Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
töten sollte, aber andererseits ist er bekannt dafür, dass er in einen Kübel Scheiße fallen kann und mit einer Handvoll Silber wieder auftaucht. Vielleicht ist Styrbjörn uns noch mal ganz nützlich.«
    Er warf einen Blick auf den stöhnenden Styrbjörn, dann nahm er seinen Godi und sah entschlossen in die Runde.
    » Ich muss den hier sauber machen. Dann können wir aus Nirgends verschwinden.«
    Wir waren nur noch zwanzig Mann, nicht mehr. Alle anderen waren tot, und die, die im Sterben lagen, töteten wir aus Barmherzigkeit und verbrannten sie, samt ihrem Besitz und sogar ihren Seekisten, und der schwarze Rauch stieg hinter uns in den trüben Himmel, als wir durch frisches Grün und unter Vogelgesang abzogen.
    An diesem ersten Tag waren wir alle noch ziemlich angespannt und sahen uns dauernd um, denn niemand traute den Polanen, und jetzt waren wir auf ihrer Seite der Oder, wo wir einen Nebenfluss namens Netze suchten, den wir überqueren mussten. Doch mit der Zeit sah es aus, als seien wir wirklich und wahrhaftig entkommen, und die Männer fingen an, von dem frischen Laub und den Knospen an den Bäumen Notiz zu nehmen oder sich nach einem Vogelruf umzudrehen.
    Dankbar atmeten sie die saubere, frische Frühlingsluft und lachten sich an– außer den Verwundeten, die neben uns hertorkelten oder getragen werden mussten. Die roten Pocken blieben uns treu, wie ein Hund, den man nicht nach Hause schicken kann, aber dennoch benahmen die Männer sich, als hätten sie besonderes Glück beim Würfelspiel gehabt.
    Ich war der Einzige, der sich nicht freute, überlebt zu haben, der nicht jubelte, weil er dem Abgrund und den Wölfen entkommen war. Ich ging dahin wie ein lebendiger Toter und wartete und wartete, dass Odin endlich zuschlagen würde. Mein mürrisches Gesicht passte nicht in die wiederkehrende Heiterkeit, und die Männer gingen mir aus dem Weg, bis auf Finn und Krähenbein– und seltsamerweise auch der Mönch, der hin und wieder neben mir lief, wobei die ungleichen Enden seiner schwarzen Kutte ihm um die Beine schlotterten.
    Ich wusste, er würde nie von selbst anfangen, sondern warten, dass ich es tat, also fragte ich ihn schließlich, was er wolle.
    » Ich will dich heilen, weil du wie das gebrochene Glied einer Kette bist«, sagte er wortgewandt und sah geradeaus. Krähenbein trabte an uns vorbei, in der einen Hand einen alten Bogen, in der anderen drei Pfeile.
    » Ich gehe auf die Jagd«, verkündete er, und auch wenn ich wusste, es würde ihn von Aljoschas Tod ablenken, suchte ich die richtigen Worte, um ihn zu bremsen, ohne dass er es merkte, denn jetzt gab es kein Kindermädchen mehr für ihn.
    Kuritsa tauchte auf und schlug Krähenbein kameradschaftlich auf die Schulter.
    » Nichts, was Beine hat, wird man essen können, wenn du es getötet hast«, erklärte er. » Du würdest in die Eingeweide schießen, und davon würde das Fleisch bitter werden. Ich gehe mit dir und bringe dir bei, wie man richtig jagt.«
    Damit warf er mir einen beruhigenden Blick über die Schulter zu, und die beiden verschwanden unter den anfeuernden Rufen der anderen, die sich schon darauf freuten, dass es heute Abend außer Brot und Haferbrei womöglich noch etwas Fleisch gab.
    » Ich brauche deinen Christus nicht zu meiner Rettung«, sagte ich zu dem Mönch, und er nickte.
    Ich fragte ihn, warum er sich überhaupt um mich bemühe.
    » Ich brauche dich, um in die Große Stadt zurückzukommen«, sagte er. Das war ehrlich, wenn auch nicht gerade von der Nächstenliebe diktiert, die ich zunächst vermutet hatte. Ich lachte, aber es klang hohl, als stecke mein Kopf in einem Eimer, und er lächelte.
    » Siehst du? Das ist schon besser.«
    » Und was passiert, wenn wir tatsächlich in die Große Stadt kommen sollten, Mönch?«, wollte ich wissen. » Ich glaube nämlich, dass es töricht wäre, einen so gefährlichen Mann wie dich in die Stadt zurückzubringen, wo du einen gewissen Einfluss hast, wir hingegen nicht. So dumm sind wir nicht. Vielleicht sollten wir dich gleich hier töten – das wäre nicht mehr, als du verdient hättest.«
    Eine Weile ging Leo mit nachdenklich gerunzelter Stirn neben mir her, dann strahlte er plötzlich.
    » Du wirst mir einfach vertrauen müssen«, sagte er. » Lebend werde ich in der Großen Stadt mehr für euch wert sein als tot hier draußen.«
    » Also werde ich kein juwelenbesetztes Kreuz stiften müssen, damit man uns lebend ziehen lässt?«, fragte ich trocken. » Jetzt, wo dein Spielstein zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher