Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
Rauch und Asche geworden ist?«
    » Jesus starb an einem Holzkreuz«, erwiderte er, und darauf hatte ich keine Antwort. Ich fühlte mich plötzlich so erschöpft und ausgelaugt, dass wir nicht mehr viel sprachen. Der Wald schien kein Ende zu nehmen, und ich weiß noch, dass ich Finn fragte, wie tief wir denn noch in ihn hineingehen müssten.
    » Ziemlich exakt bis zur Hälfte«, erklärte Finn und sah mich scharf an, » und dann geht es wieder hinaus– was jeder intelligente Mensch dir sagen könnte. Aber du siehst aus wie Braunbier und Spucke, Händler. Vielleicht solltest du dich ein bisschen ausruhen.«
    Die Dämmerung brach herein, dieses graue Zwielicht, in dem man die Alben huschen sieht, und ich bekam nur noch mit halbem Ohr mit, dass Finn eine Rast anordnete, denn mir war, als wogte ein grauer Nebel um mich, sodass ich alles nur undeutlich sah und hörte.
    Wir waren an einem verlassenen Haus angekommen. Früher war es ein stattlicher Hof gewesen, niedrig gebaut und mit tief gezogenem Dach, aber jetzt war er verfallen und mit Gras und Moos bewachsen, sodass er wie ein bloßer Hügel aussah.
    Ich erwachte und stellte fest, dass ich unter dem Rest des Dachvorsprungs lag, soweit dieser noch vorhanden war, und ich teilte ihn mit stöhnenden, schweißnassen Pockengesichtern, mit Verwundeten und Männern mit Durchfall. Feuer wurden angezündet, die anderen saßen draußen unter den Sternen, in ihre Umhänge gewickelt oder teilten sie mit denen, die keine hatten.
    Kuritsa und Krähenbein waren zurückgekommen. Der große Bogenschütze mit einem Reh um die Schultern, auf das sich die Männer stürzten, um es auszuweiden und zu zerlegen. Das Fleisch wurde auf Spieße gesteckt und überm Feuer gebraten, und der Duft zog ums Haus wie eine Erinnerung an bessere Zeiten.
    Sie brachten mir zarte Bratenstücke und Brot, in herrlichem Fleischsaft getränkt, aber ich hatte keinen Hunger, was mich selbst wunderte, und das Stück, das ich mit Mühe hinunterwürgte, schmeckte wie Asche. Bjaelfi kam und sah mich an, und plötzlich wurde mir mit Schrecken klar, dass ich auch krank war.
    Eine Weile lag ich da und hörte dem leisen Murmeln der Männer zu, die langsam wieder zu einem normalen Leben zurückfanden. Riemen wurden repariert und Waffen gereinigt, ebenso wie sie versuchten, ihre Kleidung vom ärgsten Dreck zu reinigen.
    Sie holten ihre Kämme hervor . S ie alle hatten gute Knochenkämme, und auch wenn der eine oder andere Zahnlücken hatte wie ein alter Mann, zerrten sie sie durch ihr verklebtes, verfilztes Haar. Bjaelfi hatte eine Schere und schnitt die schlimmsten Kletten einfach heraus, dann stutzte er allen die Haare und Bärte, und Leo schüttelte verwundert den Kopf, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass nordische Krieger ebenso eitel sein konnten wie Frauen.
    Schließlich döste ich in meinem Jarlbett unter dem Dachvorsprung ein, zusammen mit den anderen Kranken. Ich hörte, wie Bjaelfi und der Mönch Nachtwache hielten, mit vorsichtigen Schritten und so leise wie Hennen, die ihre Küken umglucken.
    Ich glitt in eine Traumwelt aus Rauch und Wasser, in der vertraute Menschen sich auflösten, sobald ich sie ansah, und, ähnlich wie Alben, nur am Rande meines Bewusstseins existierten. Wenn ich zu mir kam, war es, wie wenn ich aus dem Meer auftauchte, ich rang nach Luft, ich hatte Schüttelfrost und schwitzte gleichzeitig; ich wusste, wie es um mich stand.
    Ich stand auf, und alles schwankte, wie bei schwerem Seegang an Deck. Meine Füße schienen sehr weit von meinem Leib entfernt zu sein und nicht zu mir zu gehören, als ich langsam, wie ein blinder, alter Mann, am Feuer vorbeischlurfte, vorbei an den schnarchenden und furzenden Schläfern, dorthin, wo jemand in Helm und Kettenhemd Wache stand.
    Er sah mich an, ich starrte zurück, und es dauerte eine ganze Weile, bis ich erkannte, dass es Ospak war, der inzwischen näher gekommen war und sich besorgt zeigte.
    » Du solltest zum Feuer zurückgehen, Jarl Orm«, sagte er ohne Umschweife. Ich wollte ihm sagen, er solle mich in Ruhe lassen, weil ich scheißen wolle– was allerdings gelogen war. Ich wollte lediglich allein sein, um etwas herauszufinden, was ich eigentlich schon wusste.
    Doch alles, was ich herausbrachte, war: » Scheißen…« Er nickte zögernd und ging zurück auf seinen Wachtposten. Ich schleppte mich weiter, dorthin, wo der Feuerschein nicht mehr hinreichte, und dann noch weiter, wo es nur noch etwas Mondlicht gab.
    Ich ließ meine Hose herunter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher