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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4
Autoren: Robert Low
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nur zurück, und Aljoscha schickte sich gerade an, aufzustehen, um an die Leiter zu gehen und Krähenbein dort wegzuholen.
    Der Pfeil traf ihn im Hals, direkt unterm Ohr. Wären seine Ohrenklappen unten gewesen, hätten sie ihn geschützt, aber sie standen hoch wie zwei Flügel, und der Pfeil drang auf der einen Seite ein und trat auf der anderen wieder heraus. Erschrocken griff er danach, wie verwundert, dann bäumte er sich auf, und ein Blutstrahl schoss aus seinem Mund. Er kippte seitlich um, polterte die Treppe hinunter und blieb zu Krähenbeins Füßen liegen.
    Der Junge heulte laut auf– aber im selben Augenblick packte ihn jemand und zog ihn zurück in den Schutz der Wolfszähne, gerade in dem Moment, als sich splitternd und mit lautem Krachen das Tor öffnete.
    Der Erste, der ankam, war ein wilder Draufgänger mit Schaum vor dem Mund, als er mit fliegenden schwarzen Zöpfen angerannt kam, den Speer in der Hand, den Lederhelm schief auf dem Kopf. Er hatte gerade noch Zeit, um zu sehen, in was er hineinlief, und blieb stehen– doch schon rannten die anderen ihn um, und er schoss nach vorn und schrie nach seiner Mama, dann war er aufgespießt wie ein Braten am Lagerfeuer.
    Dasselbe passierte mit einem halben Dutzend weiterer Männer– wir hatten ja einige Spitzen lang genug gelassen, dass zwei oder drei daraufpassten, sodass einige der Schäfte unter dem Gewicht abbrachen.
    Diejenigen, die hinterherkamen, merkten, dass etwas nicht stimmte, denn sie mussten anhalten und konnten sich weder vorwärts noch seitwärts bewegen, während unsere Männer im Torturm Balken mit spitzen Nägeln auf sie herunterregnen ließen.
    Ich hackte und hieb um mich, und das Holzgestell gab langsam nach und fing an, unter dem Ansturm zurückzurutschen, also stemmten sich unsere Männer auf ihrer Seite mit den Schultern dagegen, während andere sich dazwischendrängten, um zu kämpfen. Über allem lag ein Dunst aus Schweiß und angstvollen Todesschreien; die Erde unter dem Torturm war ein dicker, blutiger Schlamm.
    Ich sah, wie Finn mit einem wilden Hieb jemandem den Unterkiefer abschlug. Ich sah auch, wie einer von Randr Sterkis Männern eine Speerspitze in den Mund bekam und gurgelnd zu Boden ging. Pfeile pfiffen und trafen auf Holz, und auf beiden Seiten schrien Männer auf und starben. Die Polanen schossen jetzt planlos in die Toröffnung, achteten nicht mehr darauf, ob oder wen sie trafen.
    Yan Alf drehte plötzlich durch und sprang auf das Gestell mit den Wolfszähnen, an dem die Leichen hingen, dann warf er sich kreischend mitten in das Rudel. Ich habe ihn danach nicht mehr lebend gesehen. Finnlaith schrie: » Ui Neill!«, und folgte ihm; er sprang vom Wachturm, und ich sah ihn noch ein letztes Mal, wie er aus der Menge der Feinde auftauchte wie ein Wal in den Fluten; dann verschwand er.
    Das war der Wendepunkt. Eben hatte ich noch laut keuchend um mich geschlagen und meine blutige Axt geschwungen, dass mir der Arm schmerzte– dann lehnte ich plötzlich an dem ramponierten Gerüst mit den Wolfszähnen, an dem die aufgespießten Männer sich stöhnend krümmten. Die Polanen zogen sich unter dem Schutz ihrer eigenen Pfeile zurück, und Finn brüllte eine Warnung, als der volle Pfeilhagel auf uns niederging. Mit erhobenen Schilden standen wir da, bis einige der Männer ein paar dicke Holztüren heranschleppten, die sie von den Häusern abmontiert hatten, um daraus eine Schutzwand zu errichten. Schließlich hörte der Pfeilbeschuss auf, und die Männer wagten sich hinaus, um die Leichen zur Seite zu räumen und die Tore wieder zu schließen, allerdings waren sie so schwer beschädigt, dass man sie nicht mehr verriegeln konnte.
    Ich weiß, dass ich selbst laut schreiend Anweisungen gab, das sagte Finn mir später. Ich weiß auch, dass ich mithalf, Aljoscha fortzutragen, und den weinenden Krähenbein tröstete, während die Mannschaft der Kurzen Schlange – oder was davon noch übrig war– grimmig und mit Blut verkrustet dastand, während Aljoscha auf seinem Schild zum Scheiterhaufen getragen wurde. Ospak und Murrough, die letzten Iren, die noch übrig waren, standen stumm und wie erstarrt da, unfähig, hinauszugehen und Finnlaith zu suchen. Schließlich schlug Onund ihnen auf die Schulter und gab ihnen etwas zu tun, um sie von ihrem Leid abzulenken.
    Das alles weiß ich, aber bewusst erlebt habe ich es nicht. Erst später fand ich wieder in die Wirklichkeit zurück, als Bjaelfi meinen Fußknöchel verband– meine alte
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