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Rachegott: Thriller

Rachegott: Thriller

Titel: Rachegott: Thriller
Autoren: Michael Linnemann
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beeinträchtigt.
    Trotzdem verspürte er noch einen leichten Schmerz, sobald er seine Arme hob oder schwere Gegenstände transportierte. Die Stichwunde war zwar schon gut verheilt, doch würde es sicherlich noch einige Wochen dauern, bis Tommy wieder vollständig genesen war.
    In Anbetracht dieser Umstände wäre jeder andere Mensch froh gewesen, nun erst einmal ein paar Büroarbeiten erledigen zu können, um sich langsam wieder dem beruflichen Alltag anzunähern. Aber Thomas war von Natur aus ein ungeduldiger Mensch. Schon in der Schule hatte er – zum Leidwesen seiner Lehrerinnen und Lehrer – niemals lange stillsitzen können. Ständig verlangte er nach Action. Aus diesem Grund bezeichneten ihn viele Leute als ‚hyperaktiv’. Im fachmännischen Sinn war diese Diagnose allerdings nicht korrekt. Thomas barg einfach eine unglaubliche Menge Energie in sich. Diese musste er täglich auf gesunde Art und Weise verbrennen. Folglich sah er sich selbst eher als abenteuerlustig und neugierig an. Am liebsten würde er jeden Tag etwas Aufregendes erleben. Nur dann empfand er eine innere Zufriedenheit.
    Als das Telefon auf seinem Schreibtisch zu läuten begann, beugte er sich vor und langte zum Hörer. „Hier spricht Hauptkommissar Thomas Korn. Wie kann ich Ihnen helfen?“
    „Hier spricht Ihr Vorgesetzter!“, erhielt er als schroffe Erwiderung.
    „Was gibt es, Herr Kortmann?“
    „Ich möchte Sie in einer Minute in meinem Büro sprechen! Bringen Sie Frau Feldt mit! Es ist dringend, haben Sie verstanden?“
    „Ja, natürlich. Ist etwas -?“ Ehe Tommy diese Frage zu Ende stellen konnte, legte sein Vorgesetzter schon wieder auf. Obwohl Thomas ein solches Verhalten nicht leiden konnte, hatte er sich mittlerweile daran gewöhnt. Er wusste genau, dass Frederik Kortmann ein wankelmütiger Mensch war. Hatte er gestern noch jeden Kommissar mit Handschlag begrüßt, fauchte er heute jeden an, der ihm im Weg stand. Diese unausgeglichene Wesensart seines Chefs konnte Tommy schon lange nicht mehr aus der Ruhe bringen. Daher störte es ihn auch nicht, wenn Kortmann ihm mitten in einer Frage das Wort abschnitt, indem er einfach auflegte. Zumal er wusste, dass Kortmanns Frau ihn vor einiger Zeit ohne ein Wort des Abschieds verlassen hatte – nach über zwanzig Ehejahren.
    Folglich ließ Thomas sich von Kortmanns rüder Art nicht aus der Fassung bringen. Er legte den Hörer auf, erhob sich und schritt hinaus auf den Flur. Anschließend begab er sich zum Nachbarbüro und öffnete dessen Tür.
    „Hallo, Kollegin! Die Pflicht ruft!“
     
    Die 38-jährige Kriminalhauptkommissarin Nora Feldt saß hinter ihrem Schreibtisch und tippte einige Sätze in den Computer ein. Im Gegensatz zum Arbeitsplatz ihres Kollegen herrschte in ihrem Büro eine strikte Ordnung. Kein Blatt lag an einem Ort, wo es nicht hingehörte. Jeder Aktenordner stand beschriftet in einer Reihe. Alle überflüssigen Dokumente befanden sich im Papierkorb.
    Einen größeren Kontrast zwischen zwei aneinandergrenzenden Büros gab es auf der ganzen Welt nicht. Davon war Nora überzeugt. Tommys Hang zur Destruktion fand in ihre Liebe zur Ordnung das perfekte Gegenstück. Von Kleinauf war ihr dieser Ordnungssinn mitgegeben worden. Genauso wie der Drang zur Produktivität. Ihre Eltern hatten sie stets gemahnt, sich niemals auf die faule Haut zu legen. Trägheit war schließlich eine der sieben Todsünden. Und da die Erziehung im Kindesalter jeden Menschen bis zu einem gewissen Grad prägte, verkörperte Nora bis heute die Grundwerte der Kontrolle, Strebsamkeit und Disziplin. Sie hasste jede Form von Unübersichtlichkeit sogar so sehr, dass sie sich nicht gerne in Tommys Büro aufhielt.
    Das Wort ‚Büro’ ist in diesem Zusammenhang absolut unangebracht. ‚Saustall’ passt viel besser.
    Kaum dachte sie soeben für einige Sekunden an ihren Partner, da öffnete er auch schon die Tür und grinste sie breit an.
    „Hallo, Kollegin! Die Pflicht ruft!“
    „Das nenne ich Gedankenübertragung. Was gibt es denn? Soll ich dir beim Aufräumen helfen?“
    „Aufräumen? Was müsste ich denn aufräumen?“ Er zwinkerte ihr zu. „Nein, ich habe eben einen Anruf vom Schwergewicht bekommen. Offenbar hat er mal wieder einen besonders guten Tag erwischt. Er möchte, dass wir zu ihm kommen. Und zwar auf der Stelle.“
    „Einen Anruf? Sein Büro liegt keine zwanzig Meter von hier entfernt.“
    „Ja, aber für ihn ist jeder Gang ein Gang zu viel. Das solltest du mittlerweile wissen. Ein
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