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Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)

Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)

Titel: Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
Autoren: Sharon Osbourne
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»Musicals« gewesen, die sich als simple Stripshows erwiesen und bei denen der Regisseur beiläufig sagte: »Oh, zieh doch einfach dein Oberteil ein bisschen runter, Herzchen.« Oder das Vorsprechen für den Werbespot für Hühneraugenpflaster: »Liebes, leck dir mal über die Lippen – ja, genau so. Mach den Mund ein Stück weiter auf, als ob du … Und jetzt die Lippen schürzen. Toll machst du das.«
    Hin und wieder bekam sie bezahlte Jobs – wenn man es so nennen konnte. Zum Beispiel bei einer Automesse, wo sie zur Präsentation des neuen Modells von Rover lächelnd neben einem fetten Geschäftsmann stand, der ihr hartnäckig den Hintern tätschelte. Oder als Hostess bei einem großen Abendessen einer Pharmafirma im Grosvenor House Hotel, wo sie mit anderen Mädchen in roten Seidenkleidern die Gäste – die männlichen Gäste – begrüßte und zu ihren Plätzen brachte. Das war noch der beste Job gewesen.
    Ihre Träume schrumpften tagtäglich ein Stück weiter zusammen. Vor zwei Monaten war sie noch davon ausgegangen, dass sie auf dem direkten Weg zu einer Hauptrolle an der Seite von Robert Redford war – sie musste sich einfach nur entdecken lassen. Jetzt konnte sie darüber nur noch lachen. Heute hatte sie wieder ein Vorsprechen für eine kleine Nebenrolle in der Krimiserie Die Füchse  – eine siebzehnjährige Ausreißerin aus dem Norden, die auf den Straßen Londons strandete. Wenn sie sich diese Rolle nicht an Land ziehen konnte, welche Hoffnung blieb ihr dann noch?
    Während sie in der blassen Novembersonne über das rissige Straßenpflaster auf die U-Bahn-Station zuging, straffte Maggie die Schultern. Das Casting fand in Soho statt, und Magie liebte dieses chaotische, halbseidene Viertel, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum. Vielleicht war ja heute der Tag, der alles ändern würde. Ja, bestimmt. Sie holte tief Luft und ignorierte den Gestank von Hundekot und Abgasen. Heute wollte sie nur Sonnenschein wahrnehmen. Unwillkürlich blickte sie auf ihre leicht streifigen, aber – wie sie hoffte – einigermaßen natürlich gebräunt aussehenden Hände. Sie hatte am vergangenen Abend zum ersten Mal Quiktan aufgetragen, und nun war ihr Betttuch voller gelblicher Flecken, so dass sie es heute noch einmal würde waschen müssen.
    Aber das alles war die Mühe wert, dessen war sie sich sicher. Und es musste so sein, denn sie besaß nur noch zwanzig Pfund. Entschlossen lockerte sie ihr Haar auf und marschierte mit hocherhobenem Kopf auf die U-Bahn-Station zu.

    »Du bist wirklich hübsch, Kleines, das ist es nicht.« Davey Carlton, der Produzent, starrte sie an wie ein Stück Fleisch. Speichel quoll aus den Mundwinkeln, während er sein Kaugummi kaute.
    »Was ist es dann?«, fragte Maggie und gab sich Mühe, sich ihre Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Sie schob ihre Hände in die Taschen der Hotpants, die zu tragen man sie angewiesen hatte, und trat auf der kleinen Bühne des Theaters, in dem das Casting stattfand, von einem Plateauschuh auf den anderen. Hinter ihr warteten andere Mädchen auf ihre Chance, entdeckt zu werden.
    »Schau, du bist ein wirklich nettes Ding«, sagte Davey und seufzte, als falle es ihm schwer, das Offenkundige aussprechen zu müssen. »Aber du hast es einfach nicht!«
    »Was?« Maggie hatte diese Antwort satt. »Was ist ›es‹?«
    Davey machte eine vage Geste. »Starqualität. Ich weiß nicht. Das lässt sich nicht genau definieren. Du bist wirklich nicht schlecht, glaub mir. Aber du bist eben wie alle anderen. Nichts Besonderes.« Sein Blick war nicht unfreundlich. »Verstehst du?«
    Verstehst du? Maggie hätte am liebsten wütend aufgestampft. Natürlich verstand sie nicht. Und sie war auch nicht derselben Meinung. Wie konnte er all ihre Träume einfach so niedertrampeln?
    »Bitte geben Sie mir noch eine …«, begann sie, doch der Mann unten im Zuschauerraum sagte schon: »Die Nächste.«
    Ein blondes Mädchen in engen grünen Leinenshorts und ebenso engem gestreiftem T-Shirt, das sich über den Brüsten spannte, stolperte auf hohen Hacken auf die Bühne und lächelte strahlend. »Hi«, rief es, »ich bin Charlotte. Es ist toll, dass ich hier sein darf.«
    »Nummer elf, bitte die Bühne räumen«, ertönte eine gelangweilt klingende Stimme aus dem Dunkeln. »Hi, Charlotte«, fügte sie mit etwas mehr Begeisterung hinzu.
    Und so verschwand Maggie in den Kulissen und ließ den lange zurückgehaltenen Tränen endlich freien Lauf.

    Fünf Minuten später
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