Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)

Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)

Titel: Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
Autoren: Sharon Osbourne
Vom Netzwerk:
einem engen Kämmerchen, in das gerade ein Bett und eine Kommode passten. Die Kleiderstange reichte für die wenigen Sachen, die Maggie besaß. Der winzige Schlitz von Fenster ging auf eine rote Ziegelmauer hinaus, die niemals Licht sah. Camilla schlief im »Wohnzimmer«, das etwas größer war, ein echtes Fenster besaß und mit einer kleinen Theke von der Küche abgetrennt war. Das war’s. Zu Anfang – vielleicht sogar einen ganzen Abend lang – hatte Maggie es originell und witzig gefunden. Aber schon bald darauf verabscheute sie es.
    »Sorry, Schätzchen.« Camilla sah zu ihr auf. Ihr blondes Haar hing ihr ins Gesicht, und ihre Augen wirkten riesig, als sei sie noch immer betrunken oder high oder beides. Ihr Blick huschte zu der Gestalt neben ihr. »Das ist …« Sie brach ab, dann kicherte sie. Genüsslich streckte sie die Arme über den Kopf und zeigte ihre Achselhaare, die sie stolz wuchern ließ. »Oh, Shit. Keith. Maggie, Schätzchen, sag hi zu Keith.«
    »Hey«, sagte der Bärtige. Er drehte den Kopf, bis er Maggie richtig sehen konnte, und musterte sie eingehend. »Hey, Maggie. Freut mich.«
    Maggie stieg vorsichtig über eine leere, mit Bast umhüllte Weinflasche. »Hi. Ich muss los. Ich bin spät dran.« Angewidert ließ sie ihren Blick über das Wohnzimmer gleiten.
    »Ich räume gleich auf, Schätzchen, versprochen. Tut mir echt leid.« Camilla fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Sehen wir uns nachher?«
    Sie griff hinüber zum vollen Aschenbecher und zündete sich einen Zigarettenstummel an, dann setzte sie sich auf und streckte sich genüsslich. Ihre großen schweren Brüste bewegten sich, als sie den Kopf von links nach rechts drehte. Keith sah wohlwollend zu.
    Maggie schwieg. Eines Tages würde sie ihre eigene Wohnung haben, und diese Wohnung würde tadellos sauber und aufgeräumt sein – ein Palast verglichen mit der Hopkin Road. Sie stieg über die mottenzerfressene Matratze und ging hinaus, vorbei an den speckigen Sesseln in Braunorange, an der feuchten, schimmelnden Küche, wo noch das schmutzige Geschirr stand, das Camilla bei ihrer Party vor vier Tagen benutzt hatte, und zog blinzelnd die Tür hinter sich zu. Sie würde niemals jemanden mit hierherbringen. Nicht, dass sie hier in London viele Bekannte gehabt hätte, aber sie hätte sich ohnehin zu sehr für ihre Behausung geschämt.
    Camilla fand es anscheinend lustig, in dieser Absteige zu wohnen, sich nicht zu rasieren, benutzte Teller stehen zu lassen, den ganzen Tag kiffend im Bett zu verbringen und »zu leben«, wie sie es nannte. Aber Maggie musste Arbeit finden, und nach zwei Monaten vergeblicher Suche begann sie sich zu fragen, ob das jemals geschehen würde.

    London war ganz und gar nicht das, was Maggie sich vorgestellt hatte. Sie war zu fast jedem Vorsprechen gegangen, von dem sie gelesen oder gehört hatte, und inzwischen konnte sie nur noch den Kopf darüber schütteln, wie naiv sie anfangs gewesen war. Mittlerweile musste sie sich eingestehen, dass sie entweder nicht urban genug oder aber zu prüde war. Nicht nur ein Mal dachte sie verbittert, dass Camilla an ihrer Stelle keine solchen Probleme gehabt hätte.
    Endlose Vorsprechen. Vorsprechen im Royal Court oder in winzigen Kellertheatern, wo angeblich Leute für Stücke über das »wahre Leben« gesucht wurden, in denen aber tatsächlich über die Universität, Shakespeare und Politik gesprochen wurde. Maggie wusste, dass sie spielen konnte – das war Fakt. Und sie konnte singen. Sie sang für ihr Leben gerne, so gerne sogar, dass sie sich ständig zurückhalten musste, wenn sie, einen Soundtrack im Kopf, durch die Straßen ging. Doch das Feedback war immer dasselbe. »Hübsches Ding, aber sie hat’s einfach nicht«, hörte sie einmal einen Regisseur herablassend sagen, als sie durch die leeren Reihen des Theaters hinausschlüpfte.
    Wäre sie überhaupt nach London gekommen, wenn sie gewusst hätte, was sie inzwischen begriffen hatte? Sie war sich nicht mehr sicher. Mit Grauen dachte sie an ihre erste Woche in der Stadt zurück, als sie zum Casting für die Neubesetzung der nächsten Saison für Hair gegangen war. Sie hatte wie angewurzelt im überfüllten Probenraum gestanden und nicht wahrhaben wollen, dass sie sich tatsächlich ausziehen sollte. Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt. Und das Vorsprechen für Hair war vergleichsweise harmlos gewesen; meistens verlangte man von ihr Dinge, die sie ganz sicher nicht tun wollte. Sie war bei Castings für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher