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Rachegott: Thriller

Rachegott: Thriller

Titel: Rachegott: Thriller
Autoren: Michael Linnemann
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Gertruds Körper in sich zusammen. Die Hände glitten vom Lenkrad, der Kopf fiel nach rechts. Blut tropfte aus den Wunden.
    Der Mörder grinste.
    Sehr gut! Jetzt müssen nur noch die richtigen Spuren ausgelegt werden. Das ist das Wichtigste. Dabei besteht die große Kunst in der Verwirrung.
    Und ich beherrsche diese Kunst perfekt.
     

2
     
     
    Thomas Korn saß an diesem Freitagnachmittag in seinem Büro und betrachtete das Chaos auf dem Schreibtisch. Diverse Mappen, Hefter und Blätter lagen kreuz und quer auf der Tischplatte verteilt. Doch der 40-jährige Kriminalhauptkommissar ärgerte sich keineswegs über dieses Durcheinander. Ganz im Gegenteil. Denn obwohl es niemand auf den ersten Blick vermuten würde, verbarg sich hinter dieser Unordnung ein System. Das Tommy -System. Thomas wusste zur Überraschung seiner Kollegen immer genau, wo sich welche Unterlagen in dem Dokumentenberg befanden. Er war sich sogar sicher, dass er nicht annähernd eine so gute Übersicht hätte, wenn er eines Tages aufräumen würde.
    Allerdings gab es in dieser Hinsicht eine Kleinigkeit, die ihm momentan missfiel: Da er keinen aktuellen Fall bearbeiten musste, war er mehr oder weniger dazu gezwungen, sich mit seinen Akten herumzuschlagen. Etwas Schlimmeres konnte es für ihn nicht geben. Er war ein Mann der Tat. Er hasste es, hinter seinem Schreibtisch zu versauern, indem er Berichte tippte oder Dokumente durchlas. Diese Arbeiten bezeichnete er stets als ‚ineffizient’ und ‚unnütz’. Echte Arbeit fand seiner Meinung nach außerhalb des Büros statt. Nur wenn er auf den Straßen einen Verbrecher zur Strecke brachte, hatte er das Gefühl, seinen Job richtig gemacht zu haben. Alles andere bedeutete für ihn eine Qual.
    Andererseits habe ich von Serienmördern und anderen irren Verbrechern die Nase voll. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Monaten keinen Schwerkriminellen mehr dingfest machen muss. Ein einfacher Diebstahl oder Überfall wäre eher nach meinem Geschmack. Keine Verletzten, keine Leichen, kein Drama. Nur ein wenig Aufregung, damit ich nicht vollkommen einroste. Ist das zu viel verlangt?
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und fuhr sich mit beiden Händen über die Haare. Wie gewöhnlich hatte er sie am Ansatz mit Gel in die Höhe befördert, da sie ihm auf diese Weise einen eleganten, jugendlichen Zug verliehen. Das war zumindest Tommys persönliche Ansicht. Zu seinem Schrecken hatte er jedoch feststellen müssen, dass seine Geheimratsecken in den letzten Wochen deutlich größer geworden waren. Möglicherweise müsste er seine Haare in kommender Zeit länger wachsen lassen, um sie über die kahlen Stellen zu kämmen. Zwar war er nicht eitel, allerdings vertrat er die Auffassung, dass es nicht schaden konnte, immerzu das Beste aus seinem äußeren Erscheinungsbild herauszuholen.
    Nichtsdestotrotz musste er zugeben, dass seine Definition von ‚das Beste’ durchaus eigenwillige Züge annahm. So gehörte zum Beispiel sein Kleidungsstil zu den ausgefallensten in der gesamten Polizeidirektion. Wenn ihm der Sinn danach stand, dann erschien er in kurzer Hose und buntem Hawaiihemd zur Arbeit. Im Vergleich dazu sah er heute im roten Shirt und schwarzer Stoffhose einigermaßen adrett aus.
    Als er nun seine Hände hinter dem Kopf verschränken wollte, verzog er das Gesicht und griff sich an die Brust.
    Es ist noch nicht ganz verheilt. Ich spüre es noch immer.
    Vor einigen Monaten war er Opfer eines Messerangriffs geworden und nur knapp mit dem Leben davongekommen. Die Klinge hatte ihn mehrere Zentimeter tief durchbohrt, einen enormen Blutverlust verursacht und ein paar Nervenstränge beschädigt. Während andere Menschen an den Folgen dieser Attacke auf Herzhöhe gestorben wären, verdankte Tommy sein weiteres Leben einem medizinischen Phänomen namens situs inversus . Darunter verstanden die Ärzte eine spiegelverkehrte Anordnung der inneren Organe. In Tommys Fall lag das Herz nicht auf der linken, sondern auf der rechten Seite seines Körpers. Daher war es bei der Messerattacke nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Wenngleich der Kommissar selbst nicht glauben konnte, dass diese körperliche Besonderheit keine Schäden nach sich zog, hatten die Mediziner ihm bereits vor langer Zeit versichert, ein völlig normales Leben führen zu können. Offenbar kam es hauptsächlich auf die Ausrichtung der Organe zueinander an. Und da diese ihre Funktionen einwandfrei erfüllten, wurde Tommy in keiner Weise physisch
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