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Rachegott: Thriller

Rachegott: Thriller

Titel: Rachegott: Thriller
Autoren: Michael Linnemann
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Hoch auf die Technik. Wo wären wir ohne sie? Vielleicht lernt Kortmann sogar bald, wie er mir eine Mail schicken kann. Das wäre doch ein echter Fortschritt.“
    Nora prustete. Dann dachte sie kurz nach und sagte: „Na schön. Ich schätze, dass ich meinen Bericht auch später noch abtippen kann. Der läuft mir nicht weg.“ Mit einem Seufzer stand sie auf und kam hinter dem Schreibtisch hervor.
    Gleichzeitig bekam Thomas große Augen. Erst jetzt realisierte er, dass seine langjährige Partnerin eine gelbe Bluse zu einer blauen Stoffhose trug. Bei keiner anderen Frau würde er sich über dieses Outfit wundern. Doch Nora war bekannt dafür, ausnahmslos schwarz-weiße Kleidung zu tragen. Im Vergleich zu Tommy lag ihr nämlich viel daran, aufgrund ihres Erscheinungsbildes einen bestimmten Eindruck auf die Leute zu machen. Sie wollte seriös und streng wirken, um in jeder Situation als weibliche Ermittlerin ernst genommen zu werden. Auch wenn sie deshalb hin und wieder verbissen wirkte, hatte sie mit dieser Einstellung viele positive Erfahrungen gemacht.
    Warum trägt sie nun aber plötzlich eine gelbe Bluse zu einer blauen Hose? , fragte Tommy sich. Was ist passiert? Habe ich etwas verpasst?
    Als Nora seinen überraschten Gesichtsausdruck bemerkte, erklärte sie: „Gewöhn dich lieber nicht daran. Ich wollte einfach mal etwas Neues ausprobieren. Schließlich möchte man nicht ewig ein und dasselbe Image verkörpern. Aber es könnte sehr gut sein, dass es eine Ausnahme darstellt. Ich fühle mich nämlich jetzt schon ein wenig unwohl. Alle Kollegen glotzen mich an wie Autos. Dabei wollte ich genau das immer vermeiden.“
    „Das liegt aber nicht an dem Outfit an sich. Das steht dir wirklich gut. Es hat nur niemand damit gerechnet, dich jemals so bei der Arbeit zu sehen. Das musst du doch verstehen.“ Er sah an ihr herab und pfiff. „Mir gefällt es jedenfalls. Es kann tatsächlich nicht schaden, gelegentlich eine neue Facette zu zeigen. Das lässt einen Menschen interessanter und vor allem … verwegener erscheinen.“
    „Verwegener?“
    „Ja. Du kennst doch sicherlich diese alten Hollywoodfilme, in denen verklemmte Bürofrauen irgendwann ihren Zopf öffnen, die Brille absetzen und auf einmal so aussehen als hätten sie schon seit Jahren einen Modelvertrag in der Tasche.“
    Nora strich sich ihre dunkelblonden Haare hinter die Schultern zurück. „Ich trage nur selten einen Zopf.“
    „Ja, aber du siehst auch generell nicht aus wie ein Model.“
    „Zum Glück. Ich darf mich also noch normal ernähren.“
    „Mhm, man sieht deinem Bauch an, dass du das genießt.“
    Sie boxte ihm verspielt gegen die rechte Schulter. Dann schob sie ihn hinaus auf den Flur und schloss die Tür hinter sich.
    Seit nunmehr zwölf Jahren arbeiteten Nora und Thomas zusammen. In dieser Zeit hatten sie über die Arbeit hinaus eine innige Freundschaft aufgebaut. Deshalb konnte Tommy sich kleine Sticheleien problemlos erlauben. Zumal Nora auch nicht unbedingt auf den Mund gefallen war. Vorrangig war es Tommys lockerer Lebensstil, der ihr immer wieder als Anlass zu spitzen Bemerkungen diente. Seine offenkundige Bindungsangst ließ ihn in ihren Augen wie einen Macho wirken, der sich zwanghaft davor fürchtete, zu seinen wahren Gefühlen zu stehen.
    Männer sind generell keine Genies darin, sich ihren Empfindungen zu stellen. Tommy stellt in dieser Hinsicht nicht die Ausnahme von der Regel dar. Das ist kein Geheimnis. Er ist und bleibt unverbesserlich.
     
    Wenige Sekunden später betraten die beiden Ermittler das Büro ihres Vorgesetzten. Frederik Kortmann wog 270 Pfund und schien allmählich gesundheitliche Probleme zu bekommen. Er schnappte mehrmals nach Luft und kniff unregelmäßig die Augen zusammen. Auf seiner Halbglatze tummelten sich zudem sehr viele Schweißperlen. Sein Gesicht wirkte überaus fahl. Augenscheinlich war er in den letzten Wochen nicht oft im Freien gewesen, um die Sonne zu genießen.
    Ich vermute, dass er sich mit Arbeit eingedeckt hat, um sich nicht mit seiner zerstörten Ehe beschäftigen zu müssen , dachte Tommy. So sind wir Kerle nun einmal. Wir hassen es, wahren Gefühlen auf den Grund zu gehen. Das ist genetisch bedingt.
    „Es ist unbegreiflich“, begann das Schwergewicht, während sich die Kommissare auf den Stühlen vor dem Schreibtisch niederließen. „Diese Stadt raubt mir noch den letzten Nerv. Ich werde ganz sicher bald irre. Wie viele Mörder wollen sich noch hier in Göttingen versammeln? Die scheinen
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