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Racheblut

Racheblut

Titel: Racheblut
Autoren: S Kernick
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soll das alles?«, fragte Ash sie, obwohl sie die Worte kaum hervorbrachte.
    »Ich habe abgewartet, bis du aufwachst, meine Liebe. Weißt du, nach dem, was du Stuart angetan hast, sollst du leiden. Du sollst nicht friedlich im Schlaf sterben. Ich will dich baumeln sehen, zappeln und um dich schlagen, ich will sehen, wie dein Gesicht blau anläuft, während du langsam verendest.«
    Sie machte einen Schritt nach vorn, tippte eines der Stuhlbeine an und weidete sich an Ashs Todesangst. Sie trug nach wie vor das blaue Kleid und die weiße Schürze, auch der Dutt saß unverändert festgesteckt auf ihrem Kopf, und Ash weigerte sich immer noch zu glauben, dass diese harmlos aussehende ältere Dame sie gleich umbringen würde.
    »Warum?«, flüsterte sie.
    »Ich hab’s dir doch gesagt. Du hast meinen Jüngsten getötet. Ihn totgeschlagen wie ein wildes Tier. Dafür musst du büßen.«
    »Wir haben doch nur versucht, dem Mädchen zu helfen.« Langsam fand Ash ihre Stimme wieder. »Sonst nichts. Wer war sie?«
    Über das Gesicht der Frau huschte ein Schatten. War es Bedauern? Reue?
    »Ach. Eine von vielen.«
    »Aber warum machen Sie da mit?« Ash wollte es plötzlich unbedingt wissen, obwohl sie nicht mehr glaubte, dass es ihr etwas nützen würde. »Warum entführen Sie junge Mädchen?«
    »Das tue ich doch gar nicht, meine Liebe. Damit habe ich nichts zu tun. Meine Söhne kümmern sich nur um sie und passen auf, dass sie nicht abhauen. Wobei sie sich diesmal nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Diese Mädchen gehören dem Mann, dem auch das Land hier gehört, dem Banker aus London. Er treibt anscheinend so seine Spielchen mit ihnen. Du weißt doch, wie die Männer sind. Manche sind eben noch schlimmer als die anderen. Er vergnügt sich mit den jungen Dingern, und wenn er mit ihnen fertig ist, müssen meine Jungs die Bescherung wegräumen.«
    »Großer Gott.«
    »Ich fürchte, Gott verbringt nicht sehr viel Zeit in dieser Gegend, meine Liebe. Es ist des Teufels Werk, das wir hier verrichten. Schön ist das nicht. Für keinen von uns. Aber was getan werden muss, muss getan werden. Und der Gutsherr zahlt uns viel. Sehr viel sogar. Es war einfach Pech, dass du da hineingeraten bist. Ein schlichter Fall von zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich fürchte, das war Stuarts Fehler. Das Mädchen hätte nicht entlaufen dürfen. Aber da sie es nun mal geschafft hat, musstet ihr alle sterben. Wir können es uns unter keinen Umständen leisten, dass das Geheimnis des Herrensitzes bekannt wird. Und die Bullen anfangen herumzuschnüffeln. Dafür stecken wir alle zu tief mit drin. Nun denn, Stuart hat für seinen Fehler bezahlt. Und nun ist es an der Zeit, dass du dafür bezahlst, was du ihm angetan hast.«
    Ash blieb stumm. Sie wollte nicht glauben, dass es Menschen gab, die junge Frauen zu ihrem Vergnügen missbrauchten und töteten, und andere, die Geld nahmen, um dieses Geheimnis zu hüten, aber vielleicht kam das öfter vor, und nur sie wusste nichts davon. Schließlich hatte sie ein wohlbehütetes Mittelschichtsleben geführt und nichts geahnt von dem bitteren Schicksal Tausender junger Ausländerinnen, von denen vielleicht jeden Tag welche verschwanden, ohne dass jemand sie vermisste.
    »Was ist los mit dir, meine Liebe? Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    »Damit werdet ihr nie durchkommen«, stieß Ash hervor und hoffte verzweifelt, dass sie recht haben würde. Jemand musste für diese Grausamkeiten zur Rechenschaft gezogen werden. Für den Mord an ihrem geliebten Mann, für die Morde an Guy und Tracy und all die anderen ungelösten Morde. Und für den Mord an ihr, denn jetzt wusste sie, dass sie sterben würde. Jetzt gab es keinen Ausweg mehr.
    Dora lächelte. »Oh doch, wir kommen damit durch, meine Liebe. Zerbrich dir darüber mal nicht dein hübsches kleines Köpfchen.«
    »Niemand wird euch glauben.«
    »Nun, ich glaube, das ist dann unsere Sache, nicht wahr? Und du solltest dich glücklich schätzen, meine Liebe. Wir wollten dich eigentlich aufs Anwesen bringen, um das geflüchtete Mädchen zu ersetzen, damit der Gutsherr sich mit dir vergnügen kann. Und das wäre um einiges schlimmer geworden, kann ich dir sagen. Rory und Stuart haben mir erzählt, wie die Mädchen aussehen, wenn der Herr von ihnen ablässt, und ich muss sagen, gerne habe ich das nicht gehört.«
    Sie sah zu Ash auf und zog eine Schnute.
    »Aber wir dachten, auf diese Weise wäre es besser. Mädchen trinkt zu viel. Mädchen dreht durch und schnappt
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