hob ein Mann im grünen Shirt die Hand und sagte: „Ich wohne im östlichen Nachbarhaus. Mein Name ist Karl Zander. Ich würde mich freuen, Ihnen zu helfen. Was wollen Sie denn wissen?“
    „Zunächst einmal möchten wir wissen, ob es möglich wäre, die Befragung in Ihrem Haus durchzuführen?“ Nora deutete auf die übrigen Schaulustigen. „Ein wenig Privatsphäre wäre in diesem Fall angebracht.“
    Zander nickte. „Sie haben recht. Schließlich wollen wir nicht, dass wichtige Informationen über zwielichtige Kanäle an die Presse gelangen, nicht wahr?“ Er trat aus der Menge heraus und schritt hinüber zu seinem Grundstück. Die Ermittler folgten ihm. Dabei erkannten sie, dass Zander etwa eins fünfundachtzig groß war und einen überaus erhabenen Gang hatte.
    Als sie hinter ihm in dessen Haus traten, verzogen sie umgehend ihre Mienen; im gesamten Gebäude lag ein aufdringlicher, unangenehmer Moschusgeruch in der Luft. Beinahe wäre Nora rückwärts wieder aus dem Flur getaumelt. Doch mit Mühe riss sie sich zusammen und hoffte, dass sie sich möglichst schnell an diesen Geruch gewöhnen würde. Allerdings hegte sie diesbezüglich ernsthafte Zweifel.
    „Hoffentlich stört Sie der Moschusgeruch nicht“, sagte Zander mit einem breiten Grinsen. „Ich liebe diesen Duft abgöttisch. Ich bin ihm verfallen. Wenn es nach mir ginge, dann würde die ganze Welt nach Moschus riechen. Ich kaufe mir jeden Freitag unzählige Kerzen mit diesem Geruch, weil ich immer einige auf Vorrat haben will. Es geht nichts über eine Reserve. Das gilt besonders für Geld und Moschuskerzen.“
    Nora wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Sie wusste nicht, ob Karl seine Äußerungen wahrhaftig ernst meinte. Doch an seiner Mimik und Gestik erkannte sie, dass er nicht scherzte. Der Mann hatte eindeutig einen Moschusfetisch.
    Jedem das Seine , schoss der Kommissarin durch den Kopf, ohne eine Bemerkung dazu abzugeben. Im Verlauf ihrer zwölf Berufsjahre war sie nämlich schon so vielen Menschen mit wahnwitzigen Vorlieben und Einstellungen begegnet, dass sie nichts mehr wirklich verwundern konnte. Ein so starker Hang zum Moschusduft war ihr allerdings neu.
    „Es geht schon“, brachte sie mit einem gequälten Lächeln über die
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